Mira Held ist Genuss-Expertin. Seit fünf Jahren betreibt sie mit ihrem Partner Flo den Blog „How to Gourmet“ und futtert sich durch Restaurants in Thüringen. In ihrer regelmäßigen Kolumne „Food Storys aus Thüringen“, die einmal im Monat erscheint, nimmt sie uns mit auf ihre kulinarischen Abenteuer in Thüringen und gibt Inspirationen für den nächsten Leckerbissen, Wochenend-Schmaus oder die kleine Alltagsversüßung:
Skandinavische Gemütlichkeit
Wenn sich die Blätter an den Bäumen bunt färben, dann ist das zwar schön, doch für mich schwingt auch immer ein kleines Gefühl des Grauens mit. Wie der herbstliche Morgennebel schleicht sich ein Gedanke in meinen Kopf: „Ab jetzt noch vier Monate, bis der Frühling wiederkommt!“. Auf anhaltende Dunkelheit, Kälte und Nässe könnte ich gut verzichten. An einem Wochenende, an dem sich der Nebel nicht lichten will und leiser Sprühregen braune Blätter in einen rutschigen Teppich verwandelt, setze ich mich in den Zug nach Jena. Ich weiß, in dieser Stadt gibt es Expert*innen, die sich in Dänemark jahrelang zum Thema „Umgang mit schlechtem Wetter“ weitergebildet hatten.
Vermutlich haben sie einen Abschluss im Fach „skandinavische Gemütlichkeit“. Mitten in der Innenstadt von Jena betreiben Franziska und Stefan Weiland das Café „Holz & Hygge“. Hinter dem Wort „Hygge“ versteckt sich eine skandinavische Tradition, die auch die dunkle Jahreszeit erträglich macht. Diese dänische Lebenseinstellung beinhaltet eine gemütliche sowie herzliche Atmosphäre zu kreieren. Liebe Menschen um sich herum gehören genauso dazu wie Kerzenlicht, gutes Essen und Trinken. Es ist der dänische Ansatz, die kleinen Dinge im Leben zu genießen und sich selbst etwas Gutes zu tun.
Nordic Design und bester Kaffee
Im „Holz & Hygge“ kann man sich von den Vorzügen dieses Ansatzes überzeugen lassen. Das Café dient gleichzeitig als Showroom für Möbel und Leuchten im skandinavischen Design, die im eigenen Onlineshop verkauft werden. Es gibt allerlei Inspiration, um für mehr „Hyggeligkeit“ zu Hause zu sorgen. Der Innenraum des Cafés lebt die Vorzüge der Einrichtung mit hellen Naturmaterialien vor. An großen Fenstern sitzend kann man den Herbst Herbst sein und die Gemütlichkeit ihre Wirkung entfalten lassen. Bei köstlichem Kaffee von den Röstbrüdern aus Weimar gibt es zudem die Möglichkeit, kulinarisch in den Norden zu entfliehen – Franzbrötchen und Zimtschnecken zaubern auch nach sieben Tagen Regenwetter ein Lächeln ins Gesicht. Zum Frühstück gibt es ofenwarme Brötchen oder dunkelbraunes Körnerbrot mit dänischem Käse, Eiersalat und leckeren Skyr.
Gemütlichkeit wird nach außen transportiert
So lässt es sich aushalten, denke ich, und beschließe, noch ein bisschen mehr Gemütlichkeit in Jena zu erkunden. Wer schon mal in der Dunkelheit durch Skandinavien gefahren ist, der weiß, dass Hygge auch nach außen strahlt. Die Häuser sind nicht nur von innen gemütlich, durch Lampen in den Fenstern und Laternen vor der Tür wird die Gemütlichkeit nach außen transportiert. Man sorgt für Heimkommende und Reisende, anstatt sich hinter heruntergelassenen Rollläden zu verbarrikadieren. Heute genieße ich das Café Brandmarken auf diese Art. Ich bestaune durch die Fenster, wie hier auf Vintage-Möbeln im Schummer-Licht die Geborgenheit von Omas Sofa aufkommt. Der Kuchen lässt Kummer und Sorgen vergessen. Das hebe ich mir für einen ganz besonders dunklen Tag auf.
Denn ich habe noch eine Verabredung im Salü, mitten im Paradies. Lichterketten leuchten mir durch den Nebel entgegen. Noch bis Mitte November ist das Salü hier zu finden, dann zieht es über den Winter in das Mietcafé Lenz in der Schenkstraße. Im Salü wartet vegetarisches und veganes Soulfood auf mich. Rote-Bete-Knödel, Tantan Ramen mit Mira war mal wieder schlemmen. Diesmal in Jena zum Frühstück im Holz und Hygge sowie im Salü im Paradies. Hokkaido-Kürbis oder Schwarzbier-Waldpilz-Gulasch mit Rosenkohl. Jedes Gericht zeigt wunderbare Dinge auf, die der Herbst zu bieten hat. Ich lehne mich in meinen gut gepolsterten Sessel zurück. Vielleicht ist die dunkle Jahreshälfte am Ende doch nicht so schlecht?
Warme Pläne für die kalte Jahreszeit
In meinem Kopf nimmt die Strategie für den Herbst und Winter Gestalt an. Sie funktioniert nach dem erprobten skandinavischen Rezept: Man nehme wärmende Heißgetränke, reichlich seelenstreichelnden Kuchen und die lagerfeuerähnliche Wärme, die durch die Geräuschkulisse plaudernder Menschen und zischender Siebträgermaschinen erzeugt wird. Schöne Café- und Restaurantbesuche mit lieben Menschen halten die Stimmung hoch. Und dann ist auch ganz schnell wieder Frühling …
Hard Facts:
- Holz & Hygge: Unterlauengasse 2 | Mehr unter: www.holzundhygge.de
- Café Brandmarken: Saalstraße 12 | Mehr unter: https://www.brandmarken-jena.de
- Salü – Genuss am Fluss: Burgauer Weg 1a Mehr unter: www.salue-im-paradies.de
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