Wo Licht ist, ist auch Schatten. Zwei Gegensätze, die zunächst unvereinbar erscheinen und doch nebeneinander existieren und gleichsam harmonieren. Auf den Staffeleien des 35-jährigen Künstlers Johannes Gräbner stehen sich abstrakte und naturalistische Malereien gegenüber und bilden nichtsdestotrotz eine unverkennbare Handschrift. Wir haben uns mit Johannes getroffen und über seinen Werdegang und die innere Notwendigkeit des Malens gesprochen.
Johannes Gräbner kommt aus Südthüringen
Im südthüringischen Sonneberg geboren, entwickelte er bereits in jungen Jahren eine Leidenschaft für die Arbeit auf Papier und Leinwand. Das „Prinzip der inneren Notwendigkeit“ in Bezug auf das Malen, welches der Expressionist und Bauhäusler Wassily Kandinsky formulierte, trifft auch auf Johannes zu. Da ist ein Drang, ein unerklärbarer Magnetismus zwischen Künstler und Farbpalette, dem auch er sich nicht entziehen kann: „Das Malen hat sich irgendwann wie ein Sediment gefestigt. Ich habe als Jugendlicher angefangen malen zu müssen. Aber das Bewusstsein Künstler zu sein, kam viel später.“ Einen Einblick in die Welt der Kunst eröffnete ihm die städtische Galerie Sonneberg, wo er erste Kontakte mit Kuratoren und Künstlern knüpfte. Über die Arbeit in der Galerie, festigte sich der Wunsch, sich der Kunst intensiver zu widmen. Im Jahr 2008 begann er das Studium an der Fakultät für Kunst an der Universität Erfurt. Die Atmosphäre des „Hügels“, wie das Jugendstil-Gebäude durch seine Lage an der Straße „Am Hügel 1“ von Studierenden und Lehrenden genannt wird, vermittelte ihm neue Perspektiven auf den Kunstbegriff und stärkte sein Selbstbewusstsein als Maler.
Vom Lernenden zum Lehrenden
Seit 2015 arbeitet er als freiberuflicher Künstler, daneben gibt er Kurse an der Imago Kunst- und Designschule und lehrte selbst am Hügel in Erfurt. Als Künstler müsse man sich breit aufstellen, um sich Freiräume zu schaffen und nicht auf die Vorlieben des Kunstmarktes angewiesen zu sein. „Ich möchte mich auf das konzentrieren, was ich möchte und gut finde. Und nicht darauf, was sich gut verkaufen könnte. Das würde mich in meiner Arbeit nicht befriedigen und zu viel Druck aufbauen“, erklärt Johannes im Gespräch mit dem t.akt-Magazin.
Wie bereits eingangs erwähnt, bewegen sich seine Arbeiten im Spannungsfeld zwischen figurativer und abstrakter Malerei. Seine im Gegenständlichen verorteten Werke, strahlen eine gewisse Ruhe aus, welche den kontemplativen Arbeitsprozess für den Betrachter offenlegt. Das stille Beobachten von Objekten ist zunächst eine visuelle Untersuchung der Farbtöne. Zuerst über das Sehen, finden die Farben über die Hand des Malers ihren Weg auf die Leinwand. Dabei werden auf den ersten Blick unscheinbare Alltagsgegenstände zu künstlerischen Forschungsobjekten, wie zum Beispiel ein Besen oder Zweig, der an einer Wand lehnt. Johannes Gräbner nimmt sich Zeit für seine Werke. Nicht selten, stehen ein figuratives und ein abstraktes Werk gleichzeitig auf der Staffelei.
Die Konzentration auf das wesentliche
Im Fokus seiner Arbeit steht nicht das Erzählerische in den Bildern, sondern Farbe und Komposition. Die Konzentration auf das Wesentliche, welche man seinen Werken entnehmen kann, spiegelt sich auch im persönlichen Geschmack des Malers wider. Die gestalterisch reduzierte Kunst der Minimal Art spricht ihn bei Ausstellungsbesuchen am meisten an. Aber auch Werke des derzeit erfolgreichsten deutschen Künstlers, Gerhard Richter, begeistern ihn. Richters Oeuvre ist ebenfalls geprägt durch verschiedene Werkzyklen, welche zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit changieren. „Die Trennung von Abstraktion und Gegenständlichkeit ist verständlich, aber oft zu kurz gedacht. Jedes gegenständliche Bild ist, wenn es gut ist, auch auf eine abstrakte Art und Weise gut“, sagt Johannes.
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