Fehleinschätzungen und zweifelhafte Experten: Die Dokumentation „trustWHO“ zeigt eine Behörde in der Krise
Auf Kosten unserer Gesundheit
Die Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 hatte verheerende Folgen. Ein weiträumiges Areal um das Kernkraftwerk wurde radioaktiv verseucht. Heute werden bei Kindern im Umkreis von Fukushima massenhaft Knoten oder kleine Tumoren in der Schilddrüse festgestellt. Die Einnahme von Jod-Tabletten unmittelbar nach der Reaktorkatastrophe hätte das verhindern können. Doch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat, um keine Massenpanik auszulösen, die Bedrohung damals heruntergespielt.
Doch Fukushima ist nur ein Beispiel, mit dem die Würzburger Filmemacherin Lilian Franck („Pianomania“, 2009) in ihrem akribisch recherchierten Dokumentarfilm „trustWHO“ merkwürdige Fehleinschätzungen einer Institution enthüllt. Einer Institution, deren Etat von der internationalen Staatengemeinschaft und Stiftungen finanziert wird. Und die sich deshalb in großen finanziellen Abhängigkeiten und einer schweren Krise befindet.
Eine prophezeite Schweinegrippe, die nach dem massenhaften Verkauf des Impfstoffes ausbleibt oder Experten zum Thema Rauchen, die zugleich im Dienst der Tabaklobby stehen. Die Liste, die Franck mit den Verfehlungen der WHO auf Kosten unser aller Gesundheit vorlegt, ist lang – und fundiert. Ehemalige hochrangige WHO-Mitarbeiter und unabhängige Journalisten belegen in Gesprächen ihre Erkenntnisse nach Sichtung zahlreicher Studien und Akten. Hohe Funktionäre der WHO weichen in Interviews ihren drängenden Fragen aus.
Einziger Wermutstropfen der sehr faktenreichen Dokumentation ist ein wiederkehrendes Stilmittel, das Lilian Franck überbetont. Immer wieder (und immer etwas zu lang) turnt ihre Tochter in Inserts mit High-Key-Beleuchtung und hoher Farbsättigung über den Spielplatz. Oder sie malt Diagramme aus, während Franck aus dem Off kommentiert. So sehr das Bangen um die Gesundheit unserer Kinder angebracht ist: Diese stilisierten Szenen konterkarieren den hohen sachlichen investigativen Anspruch von „trustWHO“ dann doch ein wenig.