Warum immer in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah ist? Thüringen hat viel zu bieten. Auf einer Fläche von rund 16.000 Quadratkilometern finden sich zahlreiche Museen, Denkmäler und Orte, die es lohnt, einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Ihr plant einen Ausflug? Wir verraten euch in unserer Serie „Thüringer Städtetrip“, was der Freistaat so zu bieten hat. Dieses Mal machen wir einen Abstecher nach Gotha.
Thüringer Städtetrip: Ein Ausflug nach Gotha
Im grünen Herzen Thüringens, reizvoll zwischen dem Thüringer Wald und dem Nationalpark Hainich gelegen,
begrüßt euch eine Stadt, in der einst Ernst der Fromme über sein Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg herrschte. Geprägt von einer glanzvollen Geschichte besitzt die Residenzstadt Gotha eine ganz eigene Ausstrahlung. Neben dem imposanten Schloss Friedenstein und dem Herzoglichen Museum begeistern auch die ausgedehnten Parkanlagen, die herzogliche Orangerie, die Kasematten sowie die stattlichen Bürgerhäuser und Denkmäler in der historischen Innenstadt.
Gotha im Überblick
Mit rund 45.000 Einwohnern (2021) ist Gotha die fünftgrößte Stadt des Freistaats Thüringen. Neben der adligen Geschichte, die sich bis ans Königshaus in England spinnt, kann die Residenzstadt noch mit einigen weiteren Punkten glänzen: Im Jahre 1820 wurde in der Stadt mit der Gothaer Versicherung das deutsche Versicherungswesen begründet. Im Gothaer Tivoli gründete sich 1875 die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich später in SPD umbenannte. Die Stadt war ein Zentrum des deutschen Verlagswesens, so wurden im Verlag Justus Perthes, gegründet 1785, vor allem kartographische Publikationen (Landkarten, Atlanten, Wandkarten u. a.) erstellt. In der Vergangenheit befand sich die Mittelstadt Gotha in der Rivalität zu Weimar, dem anderen Zentrum der ernestinischen Dynastie. Während Weimar das künstlerische Zentrum wurde, wurde Gotha sein naturwissenschaftliches Pendant, wovon heute unter anderem das Naturkundemuseum und die Sternwarte Gotha zeugen.
Schloss Friedenstein
Schloss Friedenstein ist die größte frühbarocke Schlossanlage Deutschlands und lässt wie nur wenige andere
Schlösser und Museen vergangene Jahrhunderte lebendig werden. Die imposante Schlossanlage mit den herzoglichen Gemächern, dem barocken Ekhof-Theater mit originaler Ausstattung, der Schlosskirche und der Forschungsbibliothek sowie mit den einzigartigen Sammlungen zu Kunst, Natur und Geschichte ist bis heute nahezu unverändert erhalten. Allein auf Schloss Friedenstein finden sich zahlreiche Museen und Einrichtungen: So könnt ihr im Schlossmuseum die ehemaligen herzoglichen Wohn- und Repräsentationsräume besichtigen, die Kunstkammer innerhalb des Schlossmuseums zeigt unter anderem Kunstwerke aus Elfenbein, Bernstein, Silber und Email von internationalem Rang. Das Münzkabinett Gotha gehört mit 130.000 Objekten zu den bedeutendsten Sammlungen in Deutschland. Die Münzsammlung hat seit 2007 mit dem Neuen Münzkabinett im Westflügel wieder eine öffentlich zugängliche Ausstellung. Das Museum der Natur mit derzeit einer Ausstellung „Tiere im Turm“ und mehr.
Herzogliches Museum
Im Süden des Schlosses liegt das Herzogliche Museum mit seinen vielfältigen Sammlungen. Das bedeutendste Kunstmuseum Thüringens präsentiert Kunstschätze aus aller Welt und allen Epochen. Neben einer der ältesten ägyptischen Sammlungen Europas, sind Kunstwerke von der Antike bis in die Neuzeit, eine reiche Gemäldesammlung, seltene Grafik, Skulpturen von u. a. Houdon und de Vries sowie kostbare japanische Lackkunst und Meißner Porzellan zu entdecken.
Schlosspark und Orangerie
Umgeben wird das Schloss von einer englischen Parklandschaft mit zwei Teichen, sanft gewundenen Wegen und altem Baumbestand. Diese Gartenanlage darf als die älteste Gartenanlage nach englischem Vorbild auf dem Kontinent gelten. Zudem lädt die barocke Orangerie im Sommer wie ein blühendes Theater zum Verweilen ein.
Wasserkunst
Der fast 30 Kilometer lange Leinakanal ist seit 1369 Lebensader der Stadt. Die Pläne zum Bau der Wasserkunst gehen auf den Ingenieur Mairich zurück, der damit den Erbauern des Kanals ein Denkmal setzte. Das Gebäude am oberen Hauptmarkt erhielt 1872 zum 400. Geburtstag Cranachs den Namen des berühmten Malers der Reformation. Im Keller befindet sich das Pumpwerk für die Wasserkunst.
Augustinerkloster
Das Gothaer Augustinerkloster samt Kirche ist über 700 Jahre alt und damit eines der ersten Klöster in Thüringen. Der gotische Kreuzgang von 1366 erinnert an die große Ära der Bettelorden. Die Kirche wurde im Inneren unter Friedrich I. von 1675 bis 1680 barockisiert. Neben einer Gedenktafel für Luthers Aufenthalte im Kloster kann man auch die Grabplatte von Friedrich Myconius besichtigen.
Margarethenkirche und Neumarkt
Die spätbarocke Hallenkirche wurde im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört und anschließend in schlichter Schönheit wieder aufgebaut. Gothas evangelische Stadtkirche, die auch als Begräbnisstätte der Familie Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha-Altenburg dient, bietet sich dank einer hervorragenden Akustik als Konzertstätte an.
Kasematten
Die Kasematten von Schloss Friedenstein gelten als eine der stärksten barocken Festungsanlagen Mitteldeutschlands. Die unter dem Park liegenden Kasemattenanlagen können auf einer ca. 300 m langen unterirdischen Tour besichtigt werden. Zu entdecken gibt es dabei Schartenkammern, Büchsengalerien, Hinterwehre und vieles mehr. Durch ihren sehr gut erhaltenen Zustand werten die seit über 350 Jahren unveränderten Festungswerke den architekturgeschichtlichen Stellenwert der imposanten Schlossanlage weiter auf.
Tierpark Gotha
Direkt am Radfernweg Thüringer Städtekette gelegen, inmitten des Naturschutzgebietes „Kleiner Seeberg“, bietet der Tierpark Gotha auf einer Strecke von knapp zwei Kilometern eine faszinierende Artenvielfalt mit über 850 Tieren. Besondere Schaufütterungen, kunterbunte Events, ein Tierpark-Café, ein Streichelgehege sowie verschiedene Kinderangebote laden immer wieder aufs Neue ein, diese tierische Erlebniswelt zu besuchen.
Thüringerwaldbahn
Von Gotha in den märchenhaften Thüringer Wald geht es mit einer der ältesten Überlandstraßenbahnen Deutschlands, der Thüringerwaldbahn. Sie verkehrt als letzte ihrer Art in Thüringen und verbindet mehrere verträumte Ortschaften miteinander und hält an beliebten Ausflugszielen wie den Reinhardsbrunner Teichen oder der Marienglashöhle. Endstation ist der idyllische Erholungsort Bad Tabarz am Fuße des 916 m hohen Inselsberges.
KunstForum Gotha
Mitten im Altstadtflair, in einem modern sanierten Gebäude, befindet sich das KunstForum als künstlerisch zeitgenössisches Kleinod. Auf insgesamt 400 m² wird in wechselnden Ausstellungen regionalen Künstlern eine besondere Plattform gegeben. Die Begegnung zwischen Kunstgenießer und Künstler kann an diesem Ort ganz unmittelbar stattfinden, ein vielseitiges Begleitprogramm rundet das Ausstellungserlebnis ab.
Perthes-Forum
Das Perthes-Forum Gotha befindet sich gegenüber der Stadtbibliothek sowie der Orangerie und liegt somit in unmittelbarer Nachbarschaft zu Schloss Friedenstein. Es ist von 2012 bis 2014 in den historischen Gebäuden des 1785 gegründeten Verlages Justus Perthes entstanden. Im Perthes-Forum ist u. a. die bedeutende Sammlung Perthes’ untergebracht. Diese ging aus historischen Beständen des Gothaer Verlages Justus Perthes hervor und dokumentiert die Entwicklung der Kartographie und Geografie im 19. und 20. Jahrhundert. Weiterhin umfasst die Sammlung im Perthes Forum genealogisch-statistische Publikationen wie den gothaischen genealogischen Hofkalender – auch bekannt als „Almanach de Gotha“ (Erstauflage 1763) oder „Der Gotha“ (Buchreihe des Justus Perthes Verlages von 1785 bis 1944). Dieser Hofkalender wurde zum bedeutendsten Lexikon des europäischen Adels.
Deutsches Versicherungsmuseum
Der Kaufmannssohn Ernst Wilhelm Arnoldi gründete hier 1820 die erste Feuerversicherungsbank auf Gegenseitigkeit und 1827 die erste Lebensversicherungsbank auf deutschem Boden. Die Büros seiner Gesellschaften befanden sich zunächst in der Innungshalle am unteren Hauptmarkt, bis sie später eigene repräsentative Gebäude in der Bahnhofstraße erhielten. In den historischen Vorstandsräumen der Versicherung erfahren Besucher alles über die Ursprünge des modernen deutschen Versicherungswesens, aber auch über die Verdienste Arnoldis, der mit Statistiken, Mathematik und medizinischen Untersuchungen die Lebensversicherung entscheidend professionalisierte.
Hard Facts:
- Mehr Infos zum Ausflug nach Gotha findet ihr unter:
www.gotha-adelt.de und www.gothardusfest.de
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