„Diese Kultur schreibt jetzt gerade Geschichte“
Zughafen kämpft mit Kreativwirtschaftskonzept um den Erhalt
Das Team um den Zughafen hatte heute zum Pressegespräch in den „Kleinen Muck“ geladen, einer Teilräumlichkeit des Clubs „Kalif Storch“, der sich auf dem Gelände befindet. Unter der Moderation von Karina Halbauer (Netzwerk Kulturbahnhof e.V.) standen der Thüringer Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee, Thomas Hübner (Clueso) und Andreas Welskop als Gründer des Zughafens Rede und Antwort.
Anlass war zum einen der anstehende 15. Geburtstag des Zughafen, zum anderen die Tatsache, dass der Mietvertrag für das Gelände Ende 2017 ausläuft. Eine Verlängerung ist derzeit noch vage, da der bisherige Mieter, die Deutsche Bahn, das Gelände verkauft. Im Rahmen des Eigentümerübergangs wird nun um eine Erhaltung des Standortes als Teil der „ICE-City“ gekämpft. Hierfür hat das Zughafen-Team ein laut Welskop „tragfähiges Konzept“ entwickelt, welches Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee heute feierlich übergeben wurde.
Erfurt ist eine Blume
Dieser zeigt sich überzeugt, dass es machbar und sinnvoll ist, den Zughafen auch weiterhin zu integrieren. „Ein Ort wie dieser muss erhalten bleiben für die kreative Szene.“ so Tiefensee. „Kreative Menschen, die Ideen pflücken wollen, brauchen eine solche Atmosphäre.“
Clueso bleibt im floralen Sprachbild: „Erfurt ist eine Blume, aber sie muss gegossen werden. Kunst und Kultur sind ein Spiegel dafür, was die Region auf sich hält.“
Andreas Welskop baut im erstellten Konzept auf den Ausbau der Kunst- und Kreativwirtschaft. Bereits jetzt beheimatet der Zughafen viele Unternehmen aus diesem Bereich: Lichtdesigner, Textilhandel, Künstlerateliers, Musikstudios und ab April auch eine Brauerei sind nur eine Handvoll Beispiele aus der vor Machermentalität sprühenden Zelle. „Bereits jetzt sind ca. 100 Arbeitsplätze damit verbunden, das kann sich in 5 Jahren durchaus verdoppeln. Eine über 15 Jahre gewachsene Kultur kann nur ein positiver Impulsgeber sein, ein klares Pro für Investoren.“
Die Vision beinhaltet sowohl Ideen zur Erweiterung der Nutzbarkeit, als auch ein Gebäudesanierungskonzept, in dem vieles selbst gestemmt werden soll. Letzteres ist ein Markenzeichen des Zughafen – von Beginn an haben die Kreativen selbst gewerkelt, saniert, ausgebaut und restauriert. Weil sie mit dem Herzen dabei sind und an ihren Traum glauben. Weil der Zughafen mehr ist, als nur ein Arbeitsplatz – er ist ein Zuhause. Und das soll er auch bleiben.
Wolfgang Tiefensee verspricht: „Ich will dazu beitragen, dass es gelingt! Städte müssen als urbane Lebensräume erhalten werden. Kultur ist der Identifikationspunkt einer Gesellschaft.“ Und auch, wenn viel Bürokratie und Dinge wie Bebauungspläne zu bewältigen sind, soll es möglichst so bleiben, wie es ist. Auch wenn es nicht ein fein säuberliches Wohnzimmer mit Häkeldeckchen auf dem Tisch wird. Sondern ein Kreativzentrum mit Industriecharme.
Dass es davon ganz viel hat, davon erzählt auch Cluesos Anekdote: Als er seinem Freund Udo Lindenberg die Stadt Erfurt zeigte, war dieser am meisten beeindruckt vom Zughafen und dem intergrierten Musikstudio. Es hat ihn an seine Anfänge erinnert und riss ihn zu der Aussage hin: „Is´ja geil. Das ist nicht nur so ein Fragezeichen im Gebüsch, Erfurt!“
Der Zughafen scheint prädestiniert für naturale Sprachbilder. Und vielleicht ist es ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass er auch weiter wächst und gedeiht und kreative Blüten treibt.
Buntes Programm zum Jubiläum
In dieser Hoffnung feiert das Team vom 21. – 23. April sein 15-jähriges Jubiläum. Mit einem Straßenfest inkl. buntem Programm (u.a. Nasty Stylistix, Max Prosa, MaMa und Künstlern wie Marc Jung und Diana Rühle), der Wiederbelebung der JB Session in Halle 6 und einem exklusiven Konzert des Pianisten Martin Kohlstedt, der Ende des Jahres in der ausverkauften Hamburger Elbphilharmonie spielt.
Clueso kann leider nicht mit feiern, da er zu diesem Zeitpunkt sein neues Musikvideo in den USA dreht.
Alle Infos zum Programm, Ticketerwerb etc. findet ihr unter: www.zughafen.de