Es ist wirklich absurd, dass wir Gemüse, welches bei uns angebaut werden kann, durch halb Europa fahren. Also warum sollten wir nicht lokale Flächen nutzen, um das alles etwas nachhaltiger zu gestalten?“ Anna Meincke trifft mit ihrer Aussage einen Nerv. In Zeiten des Klimawandels bietet die Gründerin mit ihrem Projekt „Dachgemüse“ einen ökologischen Ansatz, um die Produktion von frischen Lebensmitteln dort anzubauen, wo sie konsumiert werden. Die studierte Umweltingenieurin will städtische Brach- und Dachflächen für den Gemüseanbau nutzen, weshalb sie für ihr Pilotprojekt in Erfurt jetzt eine Crowdfunding-Aktion gestartet hat.
Anna Meincke startet Projekt „Dachgemüse“ in Erfurt
Bis zum 9. Dezember habt ihr auf der Plattform www.startnext.com/stadtgemuese die Chance, Teil ihrer Vision zu werden. Für ihre erste Stadtgemüsefarm im Hinterhof des Erfurter Kreativ-Standortes „Kontor“ in Erfurt benötigt Anna 10.700 Euro, um die Basis von sieben großen Beetflächen auf einer Fläche von etwa 1500 Quadratmetern zu schaffen, bestehend aus Beet-Einfassungen, Wurzelschutzvlies und circa 400 Kubikmeter hochwertiger Erde. Euer Lohn, wenn ihr unterstützt: Gourmet-Gemüseboxen, Balkongarten-Beratung und vieles mehr.
Nicht zu vergessen, das gute Gewissen, etwas für ökologische Nachhaltigkeit getan zu haben, denn nicht mal die Hälfte des Gemüses, das wir hierzulande essen, wächst in Deutschland. Lange Transportwege und konventionelle Anbaumethoden verursachen zahlreiche negative Umweltauswirkungen. Und eben das will Dachgemüse besser machen, indem Gemüsefarmen auf städtischen Brach- und Dachflächen angelegt werden sollen. „Außerdem lege ich mit meinem Projekt den Fokus auf Vielfalt“, verrät Anna, die unter anderem Gemüsesorten anbauen will, die auf der roten Liste der einheimischen Nutzpflanzen stehen. „Nicht nur viele Tiere sind vom Aussterben bedroht, auch viele Obst- und Gemüsesorten.“
Von kleinem Balkon zu großem Dachterrassen-Projekt
Von weißen Zucchini über lila Bohnen bis hin zu Kartoffeln in allen Farben des Regenbogens – mit ihrem Projekt soll die DNA alter Arten den Erfurter Esstisch etwas bunter machen. „Die Sortenvielfalt hat mich seit Anbeginn von Dachgemüse in ihren Bann gezogen. Viele Menschen wissen gar nicht, welch‘ tolle Pflanzen in Deutschland wachsen können – zu jeder Jahreszeit“, sagt die Gründerin, deren Anfänge auf ihrem eigenen Balkon liegen. Vor etwa sechs Jahren startete Anna mit ein paar Blumenkübeln auf ihrer Dachterrasse in Duisburg. „Dort hatte ich eine minikleine Zweiraumwohnung mit einer großen Dachterrasse, die ich in einen Gemüsegarten verwandelte.“ Auf Instagram ließ sie die Welt an ihrer Leidenschaft teilhaben. Jahr für Jahr nahm Dachgemüse weiter an Form an. Zahlreiche Workshops zum Thema „Urban Farming“, hunderte Pflanzentipps und etlichen Kilo Gemüse später folgte Anfang 2020 der Entschluss, zurück in ihre Heimat Erfurt zu kommen.
Mit ihrer Idee im Kopf und viel Erfahrung im Gepäck startete sie digital: „Ich setzte mich erstmal vor meinen Laptop und suchte bei Google-Maps nach großen Dächern und innerstädtischen Brachflächen. Jedoch war es nicht so einfach, die Eigentümer ausfindig zu machen“, sagt sie und fügt an: „Ich hatte Glück, dass sich Frank Sonnabend vom Kontor für die Idee begeistern konnte.“ Eigentlich wollte Anna das Dach nutzen. Das war jedoch nicht möglich, da dieses eine Mindesttraglast von 300 Kilo pro Quadratmeter haben muss. Also einigten sich die beiden über die Nutzung der Fläche hinter dem KreativStandort. Mit diesem ersten Demonstrationsprojekt will das Start-up beweisen, dass es möglich ist, mitten in der Stadt Gemüse anzubauen – und zwar nachhaltig, wirtschaftlich und modern. Weitere Stadt- und Dachgemüsefarmen sollen in den nächsten Jahren folgen. Dafür ist Anna dann auf weitere Kooperationspartner angewiesen, die sich gerne jetzt schon bei ihr melden können.
Klimaschutz und Biodiversität
Wenn alles läuft, wie die junge Gründerin hofft, können Mitte kommenden Jahres die ersten Gemüseboxen an die Erfurterin oder den Erfurter gehen. Ziel ist es, jährlich Gemüse für etwa 50 Abo-Boxen (Ernteanteile) zu erzeugen und so wöchentlich bis zu 50 Haushalte mit frischen, regionalen und nachhaltigen Gemüseraritäten zu versorgen. Die ersten Boxen sollen im Juni 2022 ausgeliefert werden. Mit der Stadtgemüsefarm soll zudem ein Ort geschaffen werden, an dem Events, Seminare sowie Workshops rund ums Gemüse und den Anbau stattfinden. Von Balkonbepflanzungs-Workshops über Tomatenverkostung bis hin zu einen Tag Mitgärtnern ist alles möglich.
Der Spatenstich für die Stadtgemüsefarm in Erfurt soll im Februar 2022 erfolgen, sodass pünktlich zu Beginn der Gartensaison das erste Gemüse angepflanzt werden kann. Bevor jedoch in Erfurt die erste Ernte ansteht, muss das Crowdfunding Früchte tragen. Anreize gibt es genug, denn: „Mit dem Projekt können wir beweisen, dass es ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll ist, Gemüse auf kleinen Flächen mitten in der Stadt anzubauen. So kann Dachgemüse für viele weitere Projekte als eine Art Vorbild wirken. Außerdem leistet jeder Unterstützer und jede Unterstützerin einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz, zur Biodiversität und zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt.“
Hart Facts:
- Mehr zu Dachgemüse:
- www.dachgemuese.com
- www.startnext.com/stadtgemuese
- www.instagram.com/dachgemuese