Erfurt ist eine grüne Stadt. Das zeigt sich nicht nur im Stadtwald Steiger, entlang der Gera und in den vielen Parks. Auch der Beiname spricht Bände: Erfurt wurde schon im 19. Jahrhundert als Blumenstadt gerühmt. Doch was ist geblieben von diesem sagenhaften Namen? Blüht die Stadt tatsächlich? Warum nennt man die Einwohner eigentlich Puffbohnen? Mit diesen und anderen Fragen hat sich Mirko Krüger auseinandergesetzt. In seinem neuesten Buch „Grünes Erfurt für Klugscheißer“ geht er 50 populären Irrtümern auf den Grund. Uns erzählte er, welchen.
Was fasziniert dich so an dieser Stadt?
Ich bin eine Puffbohne. Ich wurde in Erfurt geboren, hier lebe und arbeite ich. Das ist der eine Teil der Antwort. Der andere Teil hat mit meiner Leidenschaft zu tun, zu recherchieren und die Ergebnisse unterhaltsam zu erzählen. Das wiederum lässt sich wunderbar in Erfurt umsetzen. Obwohl die Stadt recht klein ist, steckt sie voller spannender Geschichten und interessanter Menschen, die entdeckt werden wollen.
Um was geht es in deinem neuen Werk?
Sagen wir lieber Büchlein dazu. Werk klingt mir zu hochtrabend. Im Mittelpunkt stehen populäre Irrtümer und andere Wahrheiten über das grüne Erfurt. Grün, das meint sowohl Natur und Umwelt als auch Gartenbau und Blumenstadt.
Dein Buch passt thematisch wunderbar zur Buga im nächsten Jahr. Zufall?
Ja und nein. Ich hätte dieses Büchlein auch ohne Buga geschrieben. Die Buga ist letztlich ein temporäres Ereignis, während ich darauf hoffe, dass mein Büchlein auch darüber hinaus die Erfurter interessiert.
Wie kamst du auf die Idee zum Buch?
Ich hatte vor zwei Jahren bereits „Erfurt für Klugscheißer“ vorgelegt. Darin geht es vor allem um Stadtgeschichte und das Selbstverständnis der Erfurter. Grüne Themen kommen nur beiläufig vor. Es war mir ein Herzenswunsch, ihnen einen eigenen Band zu widmen.
Bist du mit der Kamera selbst durch Erfurt gewandert, hast die beschriebenen Orte besucht und Fotos für dein Buch gemacht?
Was für eine Frage! Zu einer Recherche gehört das eigene Erleben zwingend dazu. Gerade wenn man meint, einen Platz gut zu kennen, sollte man ihn unbedingt erneut aufsuchen. Er könnte sich ja in der jüngsten Zeit verändert haben. Ebenso wichtig sind Gespräche. Ich habe mit einem Dutzend Experten teils stundenlang gesprochen und diskutiert.
Kannst du ein bis zwei Geschichten anreißen, die für ein Aha-Erlebnis bei den Leser*innen sorgen könnten?
Da ist zum einen ein Klassiker. Viele Erfurter glauben, dass Napoleon um das Jahr 1808 mehrere Gärtner aus Erfurt nach Versailles abkommandiert hat, damit sie dort Brunnenkresse anbauen. Ich wollte unbedingt einen Beleg dafür finden. Dabei fand ich heraus: Bei dieser Geschichte handelt es sich um Fake News, die 1867 in die Welt gesetzt worden sind. Ein anderes Kapitel erzählt vom Aspenbusch. Vermutlich haben viele Erfurter diesen Namen noch nie bewusst wahrgenommen. Dabei handelt es sich um das größte Naturschutzgebiet der Stadt. Es ist drei Mal so groß wie der Egapark.
Was hat dich bei deiner Recherche für das Buch am meisten überrascht?
Auf die Frage, welche Baumart am häufigsten in Erfurt steht, hätte ich ohne Recherche nie und nimmer die richtige Antwort gewusst. Es ist im bebauten Stadtgebiet der Ahorn. Im Steiger fällt die Antwort viel leichter, denn da ist die Dominanz von Buchen und Eichen offensichtlich.
Hast du bereits weitere Ideen für kommende Erfurt-Bücher?
Ja, sogar mehrere. Schon im März 2021 erscheint „Luther für Klugscheißer“. Darin gibt es selbstverständlich viele Erfurt-Bezüge.
Hard Facts:
- Das neue Buch von Mirko Krüger: „Grünes Erfurt für Klugscheißer“. Mittlerweile ist es sein drittes Buch über Erfurt.
- „Grünes Erfurt für Klugscheißer“ ist überall im Buchhandel erhältlich. Mehrere örtliche Händler haben außerdem eigene Onlineshops.