Glitzern und Funkeln, doch mehr als nur das – Schmuck ist ein Statement mit viel Ausdruckskraft, eine Botschaft, die uns strahlen und selbstbewusst wirken lässt. Die Erfurterin Luise Zücker schafft solchen Schmuck. Wir haben mit ihr gesprochen.
Was hat dich dazu bewegt die Richtung zum Schmuckdesign einzuschlagen?
Lange Zeit war ich im Modedesign tätig. Kurz vor Ende des Studiums hatte ich nochmal Lust auf ein Praktikum und wollte noch mal raus. Daraufhin bewarb ich mich in New York für ein Praktikum bei dem Modelabel VPL. Tatsächlich hatte ich eine andere Zusage, habe mich aber, als ich schon in NY war, einfach noch einmal persönlich bei VPL vorgestellt. Sie haben mir dann auf der Stelle zugesagt. Das kann ich wirklich jedem empfehlen: einfach machen! Ich bin dann nach dem 3-monatigen Praktikum mit einem festen Jobangebot in der Tasche wieder zurück nach Hamburg, um meinen Bachelor of Arts abzuschließen. Danach arbeitete ich dann zweieinhalb Jahre als Junior Designerin in New York. Ich designte nicht nur Womenswear, sondern auch Accessoires, Schuhe, Taschen und Schmuck.
In meinem Modestudium beschäftigte ich mich viel mit Accessoires und fand es sehr faszinierend, wie durch ein bestimmtes Accessoire das ganze Outfit nochmal eine ganz andere Note bekommt. Es wertet es auf. Zum Beispiel trägt man ein Sweatshirt und zieht dann einfach noch ein paar coole Ohrringe an und: zack, es entsteht ein ganz anderer Look. Von New York bin ich dann nach Berlin zurückgezogen, um meinen Master zu absolvieren. Während des Masters bemerkte ich, dass mich Accessoires sehr faszinieren, also besuchte ich nebenbei Schmuckkurse, in denen ich die Grundlagen des Goldschmiedens lernte.
Ich merkte, dass Schmuck zeitlos ist. In der Mode ist alles so schnell und das gefällt mir nicht. Es wird so viel produziert und dann nicht genutzt. Das fand ich so schade, um die ganze Arbeit und die Liebe, die man ins Design steckt. Es ist alles schnell entwertet. Im Schmuck ist es was anderes. Man kauft sich ein Schmuckstück und das reicht im Zweifel fürs ganze Leben, vielleicht wird es ein Erbstück. Es besitzt eine andere Wertigkeit, eine ganz andere Ruhe.
Du steckst sehr viel Herzblut in deinen Schmuck, wie würdest du ihn beschreiben?
Jedes Schmuckstück hat eine ganz bestimmte Aussage und eigne Magie. Auf meiner Website habe ich zu jeder Kollektion meine Inspiration beschrieben. Ich befasse mich sehr viel mit femininen Themen. Auch mit Aussagen der inneren Stärke und des Selbstbewusstseins. Ich möchte, dass man meinen Schmuck trägt und sich dadurch stark fühlt -Gewappnet für das, was kommt.
Du hast Ohrringe in Form einer Vulva kreiert. Was inspiriert dich bei dem Schaffensprozess?
Das ist unterschiedlich. Bei der Vulva-Kollektion hat mich ein Kunstwerk inspiriert. Es hat jemand Abdrücke von verschiedenen Vulven gemacht. Das sah schön und ästhetisch aus. Da dachte ich: Krass, das habe ich noch nie so gesehen. Es ist oft ein Tabu, sexualisierend und verboten. Genau da fängt auch das Künstlerische an. Deswegen designte ich die „Lacuna“-Kollektion. Aber auch die anderen Kollektionen zeigen ihre individuelle Geschichte auf. Dabei geht es viel um Selbstfindung oder Übergänge im Leben.
Warum hast du dich dazu entschieden so extravaganten Schmuck zu designen?
Das liegt daran, dass ich so modegeprägt bin. So fing es bei mir an. Ich entwarf Headpieces und Gesichtsmasken zusammen mit anderen Künstlern für die Bühne, Modefotografie, Film und Fernsehen. Das habe ich als Freelancer neben meinem Modelabel und Styling gemacht. Mich fasziniert es, wie eine Gesichtsmaske jemand verändern kann. Mit der Gründung meines Schmucklabels breche ich das alltagstauglich runter. Die Extravaganz einer Gesichtsmaske drücke ich so in kleinen Ringen oder Ohrringen aus, sodass sie alltagstauglich werden.
Du hattest eine Anfrage von Lady Gaga. Was wollte sie von dir?
Es war sehr aufregend – Anfang April in der Lockdown-Phase. Auf einmal bekam ich eine Mail von Lady Gaga. Erst dachte ich, es ist ein Fake. Die Stylistin von Lady Gaga meinte, dass mein Schmuck megagut zu einem ihrer Projekte passen würde. Sie brauchten die Teile aber bis Donnerstagabend und es war schon Dienstag. Also packte ich alles schnell zusammen und schickte es hin. Leider hat es nicht funktioniert. Das Projekt wurde gecancelt. Was Gutes hat es dennoch, denn sie haben mich auf dem Schirm. Blöderweise ist mein Paket verloren gegangen und nie wieder zu mir zurückgekommen. Deswegen telefonierte ich mit der Stylistin und so stehen wir noch in Kontakt. Vielleicht ergibt sich noch einmal ein gemeinsames Projekt.
Jeder Designer hat im Herzen doch sein absolutes Lieblings-Teil. Welches ist deins?
Der „Lacuna“-Ring, der erste Ring, den ich je gemacht habe. Ich trage den fast täglich. Wenn ich ihn nicht anhabe, fühle ich mich irgendwie nackt. Das ist auch der Ring, den ich als Erstes produzierte. Ich freue mich, wenn ich sehe, wie andere Menschen den tragen. Das ist schon ein Herzstück.
Du lebst und arbeitest in Berlin, bist in der Welt unterwegs, vermisst du etwas aus deiner alten Heimat Erfurt?
Ja, auf jeden Fall! Ich habe in Erfurt auch noch einen wundervollen Freundeskreis und sehr enge Bezüge. Ich bin auch immer wieder gerne dort. In Berlin habe ich auch viele Freunde, die aus Erfurt und Jena kommen. Es ist einfach ein Zuhause-Gefühl. Der familiäre, freundschaftliche Zusammenhalt, den findet man in keiner anderen Stadt.
Du hast auch schon andere Designer getroffen und mit verschiedenen Musikern zusammengearbeitet. Welche Begegnung ist dir dazu noch im Hinterkopf geblieben?
Das aufregendste war es, Björk die Hand zu schütteln. In New York begegnete ich ihr. Sie besuchte die Designerin, für die ich zu dieser Zeit arbeitete. Ich finde sie ist eine sehr spannende Künstlerin, nicht nur musikalisch, sondern auch mit ihrem extrem prägenden Stil.
Kannst du uns einen kleinen Sneak-Peak geben, wo du dich und deinen Schmuck in 10 Jahren siehst?
Ich möchte sehr gerne ortsunabhängig arbeiten. Unterwegs sein, Künstler ausstatten, generell alles gut managen können. Ich habe gerade erst angefangen. Es ist noch alles ganz frisch und spannend. Ich hoffe, dass ich gut davon leben kann. Mitarbeiter und ein kleines Team, wären auch megaschön.
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