Das Extrem-Metal-Festival „Party.San“ findet dieses Jahr vom 8. bis 10. August zum 25. Mal auf dem Flugplatz in Obermehler statt. Auf die Ohren gibt es wieder brutale Riffs, bebende Growls und heftige Schlagzeugeinlagen. Vorab sprachen wir mit Mario Flicke, einem der Organisatoren des „Party.San“.
Euer Festival heißt „Party.San“. Kein gewöhnlicher Name. Wie kamt ihr auf dazu?
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Der Name wurde gewählt, noch bevor ich dort anfing. Natürlich beschäftigt man sich mit seiner eigenen Geschichte und es ist wohl so: die Doppeldeutigkeit der Schreibweise unseres Festivals fanden die damaligen Namensgeber relativ charmant. Es wird zwar „Party.San“ ausgesprochen, aber das Y macht die Party, mit dem San wird es schon wieder vielschichtiger. Es ist eine Anspielung auf die Partisanen als Bezeichnung der Meister im asiatischen Bereich und der Partisanen im Zweiten Weltkrieg. Ich persönlich hätte einen anderen Namen für ein Extrem-Metal-Festival gewählt, aber nun hießen wir ja schon so. Da fängt man nicht noch an, irgendwie daran rumzudoktern.
Das erste Festival ging ja bereits 1996. Wie kam es damals zum ersten Happening?
Das fing im Endeffekt an, wie ganz viele Stories von Festivals beginnen: mit einer Biertisch-Idee, die dann ein wenig aus dem Ruder gelaufen ist. Und da sind wir auch an des Pudels Kern. Denn jeder, der in Mathe so ein bisschen aufgepasst hat, wird erkennen, dass etwas nicht stimmen kann, wenn ‘96 das erste Festival war und 2019 das 25. ist. Die erste Feier in Obermehler, wo wir jetzt immer noch sind, wurde von der Stadt Bad Berka untersagt und man hat sie dann trotzdem gemacht und als Privatparty deklariert. Ende September/ Anfang Oktober hat man dann einfach noch ein offizielles Festival veranstaltet. Deswegen gab es 1996 zwei Veranstaltungen, damals auch noch unter dem Namen „Tiefengruben-Open-Air“.
Das war das Party.San-Festival 2018:
Und warum habt ihr euch damals für Metal entschieden?
Die Tiefengrubener Freunde, haben seinerzeit bei den ersten drei Veranstaltungen auch viele Punkbands organisiert. Zu diesem Zeitpunkt plante ich in unserem Clubhaus Metal-Veranstaltungen und unser Booker hat im „Jacob“, ebenfalls Metal-Veranstaltungen organisiert. 1998 wurden wir dann gefragt, ob wir uns nicht gegenseitig unterstützen wollen. Da rockten wir ´99 zusammen das ganze Ding durch und weil wir uns so gut verstanden und ergänzten, entschieden wir danach, dass wir eine Firma zusammen gründen und versuchen das Ganze größer aufzuziehen.
Seitdem läuft das auch perfekt und in Harmonie zusammen?
Was soll ich sagen. Perfekt ist gar nichts auf dieser Welt. Es gibt immer Reibereien in irgendeiner Art und Weise und das macht‘s auch interessant und spannend. In einem Team mit mehreren Personen ist davon auszugehen, dass man niemals hundertprozentig der gleichen Meinung ist. Rede und Widerrede sind erst das Salz in der Suppe, sie bereichern die Zusammenarbeit. Argumente werden vorgelegt und das Beste dann im Konsens umgesetzt.
Dann gehen wir doch direkt mal auf die Festivals ein. Was waren für dich die größten Highlights?
Das ist superschwierig zu beantworten, weil alle, die ich jetzt nicht nenne, mich dann irgendwann anrufen werden und fragen, warum sie denn nicht das Highlight waren! (lacht) Jede Veranstaltung ist für uns ein Highlight. Wir sind immer völlig auf das nächste Festival fokussiert. Momentan planen wir bandtechnisch schon für 2020 und für 2021 haben wir auch schon begonnen. Natürlich geht es immer um das, was jeder hören möchte. Wir sind allerdings kein typisches Headliner- Festival. Bei uns haben die großen Bands nie gespielt bzw. solche Bands haben zu einer Zeit bei uns gespielt, als sie noch gar nicht so groß waren. Damit meine ich zum Beispiel Bands wie Amon Amarth und Heaven Shall Burn. Die haben ihre Gehversuche alle bei uns gemacht – nicht als Headliner. Heute sind sie für uns unbezahlbar.
Es gab immer wieder Bands, die wir uns wünschten. Und irgendwann konnten wir uns diese Wünsche erfüllen. Das waren unsere Highlights. Wir versuchen beispielsweise unsere alten Heroen aus den 90er-Jahren nochmal live auf die Bühne zu holen. Das ist unsere kleine Liebelei und das betrachten wir logischerweise auch als Highlight.
Also versucht ihr, eure persönlichen Idole auf das Festival zu bekommen?
Ja, absolut. In unserem Bereich gibt es keine Industrie, die mitreden will, was wir buchen sollen. Also holen wir nur das, was uns gefällt und bieten damit im Endeffekt eine Plattform für die Besucher. Wenn die sich damit identifizieren können, ist es ja gleich doppelt gut.
2011 seid ihr zum Flugplatz Obermehler umgezogen. Warum?
Wir sind 2010 zu 2011 von Bad Berka nach Obermehler umgezogen, weil die uns zur Verfügung gestellten Wiesen und Flächen so verdichtet wurden, dass der kleinste Regen zu Aufschwämmungen führen könnte. 2007 bis 2010 hat es so viel geregnet, dass das stehende Wasser nicht mehr abfließen konnte, da war es einfach sicherheitstechnisch nicht mehr durchführbar, in Bad Berka das Festival zu veranstalten. Wenn die Rettungskräfte nicht mehr absichern können, dass sie auf den Platz fahren können, dann muss man reagieren.
Wie sieht eigentlich das diesjährige Line-up aus? Was für Hochkaräter habt ihr am Start?
Insgesamt werden es wieder 50 Bands sein. Headliner, auf die wir uns besonders freuen, sind Hypocrisy, Hellhammer, Testament, Deicide und Bloodbath. Das sind für uns die großen Namen, bei denen man sagen kann, das sollten die Zugpferde sein.
Für mehr freshe News und geilen Scheiß:
Also ist es wieder buntdurchmischt und für jeden was dabei?
Ja, im Extrem-Metal-Bereich sind wir sehr durchmischt, aber nicht im Heavy-Metal-Bereich, das ist ja schon eine besondere Spielart des Metals. Im Extrem-Bereich gibt es bei uns Death-, Thrash- und Black-Metal und ein bisschen Grindcore.
Auf eurer Homepage kündigt ihr auch Pagan-Metal, Brutal-Death-Metal und Black-Metal an. Warum ist es wichtig, die Genres mit anzugeben?
Wenn man sich in einer Sparte befindet, muss man davon ausgehen, dass es Gäste gibt, die auch von manchen Bands noch nichts gehört haben. Und da gehört es dazu, dass man einfach auch das Genre ein kleines bisschen beschreibt und benennt. Die Leute sollen ja auch neue Musik für sich entdecken. Und wenn man von einer Band noch nichts gehört hat, aber dort steht Brutal-Death-Metal, sagen sich die Interessierten: „Das ist doch mein Beuteschema.“ Sie hören sich diese Band im Vorfeld vielleicht schon mal an und haben die Möglichkeit, das Ganze dann nicht mehr so unbefleckt zu sehen und zu erleben. Es ist ja im Endeffekt so, dass das „Party.San“ ein Festival für Kenner und Musik-Nerds ist, die wirklich Musik hören und nicht nur konsumieren wollen.
Wie würdest du denn diese ganzen Genres Leuten erklären, die sich nicht besonders als Kenner identifizieren würden?
Oh, das ist super schwierig. Wir bewegen uns auf den härtesten Spielwiesen des Heavy Metals. Heavy Metal sollte man als die ultimative Steigerungsform der Rockmusik aus den 60er- und 70er-Jahren ansehen, und wer keine oder wenig Erfahrungen damit hat, wird auch nicht viel nachvollziehen können. In den 80er-Jahren setzte nach der „New Wave of British Heavy Metal“ eine „Höher-schneller-weiter-lauter-härter-Bewegung“ ein und die ist bis heute nicht beendet. Es gibt immer wieder neue Spielarten, die es zu entdecken gilt. Und wir sind da dran und versuchen auch Neues für uns zu entdecken.
Also bietet ihr auch so eine Art Anlaufpunkt für Innovationen?
Ja, in den Grenzen, die wir uns gesetzt haben.
Auf wie vielen Bühnen verteilt sich das diesjährige Spektakel und was bietet ihr dem Festivalgänger drumherum an?
Seit 2004 gibt es zwei Bühnen. Die erste Bühne ist eine reine Open-Air-Bühne und die zweite befindet sich in einem Zelt und war am Anfang als Aftershow-Bühne benutzt worden. Seitdem wir in Schlotheim sind und keine Wetterkapriolen mehr zu befürchten haben, integrieren wir diese Bühne als Nachwuchsbühne. Wenn wir eine neue Band finden, die uns berührt und gefällt, bringen wir sie dort hin. Auf der Hauptbühne, würden sie als erste oder zweite Band spielen. Das wird oft dem Anspruch der Musiker nicht gerecht und das wollen wir verhindern. Deshalb die zweite Bühne, dort beginnen die Auftritte auch erst 17 Uhr und die Bands spielen bis 21 Uhr, immer in den Umbaupausen.
Du hast ja schon angefangen über eure Strapazen mit dem Wetter zu reden. Mit was für Schwierigkeiten hattet ihr über die Jahre so zu kämpfen.
Das wichtigste für den Veranstalter ist es, den Gast nichts davon merken zu lassen. Alles andere wäre eine Offenbarung. Bei uns gipfelte es 2010 darin, dass eine Schlammlawine den Berg runterlief und weil der Zeltplatz in Hanglage war, dort Zelte begraben wurden. Wir haben in der Nacht mit Entwässerungsgräben ausgeholfen. Danach musste dieser Platz natürlich auch in irgendeiner Weise wieder ertüchtigt werden, damit er wieder das wird, was er vorher war. Kein Panzerübungsplatz – sondern eine Wiese oder ein Feld. Das wurde über die Jahre einfach auch ein Kostenfaktor.
Jetzt ist es so, dass wir uns auf asphaltierter Fläche befinden. Das beschleunigt den Auf- und Abbau zusätzlich wird die Standsicherheit der Aufbauten gewährleistet. In Obermehler haben wir eher Probleme mit dem Wind. Auf der Spitze eines Berges ist das eben nicht gerade unüblich. Doch trotzdem funktioniert es so gut, dass wir uns sagen, wir wollen da erstmal nicht weg.
Seit 2010 gibt es relativ konstanten Zulauf an Besuchern. Habt ihr euch da schon mal überlegt, zu expandieren, um mehr Platz für Metal-Fans zu bieten?
Nicht unbedingt. Der Platz ist nicht das ausschlaggebende Moment, zumal wir ja noch nie komplett ausverkauft waren. Wenn man seinem Konzept treu bleibt, ist es im Endeffekt so, dass man sagen muss: Ok, viel mehr Publikum wird einfach nicht kommen. Die Leute kennen uns, sie wissen was wir machen. Sie kommen nicht nur aus Deutschland, sondern aus ganz Europa und mittlerweile seit mehreren Jahren auch von allen Kontinenten.
Was denkst du, wie viele Besucher dieses Jahr kommen und gibt es noch Karten zu kaufen?
Ja, Karten gibt es an allen Vorverkaufsstellen sowie an der Abendkasse. Wir freuen uns dieses Jahr über acht- bis achteinhalbtausend Besucher auf unserem Insider-Gemeinschafts-Festival, was für uns schon sehr beachtlich ist. (lacht) Wir versuchen klein, gemütlich und unter uns zu bleiben, um das Festival mit allen zu genießen.
Hard Facts:
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Wann? 08. bis 10. August
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Wo? Flugplatz Obermehler, Schlotheim
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