Wir erhaschen Kabarettisten Jonas Greiner auf der Zugfahrt von Lauscha nach Leipzig. Am letzten 9-Euro-Ticket-Tag. Insgesamt ist er samt Freundin knapp vier Stunden unterwegs. Von Lauscha nach Bamberg. Von Bamberg nach Leipzig. Gut für das t.akt Magazin: In Bummelzügen ist der Empfang besser. In der Ostmetropole ist er diesmal nur zu Gast bei einer Veranstaltung. Sonst ist Jonas aber im Vordergrund. Auf der Bühne. Mittlerweile ist er weit über die Grenzen Thüringens bekannt und wird im September sowie Oktober einige Auftritte in seinem Heimatbundesland absolvieren. Mit dem Soloprogramm „In voller Länge“ steht der Comedy-Hüne – Körpergröße: 2,07 Meter– unter anderem in Saalfeld und Suhl im Scheinwerferlicht. Mit uns spricht der sympathische Mittzwanziger, der gerne auch mit dem Prädikat „Nachwuchshoffnung der ostdeutschen Comedy- und Kabarettszene“ versehen wird, über Heimatliebe, Sonntagsbraten und die nächstgrößte Stadt bei Thüringen
Hallo Jonas. Wie kam es eigentlich, dass du Stand-up Comedian wurdest?
Alles begann in meiner Heimatstadt Lauscha beim Fasching. Aus einer Bierlaune heraus bot ich mich dort 2016 als Büttenredner an und durfte dann auch mit kurzen, eigenen Nummern auf die Bühne. Das Ganze ist trotz meiner Zweifel im Vorfeld sehr gut angekommen. Ich hatte Blut geleckt. Beim Fasching bin ich jedoch immer in eine Rolle geschlüpft. Trump zum Beispiel. Ich wollte aber wissen, wie es sich anfühlt, als ich selbst – mit Stand-up-Comedy – auf der Bühne zu stehen. Also informierte ich mich, wo ich da einsteigen kann, und entschied mich für den österreichischen Kabarettwettbewerb Grazer Kleinkunstvogel. Einfach, weil es eine Möglichkeit bot, im deutschsprachigen Raum aufzutreten, aber so weit von der Heimat entfernt, dass es hier keiner mitbekommt, wenn es in die Hose geht (lacht). Es ging gut und ab da kamen dann immer mehr Auftritte in ganz Deutschland dazu. Schon 2018 durfte ich beim NDR Comedy Contest vor der Kamera stehen, seitdem auch in einigen weiteren TV-Fomaten.
Hattest du einen Comedy Erweckungsmoment, oder was war der Motor deines Handelns?
Einen speziellen Moment nicht. Mich zog es schon immer in Richtung Bühne. In der Schule beim Chor und beim Schülermusical. Comedy kannte ich zum Beispiel von Nightwash oder dem Quatsch Comedy Club. Nachdem ich bereits vorher im Faschingsverein mitgemacht hatte, schien es irgendwann naheliegend, beim Fasching aufzutreten, wo es mit Büttenreden darum geht, die Leute zum Lachen zu bringen. So kam dann eins zum anderen.
Du gehst jetzt mit deinem Soloprogramm „In voller Länge“ auf Tour. Natürlich auch in Thüringen. Was sind da deine Themen?
Ich beschäftige mich mit den Themen, die mich jetzt grade umtreiben. Schulzeit, Familie, Generationskonflikte bis hin zu aktuellen politischen Inhalten – die Fülle ist hoch. Eine bunte Mischung aus Stand-up und Kabarett – Comedy mit Inhalt. Oft sind es alltägliche Erlebnisse kombiniert mit Gesellschaftskritik und Gedanken zu den Umständen unserer Zeit – immer mit dem Ziel, den Leuten einen unterhaltsamen Abend zu bieten und ich glaube, jeder erkennt sich in meinen Erzählungen ein Stück weit wieder – egal ob Alt oder Jung.
Wie ist es eigentlich, als die Nachwuchshoffnung der ostdeutschen Comedy- und Kabarettszene tituliert zu werden?
Das freut mich natürlich. Aber man muss ehrlicherweise auch dazu sagen, wenn man sich die deutsche Comedy-Szene anschaut, da kommen 98 Prozent aus den alten Bundesländern. Leute aus dem Osten gibt es etwa eine Handvoll. In Thüringen kenne ich vielleicht drei bis fünf Kollegen. In NRW gibt es hunderte bis tausende Comedians. Alles eine Frage des Maßstabes (lacht).
Ein bisschen hört man deine Wurzeln. Der Dialekt kommt ab und an bei dir durch. Wie erklärst du den Menschen eigentlich, wo du herkommst?
Gefragt wird oft. Aber beim Lauschaer-Einschlag können viel nicht zuordnen, wo es herkommt. Für manche klinge ich Fränkisch, für andere Sächsisch. Sprachlich ordnet man mich selten Thüringen zu. Manchen Menschen musste ich Thüringen auch schon erklären und dabei auf die nächstgrößeren Städte ausweichen.
Eigentlich ist doch die Glasmacherstadt Lauscha überregional bekannt. Immerhin kauft die Queen dort ihren Christbaumschmuck!
Es ist ein zweischneidiges Schwert. Viele kennen Lauscha, vor allem Menschen in den neuen Bundesländern, aber manche Menschen fragen auch: „Was ist denn Thüringen? Wo liegt das denn?“ (Allgemeines Gelächter).
Echt?
Ist mir schon passiert. Häufiger als man denken mag. Dann fragen die Leute, was ist denn von Thüringen aus die nächstgrößte Stadt? (Kollektiver Freudentaumel).
Was antwortest du dann?
Ich stelle klar, dass Thüringen ein Bundesland ist. Die Reaktion ist meist ein verlegenes „Ach ja. Na klar!“
Was meinst du, warum ist das so?
Ich mache oft die Erfahrung, dass viele Bewohner der alten Bundesländer recht wenig über den Osten wissen und ihn sehr selten besucht haben. Aber andersherum ist das zum Teil genauso. Das ist ein Thema, mit dem ich auch gerne spiele. Ich teile in Westdeutschland auch mal in die andere Richtung aus. Ossiwitze machen die anderen ja schon oft genug. Ich versuche dabei jedoch nicht das Phrasenschwein zu bemühen und gehe nicht auf die Spaltung ein. Vielmehr mache ich auf die Klischees in den Köpfen aufmerksam, die auch 30Jahre nach der Einheit oft noch da sind.
Du wohnst noch in Lauscha, obwohl die Anbindung von dort aus jetzt nicht die beste ist. Welche Rolle spielt deine Heimat in deinem Leben?
Ein große. Ich bin viel unterwegs und komme gerne nach Hause. Eine schöne, gemütliche Gegend, fast schon eine andere Welt. Teilweise bin ich täglich in einer anderen Stadt. Da ist es ein guter Ausgleich, zur Abwechslung ins ruhige Lauscha zu kommen. Dorfleben at its best. Ich bin ein Reisender zwischen zwei Welten.
Bringt dich der Thüringer Wald in den Chillout-Modus?
Eher die Freunde und die Familie. Die Gegend ist natürlich prädestiniert zum Ausspannen…
Du bist ab 9. September im Freistaat unterwegs. Wie ist es, in der Heimat aufzutreten, wo die Menschen die nächstgroße Stadt bei Thüringen kennen?
Es ist etwas Besonderes. Ich kann hier ganz andere Themen auf die Tagesordnung heben, Witze aus dem lokalen Alltag einfließen lassen. Der regionale Touch eben. Da entsteht eine ganz eigene Komik. Man versteht sich und viele kennen mich. Das ist dann schon eine spezielle Situation. Deshalb freue ich mich auf die hiesigen Shows. Aber ich bin bei Heimatauftritten in der Tat aufgeregter als woanders …
Verständlich… Du trittst in Thüringen mit deinem Soloprogramm auf, in Sonneberg und Suhl, aber in einer Mixed Show. Wo ist der Unterschied?
Beim Soloprogramm müssen die Leute damit vorliebnehmen, dass sie den ganzen Abend nichts anderes sehen als mich (lacht). Bei einer Mixed Show halten auch Kollegen ihr Gesicht auf die Bühne. Das kann man sich wie im Quatsch Comedy Club vorstellen. Ein abwechslungsreicher Abend mit mehreren Künstler:innen. Das moderiere ich unter anderem und gebe zwischendurch Auszüge aus meinem Soloprogramm zum Besten. Da ist dann für jeden etwas dabei.
Abschließend haben wir noch eine knackige Schnellfragerunde für dich vorbereitet.
Immer her damit.
Jonas Greiner:“ Ossiwitze machen andere oft genug“. Foto: Lucas Seel
Welcher Harry-Potter-Charakter wärst du?
Harry. Bei Randfiguren weiß man immer nicht, was die sonst so treiben. Zudem sterben in der Reihe häufig Nebencharakter. Das erscheint mir nicht so angenehm. Und bei Harry ist wenigstens klar: Es nimmt ein gutes Ende.
Was isst du am liebsten?
Sushi. Oder ganz klassisch die Ostvariante von Jägerschnitzel mit Nudeln und Soße.
Was? Keine Thüringer Klöße zum Sonntagsbraten?
Das auch. Wenn du jedoch abends immer lange auf der Bühne stehst, erlebst du das sonntägliche Familien-Mittagessen meistens nicht.
Wenn das dann doch mal klappt und du am Sonntag die Beine unter Muttis Tisch steckst, welche Kloß- und Bratenpräferenzen hast du?
Typische Lauschaer Klöße mit Sauerbraten
Wenn du einen Tag mit einer Person auf dem Planeten das Leben tauschen könntest, wer wäre das?
Dwayne „The Rock“ Johnson. Weil ich dann direkt zur Sparkasse ginge und mir ein schönes Sümmchen überweisen würde (lacht).
Aber es gibt doch auch andere Menschen mit viel Geld.
Bei „The Rock“ interessiert mich, wie es ist, wenn man als übermenschlich großes Muskelpaket durch die Gegend läuft.
Teilweise solltest du da doch aber im Bilde sein. Du bist zehn Zentimeter größer als „The Rock“ (1,96 Meter)
Von der Größe her ja. Aber bei Dwayne hätte ich das auch noch mal in der Breite, was ich in der Höhe habe.
Hard Facts:
- Wann und Wo:
Solo Auftritte:
16. Sep.: Hildburghausen – Stadttheater
30. Sep.: Saalfeld – Kleine Bühne
Mixed Shows: 17. Sep. Sonneberg/Föritztal – Kultursaal Neuhaus Schierschnitz
18. Sep. Suhl – Fernsehzimmer - Homepage | Instagram | Facebook
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