Es wird dunkel, man rutscht in den Sitz und schaut nicht wie im Kino geradeaus, sondern nach oben – ein bisschen wie beim Zahnarzt. Dieses Oben ist die große Kuppel des Planetariums im Jenaer Damenviertel. Mit einem Kuppel-Durchmesser von etwa 25 Metern ist der 1926 fertiggestellte Bau das heute dienstälteste Großplanetarium der Welt.
Im Jena Planetarium im Damenviertel
Seit fast 100 Jahren werden die Menschen hier gerührt und gebildet zugleich, denn auf das Rund wird traditionell das Himmelszelt projiziert: Wo steht in Jena aktuell welcher Stern? Was bedeutet das für den Verlauf der Jahreszeiten? Untermalt von melodischer Klaviermusik lernt man etwa, dass der Frühling schon da ist, zumindest astronomisch: Das Frühlingsdreieck, jene große Figur auffälliger Sterne, die am Himmel der Nordhalbkugel in den Frühjahrsmonaten deutlich erkennbar ist, ist im März aufs Firmament gerückt.
Dieser aktuelle, verständlich erklärte Blick in die Sterne steht am Anfang der Vorstellungen im Planetarium. Danach stehen sehr verschiedene Programme in der von der Ernst-Abbe-Stiftung betriebenen, von rund 150.000 Menschen jährlich frequentierten Jenaer Sehenswürdigkeit auf dem Programm. Seit Jahren können Kindergärten und Schulklassen die Visualisierung des Peter Maffay-Musicals Tabaluga besuchen, auch Fans legendärer Popgruppen wie Queen oder Pink Floyd kommen bei den entsprechenden Shows auf ihre Kosten. Ferner gibt es die Möglichkeit, im Planetarium unterm Sternenhimmel ein VierGänge-Menü zu buchen oder Privatfeiern zu organisieren. Wer aber beim Thema Astronomie bleiben möchte, wird bei einer Vielzahl an Programmen wie „Planeten“ oder „Sterne“ fündig.
Eine Reise durchs Sonnensystem
An jenem Nachmittag sind es die „Planeten“, die präsentiert werden. Produziert vom LWL Münster – LWL steht für Landschaftsverband Westfalen Lippe, der in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Museen und auch Planetarien betreibt – begibt man sich in dieser relativ neuen Produktion auf die Reise durch unser Sonnensystem. Aufwändig visualisiert changiert die Schilderung zwischen wissenschaftlichen Fakten und latent sensationalisierender Spekulation. Das ist angesichts der den Menschen seit jeher umtreibenden Frage „Sind wir allein?“ einerseits verständlich, wird an diesem Nachmittag andererseits von der wissenschaftsaffinen Fraktion einiger Jugendlicher rundheraus abgelehnt. O-Ton: „Also da war ja Tabaluga in der Grundschule besser, da wusste man wenigstens vorher, es wird kitschig!“
Der Mehrheit des Publikums scheint es aber gefallen zu haben. Auch wenn die Augen sich nach der Vorstellung erst einmal wieder ans Tageslicht gewöhnen müssen – leuchten sie. Die Projektionstechnik ist schlichtweg zu beeindruckend, ungeachtet der eher kontrafaktisch-populär aufbereiteten Inhalte.
Ein jeder Projektor
Diese Projektionstechnik hat sich im Laufe der Zeiten immer wieder verändert: Früher warf ein Zeiss-Projektor von der Mitte des Planetariums aus Bilder an die Kuppel. Mittlerweile ist ein Powerdome-Velvet-Projektionssystem von Zeiss installiert. Die einzelnen Velvet-Projektoren befinden sich nunmehr seitlich am Kuppelrand. Das heißt: Ein jeder Projektor bespielt nur einen Teil des Runds. Eine sogenannte „Full-Dome-Projektion“ zählt zu den anspruchsvollen Herausforderungen, der sich Multimedia gestalterinnen und -gestalter so widmen können. Deswegen ist es auch wichtig, dass die Produktionen ein paar Jahre lang gezeigt werden können.
Welche Eiskrem-Qualität einen „outer space“
Womit sich die minderjährigen Show-Kritiker an diesem Nachmittag versöhnen lassen, sodass der Besuch auch für sie ein nachhaltig schönes Erlebnis wird, ist außerhalb der Kuppel zu finden: Im Kassenbereich gibt es allerhand aufregenden Weltall-Merchandiese: Bücher, Spiele, Experimente, Teleskope und echte AstronautenNahrung! Die Wahl fällt auf Vanilletrockeneis. Schließlich sollte man wissen, welche Eiskrem-Qualität einen „outer space“ erwartet, bevor man darauf hinarbeitet, als Astronautin oder Astronaut in den Orbit zu reisen.