Schwofen und schunkeln, wenn über Hildburghausen die Sterne funkeln
„Man kann so schön im Dunklen schunkeln, wenn über uns die Sterne funkeln“, singt der Musiker Karl Berbuer im Refrain seines Stimmungsliedes „Heidewitzka, Herr Kapitän“, das er im Jahr 1936 berühmt gemacht und seinen Ursprung im Kölner Karneval hat. Lauscht man dem Schlager, stellt sich umgehend gute Laune ein. Geschuldet ist dies nicht zuletzt dem lustigen Ausruf „Heidewitzka“, der Verwunderung ausdrückt und seit geraumer Zeit im Sprachgebrauch junger Thüringer Partygänger ein Revival feiert. Denn „Heidewitzka“ ist auch der Name eines Elektro-Festivals, das in diesem Jahr seinen dritten Geburtstag in Hildburghausen feiert.
Auf einem ehemaligen Gelände der Nationalen Volksarmee (NVA) im Norden der südthüringischen Kreisstadt treten am zweiten Juliwochenende zahlreiche Größen der Techno-, House- und Elektroszene auf. Die Ostblockschlampen, Gestört aber Geil, Oliver Koletzki und Brachiale Musikgestalter stellen nur die Spitze des Line-Up-Eisberges dar. Auf fünf Floors sollen insgesamt etwa 70 Künstler die tanzenden Massen drei Tage lang in Bewegung versetzen.
Danny Brohm, Hauptorganisator und Eventmanager, und ein Team von etwa zehn Freunden hoben die Tanzveranstaltung 2014 aus der Taufe. „Damals merkten wir, dass die Leute in der Region Bock auf so was haben“, meint Brohm, der bereits in den Jahren zuvor diverse elektronische Abendveranstaltungen in Südthüringen auf die Beine gestellt hat. „Zunächst wollten wir – ein paar DJ-Freunde und ich – einfach wieder einmal eine Houseparty feiern“, erinnert sich der 32-Jährige.
Der Zuspruch war groß. Die Tanzhungrigen kamen scharenweise. Schnell wurde dem jungen Team klar, dass da noch mehr geht. „Südthüringen war ein toter Fleck auf der Party-Landkarte. Junge Menschen aus der Region wollen nicht immer stundenlang nach Erfurt oder Jena fahren, um etwas zu erleben“, erklärt Brohm, dem gerade der regionale Aspekt am Herzen liegt. „Wir wollten etwas cooles in unserer Heimat organisieren; dass das Heidewitzka-Festival mittlerweile Menschen aus ganz Deutschland anzieht, ist natürlich umso besser“, freut sich der Eventmanager.
Was zunächst als eintägiges Open-Air im Wald geplant war, entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zum Publikumsmagnet. Mit Northern Lite als einzigem Headliner, zwei Bühnen und ohne Camping ging das erste Heidewitzka an den Start. Seinen Namen verdankt das Festival allerdings nicht dem eingangs erwähnten Lied, sondern vielmehr dem Standort. „Das alte Militärgelände, auf dem wir das Festival veranstalten, heißt Lange Heide. Als wir uns einen Namen überlegten, hat einer meiner Freunde Heidewitzka herausgehauen und alle fanden das sofort gut“, blickt Brohm zurück.
Mit der „Heide“ im Namen und der Region im Herzen trafen die Veranstalter einen Nerv beim jungen Publikum. 1500 Besucher bei der ersten Veranstaltung sprechen für sich. „Man merkte, dass die Leute viel Spaß miteinander hatten. Das Gemeinschaftsgefühl war toll. Heidewitzka war unser Highlight des Jahres“, sagt Brohm der eigens für das Festival mit seinen Kollegen die Bookingagentur „Moon Circus“ gründete, unter deren Schirmherrschaft das Heidewitzka steht.
Beflügelt vom Erfolg investierte das Moon-Circus-Team mehr Energie in die zweite Veranstaltung – nicht zuletzt, um auch überregional bekannter zu werden. 2016 pilgerten etwa dreitausend Spaßhungrige in das alte NVA-Gelände, das idyllisch inmitten des Thüringer Waldes gelegen ist. Aus einem Tag wurden drei. Die Anzahl an Headlinern vervielfachte sich. Waldfrieden ade.
Wäre das Heidewitzka ein mathematisches Objekt, dann bestimmt eine Exponentialfunktion; denn die Kurve im Festival-Koordinatensystem steigt auch in diesem Jahr exponentiell an. Auf nunmehr fünf Stages wird es ein Stelldichein von namhaften Veranstaltungsreihen wie „Tekk is back“, „Deep with you“ oder „Tanzlabor“ geben. Für mehr Platz beim Feiern sorgen beim diesjährigen Heidewitzka drei neue Bühnen – die rustikal gestaltete Waldbühne, das Technozelt und ein weiterer, eher ungewöhnlicher Dancefloor: „Wir haben einen alten, 24 Meter langen Bus in eine Tanzfläche mit Bar umfunktioniert“, beschreibt Brohm stolz die neue Spiel- und Spaßwiese. „Wir wollen ein cooles, kleines und familiäres Festival veranstalten. Ganz witzig und für die Region typisch bieten wir am Freitag- und Samstagmittag sogar Klöße mit Rouladen an“, verkündet der Eventmanager mit einem Grinsen im Gesicht.
Das Moon-Circus-Team ist guter Dinge. Dank eines vor Kurzem abgeschlossenen Pachtvertrages mit der Stadt Hildburghausen kann das Heidewitzka-Festival auch in den kommenden Jahren dem toten Fleck auf der Party-Landkarte vorbeugen. Zunächst können sich Liebhaber der elektronischen Musik allerdings auf die diesjährige Veranstaltung freuen. Denn in einem Punkt wären sich Karl Berbuer, Danny Brohm und alle Festivalbesucher bestimmt einig: Beim Heidewitzka kann man ausgelassen im Dunkeln schunkeln, wenn über den Dancefloors die Sterne funkeln.
★★★ LINE-UP ★★★
✓ Ostblockschlampen / Eastblock Bitches
✓ Gestört aber GeiL
✓ Oliver Koletzki
✓ Format: B
✓ A.N.A.L. Alles Nur Aus Liebe
✓ sascha braemer
✓ ESKEI83
✓ Lexer
✓ Pappenheimer
✓ Mashup-Germany
✓ MinuPren
✓ BMG aka Brachiale Musikgestalter (offiziell)
✓ Hanne & Lore
✓ Marcapasos & Janosh [Dusted Decks]
✓ Zahni – Official
✓ NOIZE GENERATION
✓ David K. & Tom B.
✓ DIA – plattenpussys
✓ Reche & Recall
✓ NO FACES
✓ HouseKaspeR
✓ AirDice
✓ Hypercat
✓ The Glitterboys AKA Brian Ferris
✓ Rawley
✓ The Cousins
✓ TONI THORN
✓ Kopf & Hörer *Official*
✓ Komacasper Live
✓ Maytrixx Official
✓ Mausio
✓ Sven U.K.
✓ Nogge *live*
✓ Borderline (Strezzkidz Tribehouseeffect)
✓ Hunnel vs. Anormal Offizielle Fanpage
✓ Extaso Live
✓ Leigh Johnson
✓ Craig Mortalis
✓ Percy vs. ANIMUZ
✓ Haimkind Live
✓ Der ZETT
✓ Torett Official
✓ Wohnzimmer23
✓ Flokati & Curd Weiss
✓ M.I.A.
✓ Tommy Stu
✓ Adama LIVE
✓ Dynanim
✓ Martin Mind
✓ Adam Kay
✓ Voodoo Masters
✓ DJ Pepper
✓ Joe Johnsen
✓ Wild Russian
✓ DJ Pepper
✓ Silea C
✓ Makai
✓ Burn Out Therapy
✓ NetworkBrothers
✓ John Baily
✓ Alex Ritter – heimlich feiern
✓ Tom Kaiser x Moritz Popp
✓ Michael Stastny
✓ Highlife
✓ Strange Mode
✓ Sebastian Huechel
✓ Carpenter
✓ Max Enders
✓ Robert Rindermann
✓ Pollux
✓ Unless
✓ Oliver Huch
6. – 9. Juli 2017
Lange Heide, Hildburghausen
www.heidewitzka-festival.com