ClickClickDecker heißt die Band rund um Kevin Hamann. Zusammen mit Oliver Stangl und Sebastian Cleemann, auch bekannt als Petula, stehen sie am 12. Oktober in der Engelsburg auf der Bühne und feiern dort den Abschluss ihrer Tour. Wir haben vorab mit Kevin an einem Dienstagmorgen im September über die besten Würste gesprochen und warum es gut ist, das Wort Arsch auf dem Cover zu haben.
Ihr wart ja schon öfter in Erfurt. Was war eigentlich euer schlimmstes Erlebnis in Thüringen?
Wenn unser Lieblings Grill gerade mal nicht an war! (lacht) Unser Schlagzeuger ist sehr oft in Thüringen und kennt sich gut aus. Wenn wir bei euch sind, fahren gern auch mal raus und dann zu einem speziellen Grill. Als der mal zu hatte, war das schrecklich. Aber frag mich jetzt nicht nach `ner Stadt, dafür ist es einfach noch zu früh. Ich erinnere mich aber, dass es auch auf dem Weihnachtsmarkt gute Bratwürste gibt. Da waren wir beim vorletzten Mal in Erfurt. Das war herrlich.
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ClickClickDecker – Ein ungewöhnlicher Name, der viel Raum für Spekulationen lässt. Wie kam es zu diesem Namen?
Warte mal, ich habe mir mal ´ne Geschichte dazu ausgedacht. Ich muss mal kurz überlegen und schau‘ mal kurz bei Wikipedia, wie die Geschichte nochmal war… (lacht). Nee, das hat was mit meiner Oma zu tun. Die hat mich früher immer schon Decker genannt, weil ich zu allem gesungen und mich im Singsang ausgedrückt habe. Das war für mich sehr prägend. Und mit einem Lied der Band The Wedding Present „Click Click“ – das klang dann ganz witzig. Meine Oma wird übrigens nächste Woche 98 Jahre. Da habe ich auf jeden Fall vor mit ihr groß Party zu machen. Die Geschenke sind schon vorbereitet.
Euch gab es nicht immer in dieser Konstellation – du veröffentlichtest als ClickClickDecker anfangs alleine. Wie habt ihr zusammengefunden?
Wir drei sind seit 10 Jahren zusammen auf Tour. Olli ist jetzt schon fast 15 Jahre an meiner Seite, den habe ich auf `ner Tour mit der Band Fink kennengelernt, bei der er damals noch Gitarre gespielt hat. Und Sebastian haben wir seit 10 Jahren als Support als Petula dabei. Dann hat sich das einfach ergeben, dass Sebastian zuerst live auf der Bühne und zuletzt auch im Studio im Aufnahmeprozess bei uns war. Und das ist auch wundervoll, dass die beiden mit dabei sind.
Ihr arbeitet alle an verschiedenen eigenen Projekten. Wie schwierig ist es das alles unter einen Hut zu bekommen?
Wir sind alle berufstätig und haben Familie, da ist das schon prinzipiell schwierig. Die Zeiten in denen wir das hauptberuflich gemacht haben waren vor 10 bis 15 Jahren. Jetzt freuen wir uns sehr darüber, dass wir noch auf Tour fahren können. Das ist für uns dann eher Ferien vom Alltag. Das mit Petula (der als Vorband auftritt) machen wir ganz geschickt: wir nehmen ihn einfach mit und packen so einfach beide Projekte in einen Urlaub (lacht).
Euer 6. Album „Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten“ erschien 2018. Warum der Titel?
Bei uns hat sich in den letzten Jahren vieles verändert. Wir haben unsere Arbeit und unser Familienleben. Dinge, gegen die wir vielleicht vor 10 Jahren noch waren, in die man aber trotzdem reingerät. Das große Ganze ist also irgendwie durch Fremdbestimmung schon gesetzt. Die kleinen Dinge sind die, an denen man sich erfreut und auf die man Einfluss hat. Diese bestimmen aber das große Ganze mit. Deshalb „kleine Aufmerksamkeit“… Es ist ein bisschen komplex. Prinzipiell fand ich es aber einfach gut, dass das Wort „Arsch“ im Titel vorkommt.
Die Songtitel sind oft nah am Alltag, bringen einen aber auch zum Nachdenken. Entstehen die Namen der Titel spontan oder sind sie bewusst gewählt?
Meistens entstehen die erst im Nachgang, wenn ich das Backcover gestalte. Dann versuche ich eine harmonische Abfolge mit Worten zu finden, die gut zusammenpassen. Früher musste der Songtitel und der Track für mich überhaupt keinen Zusammenhang haben. Das hat mich im Nachgang oft verwirrt. Auf Tour muss man sich zwischen unzähligen Liedern entscheiden und da wusste ich dann oft trotz Namensnennung nicht, welches Lied gemeint war, weil der Titel total kryptisch war. Blöd. Deswegen hab ich für mich selbst dann Eselsbrücken gebaut. Bei den letzten Platten habe ich deshalb Worte aus den Texten der Lieder genommen. Das ist für mich einfacher – ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste. (lacht)
Metaphern spielen generell eine große Rolle in euren oft sehr poetischen Texten. Ist es für euch wichtig bei Titeln, die auf den ersten Blick banal scheinen, eine Message zu transportieren?
Auf jeden Fall! Das finde ich total wichtig, dass in der Banalität eine Wichtigkeit oder ein Gewicht liegt. In der Einfachheit kann eine ganze Menge Kraft liegen – wenn nicht sogar die größte. Ich finde einfache Dinge manchmal einfach kräftiger als komplizierte und komplexe Dinge. Da kommt man oft auch leichter rein.
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In „Schreckmensch“ thematisierst du deine Depression. Wie ist es für dich, der Öffentlichkeit einen so tiefen Einblick zu gewähren?
Den Einblick habe ich auf eine gewisse Weise schon immer gewährt, weil das Schreiben von Texten und Liedern mein Mittel des Ausdrucks ist. Ich spiele gern mit Codes und Anspielungen, sodass man in alle Himmelsrichtungen denken kann. Bei Schreckmensch habe ich mich von vornherein dazu entschieden, das sehr konkret und einfach anzusetzen, um ganz klar Stellung zu beziehen. Depression ist eine Krankheit an der ich – wie viele andere Menschen auch – leide. Mir ist es gelungen, das mit einer Einfachheit auszudrücken, die genau wiedergegeben hat, wie ich mich fühle – da konnte ich mich nicht drumherum winden.
In euren Songs wird öfter der Zwiespalt zwischen Jung und Alt sein angesprochen. Seht ihr euch in einem Zwischenstadium – zwar schon unterwegs aber noch nicht angekommen?
Klar! Das 40 ist das neue 30 – und wir sind irgendwo dazwischen. Olli ist der älteste von uns, der ist jetzt 42. Sebastian wird 40, ich nächstes Jahr auch. Aber wir fühlen uns noch überhaupt nicht so. Man hat mit Themen zu tun, mit denen man eigentlich nichts zu tun haben wollte z.B. die ersten körperlichen Gebrechen. Das Gefühl, dass die Zeit rast manifestiert sich. Dabei will man noch an so vielem teilhaben und vorankommen. Das ist irgendwie kompliziert aber auch ganz schön – das finden wir alle. Leben ist kompliziert.
Passend zum Tourstart habt ihr eine neue Single rausgehauen. Generell habt ihr einen hohen Musik-Output. Arbeitet ihr bereits an einem neuen Album?
Hoffentlich (lacht). Das ist alles was ich bisher dazu sagen kann. Die Single war noch ein Überbleibsel aus dem Prozess des letzten Albums.
Auf der Bühne gebt ihr drei ordentlich Gas. Wird am 12. Oktober in der Engelsburg der Schweiß von der Decke tropfen und ist auch ein Stage-Dive drin?
Der Laden lädt ja schon zum Tropfen ein. Aber gestage-dived bin ich noch nie in meinem Leben und habe es auch erstmal nicht geplant. Oliver wäre da genau der richtige Typ für. Der hat so richtig Bock auf sowas. Vielleicht zündet er auch seinen Verstärker an. (lacht) Das wird bestimmt ein schöner Abend, ist ja auch unser Tourabschluss in Erfurt. Wir freuen uns auf jeden Fall drauf!
Hard Facts:
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Wann? 12. Oktober , 19 Uhr
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Wo? Engelsburg Erfurt
- Mehr Infos findet ihr hier. Die Jungs gibt’s auch auf Facebook und Insta.
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