Ihre Musik ist atmosphärisch und lädt zum Träumen ein. Für einen Roadtrip bei Sonnenschein ist sie der passende Soundtrack – die aus der Schweiz stammende Indie-Folk-Band „Black Sea Dahu“. Namensgeber der Band ist das schweizerische Fabelwesen „Dahu“, ein gämsenähnliches Tier mit verschieden langen Beinen. Ein Mischwesen aus Eichhörnchen und Ziege. Fabelhaft sind auch die Aussichten auf gleich drei Konzerte der Band in Thüringen. Wir haben mit Sängerin Janine Cathrein über den vergangenen Festivalsommer, die Herausforderungen auf Tour und Thüringer Klöße gesprochen.
Der Festivalsommer ist vorbei. Hattet ihr eine gute Zeit?
Ja, es war mega heiß. Das waren die heißesten Konzerte, die ich seit Langem gespielt habe. Bei einer Show ist mir die Technik komplett ausgefallen. Und dies trotz der Schutzdecken, die wir drüber gestülpt haben. Es ist alles ausgefallen und die Gitarre war einfach weg, weil es viel zu heiß war. Das bereitet mir schon ein bisschen Sorgen, wenn es jetzt jedes Jahr heißer werden soll. Aber ansonsten war es ein sehr guter Sommer.
Was ist euch am meisten im Gedächtnis geblieben?
Wir gaben dieses Jahr mega coole Support-Konzerte. Für Agnes Obel spielten wir in Lyon in einem großen alten Amphitheater. Die Location war einfach nur riesig. Ich habe dort vor Jahren Patrick Watson spielen sehen und wusste: Ich muss da irgendwann mal selbst spielen. Das war schon ein Highlight, wenn auch nur für 25 Minuten. Aber das waren die geilsten 25 Minuten des Jahres.
Auf Festivals trefft ihr auf viele andere Musiker und bestimmt auch auf eure musikalischen Idole. Hast du eine Anekdote über eine besondere Begegnung parat?
Als ich anfing, mir selbst Gitarre beizubringen, habe ich sehr viel Ben Howard gehört. Das hat mich in meinem Gitarrenspiel und wie ich die Songs schreibe, sehr beeinflusst. Ich konnte mich dazu mit seiner Stimme identifizieren. Letztes Jahr traf ich ihn beim Jazz Open in Stuttgart. Dort spielten wir für ihn als Support. Das Fan-Girl-Dasein verändert sich aber, nachdem man selbst zehn Jahre Tour auf dem Buckel hat und man im eigenen Kunstschaffen gewachsen ist. Als wir für Ben Howard spielten, gab es zwei Container, die übereinandergestapelt waren und als Backstage-Bereich dienten. Wir waren im oberen Container und Ben unten.
Aus Nervosität habe ich mit vier Metern Abstand und durch das Treppengitter hindurch mit ihm geredet. Irgendwann traute ich mich dann runterzugehen und mit ihm von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Und schlussendlich haben wir stundenlang mit ihm und der ganzen Crew gequatscht. Du merkst plötzlich – wenn sich dieses Fan-Girl-Ding beruhigt –, dass wir über die gleichen Dinge fachsimpeln. Wir machten ähnliche Erfahrungen und arbeiten gleich. Wir haben also tonnenweise Gesprächsthemen. Und da ist plötzlich alles nicht mehr so schlimm. Das war cool.
Draußen wird es nun grau und innen muckelig. Ihr seid bis zum Jahresende auf Tour. Habt ihr besonders in der Vorweihnachtszeit bestimmte Rituale, um es euch unterwegs zu machen?
Wir sind immer noch dabei, das Tourleben zu optimieren. Im Winter so lang auf Tour zu sein, ist sehr anstrengend. Es ist immer kalt. Wir hatten schon Nightliner ohne Heizung, in denen wir permanent froren. Das geht in die Knochen und an die Substanz. Gerade im Winter versuchen wir immer etwas Tageslicht zu erhaschen und gehen oft spazieren. Ich lernte für mich, dass ich eine Überraschungsbox mit Lieblingsessen brauche. Das sind dann die kleinen besonderen Momente nur für mich allein.
Kürzlich erschien eure neue Single „Le temps se fuit“ (dt. Die Zeit flieht vor sich selbst). Der erste Titel auf Französisch. Wie kam es dazu?
Es ist der erste Titel auf Französisch und er ist zudem grammatikalisch nicht korrekt. Ich weiß nicht mehr, wie er zu mir kam, aber ich weiß, dass ich sagen wollte „Die Zeit flieht vor sich selbst“. Wie eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Manche Dinge kann man in einer anderen Sprache nicht ausdrücken, weil es die Worte oder ein passendes Äquivalent dafür nicht gibt. Sehr viele Fans haben mich bereits korrigiert und ich muss leider sagen, dass es ausschließlich weiße Männer waren. Als mich unser Bassist, der französisch spricht, auf den vermeintlichen Fehler aufmerksam machte, war ich bereits schon so tief im Songwriting-Prozess, sodass ich mich bereits absolut in den Titel verliebt hatte. Ich konnte es nicht mehr ändern und werfe den Leuten diese Unkorrektheit nun entgegen.
Eure aktuelle Single, aber auch Songs wie „Big Mouth“ handeln von Liebe und Trennungen. Sind das Schreiben und Performen der Songs ein Heilmittel für dich, oder reißt es jedes Mal die Wunden wieder auf?
Es sind schon Heilmittel. Ich würde nicht schreiben, wenn es das Gegenteil wäre. Wenn dem nicht so wäre, würde ich mich lieber davon fernhalten, denke ich. Ich bin schon seit vielen Jahren in Therapie, reflektiere mich selbst und die Sprache, die ich im Songwriting entwickelt habe, hilft mir dabei, mit diversen Dingen zurechtzukommen. Die Songs sind teilweise Eins-zu-eins-Auszüge aus meinem Tagebuch.
Im November erscheint eure neue EP „Orbit“. Worauf können sich die Fans freuen?
Es sind vier sehr starke Songs, von denen zwei bereits erschienen sind. Es wird einen Song mit dem Titel „Orbit“ geben und einen weiteren mit dem Titel „Mind Power“. In einem geht es um Depressionen und das Weltall und in dem anderen um Angstzustände und wie man mit ihnen klarkommen kann. Es sind sehr orchestrale Songs.
Ihr wart diesen Sommer bei der Kulturarena in Jena dabei. Seid ihr bereits den Genuss der Thüringer Bratwurst gekommen?
Nein. Das wird für mich etwas schwierig, denn ich esse kein Fleisch. Ich ernähre mich vegan. Klöße könnte ich mal probieren. Das ist sicher ein mega-geiles Winteressen.
Hard Facts:
- Weimar: 26. Oktober – Mon Ami Wiemar
- Erfurt: 10. Dezember – Franz Mehlhose
- Jena: 11. Dezember – Kassablanca Jena
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