Sie beziehen klar Standpunkt – aber bitte ohne Schubladen. Egal ob musikalisch oder politisch, einordnen lassen sie sich nicht. Die Rede ist von Johannes Rögner, Martin Steer und Jakob Häglsperger, besser bekannt als Frittenbude. Die bayrische Band ist derzeit mit ihrem aktuellen Album „Rote Sonne“ auf Deutschland-Tour und beglückt mit ihrer Mischung aus Pop, Punk und Rap natürlich auch Thüringen. Am 5. Dezember treten die Musiker im Erfurter Club Kalif Storch auf. Wir haben uns vorab mit Sänger Johannes aka Strizi über Fritten, Konzerte und das Jetzt und Heute unterhalten.
Standardfrage vorneweg: Frittenbude – woher kommt dieser Name und wie magst du deine Fritten am liebsten?
Wie der Name Frittenbude letztendlich zu uns gekommen ist, wissen wir gar nicht. Unsere Band sich ja auf ‘ner Autofahrt zu ‘nem Festival gegründet. Da haben wir die ersten Songs zu Techno-Beats, die Jakob beisteuerte, quasi gefreestyled. Frittenbude war der erste Name, der uns eingefallen ist und der ist es dann auch geblieben. Und meine Fritten mag ich am liebsten heiß, fettig und mit Ketchup.
Ihr kommt am 5. Dezember ins Kalif Storch nach Erfurt. Geht’s da für euch auch auf den Weihnachtsmarkt oder habt ihr andere Lieblingsplätze in Erfurt?
Auf Tour kommen wir leider meistens erst kurz vor knapp an, spielen dann den Auftritt und müssen am nächsten Tag schnell wieder los. Da bleibt leider oft wenig Zeit, sich die Stadt anzusehen. Es ist traurig – manchmal hat man an Orten viel Zeit und guckt sich eine Stadt an mit der man nicht so viel anfangen kann, weil man dort schon fünfmal war. Bei Städten, die man sich noch nicht ansehen konnte, reicht dann einfach die Zeit nicht. Leider. Wenn wir es schaffen, gehen wir aber auf jeden Fall einen Lebkuchen essen und einen Glühwein trinken.
Und auf was können sich die Frittenbude-Fans bei eurem Auftritt freuen?
Wir spielen auf jeden Fall so lange, bis alle umfallen (lacht). Das wird genau wie die Pommes: heiß und fett. Während der Festival-Saison haben wir das Set immer weiter perfektioniert. Es wird auf jeden Fall ein Brett und es saumäßig krachen!
Ihr seid schon lange zusammen unterwegs und habt schon oft auf der Bühne gestanden. Welchen Auftritt wirst du dabei nie vergessen?
Es gibt viele Auftritte. Ich kann mich eigentlich an fast jeden erinnern. Gerade unsere ersten Gigs in kleineren Jugendzentren im ganzen Land waren sehr schön – da erinnert man sich gerne zurück. Genauso auch an die Festivalauftritte oder die großen eigenen Konzerte. Jedes Konzert ist auf seine Art und Weise schön. Meistens bleiben aber auch Sachen hängen, die nicht so gut funktioniert haben und daran arbeitet man dann und perfektioniert das weiter.
„Rote Sonne“ ist der Titel eures aktuellen Albums. Was bedeutet die rote Sonne für euch?
Die rote Sonne ist zum einen die Liebe, die in uns brennt. „Rote Sonne“ ist natürlich auch Revolution, die man in sich trägt. Sie es die eigene Revolution oder die gegen ein System, für das man nicht einsteht. Genauso ist es auch einfach die Sonne an sich, die uns Leben spendet und Energie gibt. Es ist aber auch eine Hommage an einen Club in München, den wir früher sehr oft besucht haben. Da das Album eine Art Rückbesinnung auf unsere Wurzel ist, war der Name für uns ein schönes Dach für das Ganze.
Ihr habt einen festen politischen Standpunkt und bezieht Gesellschaftskritik in eure Musik ein. Wie sehr beschäftigt dich gerade die aktuelle politische Situation auch privat?
Ich bin privat ein sehr politischer Mensch, da lässt mich das, was in der Welt und in Deutschland passiert, natürlich nicht kalt. Leider ist das nichts Neues. Das ist schon immer so. Es wird in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg vieles totgeschwiegen. Hitler wird zu ‘nem Einzeltäter tituliert. Auch in Halle spricht man von einem Einzeltäter und nicht von Netzwerken.
Antisemitismus ist in Deutschland auch nichts neues, da wissen wir ja, wohin das führt. Dass Judenhass jetzt aufkeimt, sehe ich aber nicht – er ist nie weg gewesen, nie verschwunden. Antisemitismus gehört halt zu Deutschland, so traurig wie es ist. Und deswegen muss man immer dagegen angehen, immer dagegen kämpfen und nicht erst, wenn etwas passiert. Die Menschen müssen die ganze Zeit laut sein, ihren Mund aufmachen und auf die Straße gehen.
In Filmriss 2000, einem Bonus-Track des neuen Albums, rollt ihr eure Bandgeschichte auf. Was hast du aus 13 Jahren mit Frittenbude mitgenommen?
Dass man im Moment leben und den Moment genießen soll, solange er existiert. Alles kann schnell vorbei sein. Man sollte nicht so viele Gedanken an die Vergangenheit verschwenden und nicht so viel an Morgen denken. Einfach jetzt und heute leben.
Schreibt ihr eure Songs gemeinsam oder hat da jemand einen festen Part? Und wie viel Persönliches steckt eigentlich in euren Songs?
Ein Lied entsteht meistens aus einem Gefühl heraus und bei den Texten ist das ganz genauso. Natürlich kommen manchmal Dinge vor, die eher allgemeiner sind, aber am Ende des Tages ist es doch immer sehr persönlich, was wir machen. Musikalisch ist die Aufteilung so, dass Jakob und Martin die Beats beziehungsweise die Musik zusammen produzieren. Um die Texte kümmere ich mich. Im Studio nehmen wir dann alles gemeinsam auf. Aber es ist nicht so, dass nur mir obliegt, worum es geht oder was die Themen sind. Wir sitzen oft zusammen und spüren manchmal, dass man aus gewissen Themen einen Song machen kann. Zu dritt ist das aber nicht immer einfach.
Früher hatten wir so eine Art Demokratie. Wenn zwei dafür und einer dagegen waren, wurde er überstimmt. Wir merkten aber sehr schnell, dass das nicht funktioniert. Denn wir müssen alle drei hinter unserer Musik stehen. Deswegen machen wir nur noch Sachen, mit denen wir alle zufrieden sind. Sonst fühlt sich einer immer ein bisschen unwohl. Es ist also eher ein kommunistisches Konzept, das wir mittlerweile seit Jahren fahren.
Ein Zeile in dem Song lautet „ein gutes Interview – viele vergessene“, welche Frage sollte man dir stellen, damit dir unser Interview im Gedächtnis bleibt?
Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Es ist einfach so, dass sich vieles wiederholt. Wenn man jeden Tag auf Tour ist, scheint jeder Tag irgendwie derselbe. Man steht auf, fährt zu ‘ner Location, macht Soundcheck, spielt das Konzert und dann fährt man ins Hotel oder weiter in die nächste Stadt. So vergehen die Jahre und die Zeit fliegt an uns vorbei. Im Endeffekt schauen wir uns an und fragen: „Wie sind die letzten 13 Jahre vergangen?“
Alles verschwimmt zu einem Brei. Das Interview, das dabei exorbitant hervorgestochen ist, war so besonders, weil die Person, die das Interview mit uns geführt hat, danach unser Freund geworden ist. Wir treffen ihn jetzt immer, wenn wir in Wien sind. Das war quasi ein freundschaftlicher Liebesaufruf.
Hard Facts:
- Wann? 05. Dezember 2019 | 20 Uhr
- Wo? Kalif Storch | Erfurt | zum Güterbahnhof
- Tickets für die Veranstaltung bekommt ihr hier.
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Interview: Isabel Becker