Schrauben, Reparieren und Fahren. Genau das machen zehn Freunde aus Gräfinau-Angstedt in ihrer Freizeit mit Leidenschaft. Denn: Sie haben Benzin im Blut, stehen total auf DDR-Kultmopeds. Die selbst ernannte „Simsonbande“ kennt sich bereits seit Kindertagen. In jeder freien Minute schrauben sie an den alten Fahrzeugen, mal an S50s und S51s und mal an Lucis Star oder verschiedenen Tuning-Mopeds und haben es damit sogar mit einer eigenen Doku in den MDR geschafft.
Simsonbande aus Gräfinau-Angstedt teilt ein Leidenschaft
„Wenn ein Moped nach 20 Jahren Standzeit plötzlich wieder läuft. Das ist einfach unbeschreiblich“, schwärmt Arvid Lars Strelow, der die „Bande“ zusammen mit seinem Bruder Arian 2015 gegründet hat. „Die Simsonbande besteht aus Mitgliedern der 2-Takt-Union Thüringen und setzt sich vor allem aus ehemaligen Schulkameraden und Freunden von Arian und mir zusammen“, erklärt Arvid. Da die Freunde sehr viel Zeit miteinander verbringen gebe es auch mal Ärger, dieser lege sich aber meist schnell wieder. „Spätestens nach einem gemeinsamen Bierchen in unserer neuen Gemeinschaftswerkstatt, die wir liebevoll die ‘Schmiede’ genannt haben“, scherzt der Simsonexperte.
Die Leidenschaft für Simons habe sich allerdings eher zufällig ergeben, als Arvid damals nach einem Fortbewegungsmittel suchte, um zur Ausbildung zu kommen. „Meine Mutter hatte mich dann auf die Simson Mopeds aufmerksam gemacht und ich habe mir eins von einem Händler im Ort gekauft“, so das Mitglied. Während seiner Ausbildung sei er dann regelmäßig mit drei weiteren Klassenkameraden auf Mopeds zur Berufsschule gefahren. „Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich sofort ‚infiziert‘ war“, erinnert sich Arvid. Auch sein Bruder Arian habe sich dann ziemlich schnell eine Simson gekauft. Zusammen haben sie das Fahren geübt und Schrauben gelernt, berichtet er. Die einfache Bauweise und die Möglichkeit alles selbst reparieren zu können, fasziniere die Brüder noch heute.
Rückschläge einstecken und Fehler machen gehrt dazu
Doch die Freunde waren nicht immer Profis im Schrauben. Bevor sie all ihre Fähigkeiten erlernten, mussten sie auch Rückschläge einstecken, einfach gesagt: Fehler machen. „Mein Bruder und ich haben unser Wissen und unsere Kenntnisse über das Schrauben autodidaktisch erlernt und natürlich immer wieder Fehler gemacht. Anfangs ärgerten wir uns darüber, doch später konnten wir unsere Schlüsse daraus ziehen. Dadurch lernt man viel mehr, als wenn immer alles glatt gehen würde“, sagt Arvid.
Durch YouTube kam die Aufmerksamkeit
Einige ihrer größten Herausforderungen, spannendsten Projekte und andere aufregende Abenteuer sind auf der Website des MDR zu sehen. Bisher gibt es drei Staffeln, regelmäßig laden die Freunde Videos hoch, die auch auf der Plattform YouTube zu finden sind. Über Instagram sei die Gruppe damals angeschrieben wurden. „Unsere Autorin wurde durch ein YouTube-Video auf uns aufmerksam. In diesem stellen wir auf lustige Art dar, was Simson Fahrer nie sagen würden. Danach kam ein Treffen zustande“, erzählt der Gründer. 2019/2020 habe die „Bande“ dann angefangen Staffel 1 zu drehen.
Am Anfang sei es ihnen schwergefallen, sie selbst zu sein, wenn die Kameras an waren. Inzwischen sei das kein Problem mehr. Die Gruppe sehe das Kamerateam inzwischen eher als so etwas wie ein paar Freunde an. Sie erzählen in den Videos ganz frei, wie sie etwa bei einer ihrer größten Herausforderungen den Rahmen einer Karo-Star neu machen mussten. „Wir haben aus einem Star Rahmen, der mindestens 30 Jahre im Wald gelegen hat, und einem S51 Rahmen sozusagen einen Frankenstein Rahmen zusammengeschweißt“, weiß Arvid noch. Der Aufbau ist komplett auf YouTube zu sehen. Das erste gemeinsame Projekt der Zehn war Max Ratte. Außer einem rostigen Rahmen war hier nichts mehr vorhanden.
„Einmal Simson, immer Simson“
Trotz der ganzen Umbauten habe die „Simsonbande“ bisher noch keine Probleme mit der Polizei gehabt. Sie seien sich jedoch bewusst, dass es vermehrt Kontrollen im Bereich Tuning und Umbauten gibt und dass es in diesem Zusammenhang auch schon Stilllegungen von Mopeds gab. An legalen Rennen möchte die Gruppe auch bald teilnehmen. Gerade seien sie dabei ein Moped für die Veranstaltung Simson GP, das ist eine internationale Hobby- und Amateurrennserie, aufzubauen. „Die erste Probefahrt auf der Rennstrecke wird demnächst auf unserem YouTube-Kanal erscheinen. Auch mit unserer KARO-Star möchten wir demnächst beim großen Simson-Treffen in Suhl beim Beschleunigungsrennen teilnehmen“, erzählt Arvid stolz. Und obwohl Kevin, Mitglied der Simsonbande, vor nicht allzu langer Zeit einen Unfall mit der Simson hatte, denke er nicht darüber nach, sein Hobby an den Nagel zu hängen. „Einmal Simson, immer Simson. Falls sich jemand dazu entscheidet, kein Moped mehr zu fahren, ist das kein Problem, da das Hobby extrem vielfältig ist und es auch ohne Fahren genug zu tun gibt. Was Max ja schon seit Jahren unter Beweis gestellt hat“, findet Arvid.
Zukünftige Pläne zur Vereinsgründung
Die Freunde ziehen an einem Strang, jeder leistet seinen Beitrag in der Gruppe. In Zukunft würden die Zehn gern noch einen Verein gründen, um sich noch besser organisieren und auch Veranstaltungen ausrichten zu können. Für alle die sich jetzt auch eine Simson kaufen wollen, hat Arvid noch einen wertvollen Tipp: „Auf jeden Fall sollte man sich vorher informieren, wie man ein Export Modell erkennt, denn nur original in der DDR zugelassene Simsons dürfen auch 60 km/h fahren. Mit Export Modellen funktioniert das nur über Umwege.“
Hard Facts:
- Die Videos der Simsonbande gibt’s auf YouTube (@simsonbande) und www.mdrjump.de