Naive Lust an Musik – Künstlerische Autonomie ist die Basis
In einem Tonstudio im Zughafen werfen die Musiker einen Blick hinter ihre Kulissen. Gleich am Anfang macht die Band klar, dass sie keine Lust hat, die typischen Fragen zu beantworten. Welche Interaktion steht also hinter LILABUNGALOW und wie wird man als professionelle Band wahrgenommen?
Zuckersüßer Electropop, treibende Funkperlen und eine fordernde E-Gitarre, gepaart mit Texten zu den großen Universalien des Lebens: Männer, Frauen, Leben und leben lassen. Seit der Veröffentlichung des Debutalbums im September 2012 hat sich die Besetzung der Band gefunden: Patrick Föllmer (Gesang, Gitarre, Trompete), David Bönsch (Bass, Gesang) und René Colditz (Drums).
Privat wie musikalisch: Die Lust am gemeinsamen Schaffen steht im Vordergrund- gerade weil sie individuelle Persönlichkeiten sind und jeder für sich auch noch andere Projekte verfolgt, finden sie zwanglos zusammen. Der persönliche Freiraum ist entscheidend für ein kongeniales Miteinander.
Wenn es nicht klingt wie etwas was es schon gibt, sind wir glücklich
Oftmals entwickeln sie ihre Songs in einer Session – hier besteht der Freiraum zu arrangieren und zu experimentieren. Raum für Experimente, beweglich bleiben, das zählt für sie.
Patrick bringt aber auch eigene Vorproduktionen zur Probe mit, musikalische Ideen, die schon relativ reif entwickelt sind. Die anderen adaptieren die Ideen in akustischen Instrumentarien, haben genug Raum sich in die Songs einzubringen. Spannend ist herauszufinden wo die individuellen Vorlieben liegen – die natürliche Voraussetzung für geniale Einfälle .
Wichtig ist dabei: Alles ist verhandelbar, will verhandelbar bleiben – jeder Sound, jeder Beat, jeder Ton.
Lilabungalow als Gesamtkunstwerk
Das Auftreten der Jungs auf der Bühne wirkt immer durchgestylt – mit Absicht, denn sie machen sich für ihr Publikum schick, eine gewisse ästhetische Grundhaltung ist ihnen wichtig. Die visuelle Komponente, die schrägen Bilder und Outfits stehen in Wechselwirkung mit den musikalischen Kompositionen.
Projekte wie die Visualisierung ihrer Musik in Form von Fassadenprojektionen im Rahmen des Genius Locci Festivals in Weimar zum Beispiel, inspirieren zu neuen musikalischen Experimenten – klassischen orchestralen Tönen mit Lila Anstrich. Lilabungalow versteht sich als Gesamtkunstwerk.
Songs gehören auf die Bühne und Musik findet vor Publikum statt.
Die Möglichkeit, als Musiker auf einer Bühne nahezu alles tun zu können, ohne dass das Publikum unterscheiden kann, was improvisiert und was geplant war, reizt den Patrick Föllmer sichtlich. Zwischenansagen werden je nach Stimmungslage zu einem Spiel mit Dialekten, mit dem Publikum und mit eigenen Teil-Persönlichkeiten – die Zuhörer werden eingebunden und mitgenommen. Sie verstehen sich nicht als kühle unerreichbare Avantgarde Formation, sondern bieten zwischendrin Luft zum entspannen und groovige Beats für geschmeidige Tanzeinlagen.
Zusammen mit dem produzierenden Studio ZODIAQUE ist es gelungen, das zuweilen anarchistische Potential von Lilabungalow so zu konservieren, dass die Songs dem Live-Eindruck in nichts nachstehen.
Gerade arbeiten sie an ihrem nächsten Album, welches 2018 erscheinen soll.
Text: Silvia Fischer