Hohengandern, Berlin, London… Ludwig Wright hat schon viele Extreme auf seinem Weg als Musiker gesehen und erlebt. Egal, ob Straßenmusik am Trafalgar Square in London oder bei Konzerten im beschaulichen Eichsfeld. Bereits in seiner Kindheit nahm der Halbbrite Gitarrenunterricht und in seiner Jugend spielte und sang er sowohl in Bands wie auch im Schulchor. Vor acht Jahren, während seines Studiums in Berlin, begann er als Akustik-Folk-Musiker aufzutreten. Danach zog es den 26-Jährigen auf die Insel, wo er postwendend sein britisches Publikum begeistern konnte.
Ludwig Wright über seine London-Zeit
Mittlerweile ist er zurück in Deutschland und bereitet neue Projekte und Konzerte vor. Im Gespräch mit dem t.akt-Magazin erzählt Ludwig aber nicht nur über seine Zeit in London. Er verrät uns zudem, wie es ist, zweisprachig aufzuwachsen und wieso „The Blues Brothers“ sein Lieblingsfilm ist.
Wie hat dich der Film „Blues Brothers“ zur Musik geführt?
Den Film habe ich als Kind im Alter von 4 bis 5 Jahren oft gesehen. Mich begeisterte die Musik mit den unterschiedlichen Stilrichtungen, aber auch die Aufführungsweisen. Diese Verbindung zwischen dem Musiker, der Musik und dem Publikum, ist zwar gestellt, aber trotzdem magisch.
Schaust du den Film immer noch regelmäßig?
Ja, und immer noch sehr gerne. Heutzutage finde ich ihn schon zum Teil etwas albern, das ist aber genau mein Humor.
Machst du dann die gleiche Musik wie die Blues Brothers?
Oder wie lässt sich dein Musikstil beschreiben? Ich bin Singer-Songwriter und nenne es gerne Folk-Rock-Akustik-Pop. Damit decke ich schon sehr viele Bereiche ab. Ich habe beispielsweise Rock’n’Roll-Songs im Repertoire, fingergezupfte Balladen, Liebeslieder, viele Songs zum Mitmachen, die peppig und motiviert sind – deswegen sind sie auch poppig.
Deine beiden Studio-Alben heißen „Hope“ und „Love“. Geht es in ihnen viel um Hoffnung und Liebe?
Ja. „Hope“ ist in einer Zeit entstanden, in der es mir nicht so gut ging. Es war eine bewusste Entscheidung Songs zu schreiben, die mich selbst motivieren und diese Zeit verkörpern. Die meisten Songs sind daher im Ganzen eher positiv und animierend, sie strotzen quasi vor Optimismus. „Love“ beschreibt alle Facetten der Liebe, zum Beispiel langanhaltende Gefühle und Trennungsschmerz, aber auch Eifersucht und Schmetterlinge im Bauch. Liebe ist ein interessantes Thema, weil es fast alle Menschen mindestens einmal berührt.
Die Studioalben und Songs geben also auch einen Rückschluss auf dein Leben?
Auf jeden Fall. Ich schreibe am liebsten aus meinen persönlichen Erfahrungen heraus. Aber ich spinne den Faden auch mal weiter und schreibe über Themen, die ich nicht per se erlebt habe.
Im Album „Love“ heißt ein Song „Daffodilla“. Was ist damit gemeint?
Dieser Song handelt von einem Pärchen, zwischen dem ein großer Altersunterschied besteht. Das Thema fundiert auf den Roman „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink, in dem sich ein jugendliches lyrisches Ich in eine deutlich ältere Frau verliebt und diese dann eine Beziehung führen. Letztendlich drückt das einen Zwist aus, weil das von der Gesellschaft eher von oben herab beäugt wird, aber Liebe ist grenzenlos und altersunabhängig. Da habe ich beispielsweise den Faden weitergesponnen, weil mir das selbst nicht passiert ist. Dennoch finde ich das ein spannendes Thema, um daraus ein künstlerisches Werk zu gestalten.
Ein aktuelles künstlerisches Werk von dir heißt „Together“. Um was geht es darin?
„Together“ ist ein Song, den ich bereits im letzten Jahr geschrieben hatte, um meine Erlebnisse während der Corona Pandemie einzufangen. Thematisch geht es darum, dass wir als Gesellschaft alle zusammen diese Herausforderung überwinden werden, auch wenn es noch länger dauert. Und das wollte ich in Form eines Videos darstellen. Das ist am 13. Juli herausgekommen. Darauf freute ich mich sehr.
Du scheinst momentan laut Instagram sehr viel in der Natur unterwegs zu sein. Bist du ein Naturmensch?
Ja, total. Mich hat mal jemand als „Draußenjunge“ bezeichnet. Ich bin sehr gerne in der Natur unterwegs, gehe Laufen und mache viel Sport. Das ist auch ein Stück weit erdend und magisch, wenn ich im Wald unterwegs bin. Es kam mir ein bisschen zugute, dass ich aufgrund der Corona-Pandemie von London wieder zurück ins Eichsfeld gezogen bin, hier ist man von sehr viel Natur umgeben.
Du hast London angesprochen. Wie hast du dort den Ausgleich gefunden, wenn die Natur nicht gleich vor der Haustür war?
Ganz exemplarisch in der Musik. Ich habe teilweise Songs darüber geschrieben, zum Beispiel „How Many Lands & How Many Seas.“ Da heißt es sinngemäß im Chorus: Wir legen uns hin, schauen uns die Bäume an, wie sie sich sanft im Wind wiegen. Letztendlich wurde ich da von Orten in London inspiriert. London hat vor allem große und schöne Parks, wo man zumindest ein bisschen das Gefühl bekommt in der Natur zu sein. Da habe ich mir auch aktiv den Ausgleich gesucht.
2018 bist du nach London gezogen. Wie groß war der Kulturschock im Vergleich zum beschaulichen Thüringen?
Ich war Feuer und Flamme das zu machen. Da ich vorher schon in verschiedenen Orten in Großbritannien gelebt habe, war das für mich eher „Living the dream“. Ich habe ganz viel Straßenmusik gemacht, wie auf dem Trafalgar Square oder an der Themse – da ging ich voll drin auf. Insofern erlebte ich das gar nicht als Kulturschock, sondern ich wusste, was mich erwartet und ich hatte Bock darauf. Es war eine grandiose Zeit, die mich sehr glücklich gemacht hat.
Die Musik hat dir geholfen, dich dort einzufinden?
Total. Durch die Musik lernte ich sehr schnell Leute kennen, habe auch Freundschaften geschlossen. Diese Kontakte hätte ich ohne wahrscheinlich nicht geknüpft.
Dein Vater ist Engländer, deine Mutter Deutsche. Wie ist es, zweisprachig aufzuwachsen?
Ich sage manchmal scherzhaft, ich habe eine Vater- und eine Muttersprache. Es war für mich sehr hilfreich zweisprachig aufzuwachsen. Mein Vater hat glücklicherweise Deutsch verstanden, sodass ich, als ich aufwuchs, deutsche Wörter mit einwerfen konnte. Ich möchte das gar nicht missen, weil ich beide Sprachen im Blut habe. Für mich war es sozusagen das I-Tüpfelchen, dass ich während meines Aufenthalts in England mein Englisch auch in der Aussprache wirklich auf Muttersprachniveau heben konnte.
Meine erste Fremdsprache in der Schule war tatsächlich Latein und mir fiel es schwer, noch andere Sprachen zu lernen. Deutsch ist eine komplizierte Sprache und mit Englisch kommt man sehr weit, von daher ist das eine gute Kombi. In meiner Kindheit beispielsweise kam es aber auch mal zu einer Situation im „Fish & Chips Shop“, wo ich gerne eine Portion Pommes bestellen wollte, aber das niemand verstanden hat, weil das in England ja „Chips“ sind. Oder ein Handy ist in Englisch das „mobile phone“, „handy“ heißt ja nur praktisch. Letztendlich zehre ich von diesen Erfahrungen bis heute.
Du bist demnach in Deutschland und England aufgetreten. Gibt es große Unterschiede zwischen deutschem und britischem Publikum?
Das möchte ich gar nicht so differenzieren, sondern viel tiefer gehen. Ich gebe ja sehr viele regionale Konzerte, bei denen man die Leute von vor Ort kennenlernt. Ein Konzert in Franken zu spielen ist beispielsweise ein anderes Gefühl als hier oder in Lübeck. So ist es auch in Großbritannien. London und Berlin sind vielleicht vergleichbar, weil das Großstädte sind und die Leute dort mit mehr Informationen überflutet werden. Hier auf dem Land ist das Konzertgefühl anders, wie auch in England auf dem Land. Deswegen würde ich den Unterschied gar nicht zwischen deutschem und britischem Publikum machen, sondern eher zwischen Stand und Land oder den Regionen.
Aber es ist hoffentlich immer ein schönes Gefühl?
Auf jeden Fall. Man muss sich diesen Unterschieden nur bewusst sein. John Lennon meinte mal zu einem Bekannten von mir: Du musst dein Publikum verstehen. Und egal, wo du bist, es gibt Möglichkeiten und Ansätze den Raum zu lesen. Demzufolge wählt man die Songs und Moderation aus bzw. passt sie an das Publikum individuell an. Politische und gesellschaftliche Ereignisse können das mitunter auch beeinflussen. Das ist alles sehr variabel. Deshalb besteht stets die Herausforderung, das Publikum zu packen und mit ihnen dann einen schönen Abend zu erleben.
Weil wir gerade beim Publikum sind: Wann startest du wieder mit Konzerten?
Ich starte Ende Juli mit einem Konzert in Bayern. Bisher bin ich aber in Sachen Konzertplanung noch etwas zurückhaltend, weil man die Entwicklung mit Covid-19 noch abwarten muss. Deshalb ist das zweite Konzert zwei Monate später in Bremen. Vor Corona habe ich öfter Touren durch Deutschland gemacht, die mich von Norden nach Süden führten.
Sollte Corona vorbei sein, können wir uns aber freuen, dass daraus etwas wird?
Auf jeden Fall! Es ist meine absolute Leidenschaft vor Publikum zu spielen, denn da ist diese Magie des Musikmachens am lebendigsten. Natürlich ist die Aufnahme eines Songs schön, aber diese Interaktion mit dem Publikum ist unschlagbar. Spätestens nächstes Jahr werde ich auch wieder durch Thüringen touren und Konzerte geben.
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