Die einzige Grenze ist die eigene Vorstellungskraft
Bunte Lichter flimmern in allen Farben des Regenbogens beim SonneMondSterne. Der Bass unzähliger Boxen lässt den Erdboden erzittern. Tausende Menschen mit grinsenden Gesichtern patrouillieren zwischen diversen Großraumzelten und Open-Air-Bühnen auf und ab. Mit ihren Füßen wirbeln sie tanzend Staub auf. House, Techno und sämtliche vorstellbare Spielarten elektronischer Musik geben den Takt an.
Die schier endlose Auswahl an Musikern und DJs lässt unvorbereitete Partygäste mit fragenden Augen zurück. Was schaue ich mir als nächstes an? Kämpfe ich mich an der Mainstage mit tausenden anderen Menschen um jeden Zentimeter Platz? Oder lasse ich mich von Dancefloorzelt zu Dancefloorzelt treiben?
Über eine halbe Million Menschen konnten diese Eindrücke bereits auf sich wirken lassen, sich die Fragen stellen, die früher oder später immer aufkommen, bei einem Besuch von einem der größten Elektrofestivals Deutschlands. Das SonneMondSterne-Festival (SMS) verwandelt seit nunmehr 21 Jahren ein idyllisch gelegenes Naherholungsgebiet bei Saalburg an der Bleilochtalsperre in Ostthüringen zum Mekka für die Liebhaber technoider Klänge.
Jahr für Jahr stampft ein Team von Bühnenbauern, Lichtkünstlern und Klangarchitekten eine bunte, vielfältige und vor allem laute Partywelt aus dem Boden. Zehntausende Besucher tun es ihnen gleich und lassen für ein Wochenende die wohl größte, temporäre Zeltstadt in Ostdeutschland entstehen.
Wie Neil Armstrong, als er als erster Mensch den Mond betrat, erobern sich die Festival-Camper ihr kleines persönliches Reich. Sie hissen ihre Flaggen, bauen ihre Zeltschlösser auf und putzen ihr Partygrundstück heraus. Von alten Sofas, über bunten Teppichen, bis hin zu übergroßen Plastikzimmerpflanzen wird alles herangeschafft, was ins Auto passt. Die einzige Grenze ist die eigene Vorstellungskraft.
Alles hat mal klein begonnen
Doch auch ein Megafestival wie das SMS hat einmal klein angefangen. Anno 1997, als elektronische Musik noch nicht vollends im Mainstream angekommen war, hatte eine Hand voll junger Menschen eine Vision: ein kleines Festival mit guter Musik an einem schönen Ort.
SonneMondSterne war geboren. 14 DJs bespielten damals ein Zelt und einen Open-Air-Floor. DJ Pierre, Kenny Larkin und Jesse Saunders waren die Plattendreher der Stunde. Etwa 1500 Menschen schlichen sich, ohne zu bezahlen, auf das damals doch recht sporadisch gesicherte Festivalgelände. Es gab ein heilloses Chaos an den Getränkeständen, doch trotzdem habe es den meisten Besuchern richtig gut gefallen, heißt es auf der SMS-Homepage.
Ein Jahr später und um zwei Dancefloors größer mussten sich die SMS-Besucher erstmals mit typischen Open-Air-Veranstaltungsproblemen befassen. Doch trotz Sturmwarnung, 6 Grad in der Nacht und strömenden Regen feierten die Leute hemmungslos zu den Beats von Tyree Cooper, Steve Bug und Technopapa Sven Väth. Im darauf folgenden Jahr, 1999, entdeckten die SMS-Macher und unzählige Besuche das unvergleichliche Feeling, wenn sich Techno live durch die Boxen schraubt. Allen voran „Der dritte Raum“, Thomas Schumacher und „The Advent“ gaben damals den Ton an.
Im Jahr 2000, als das Millennium überstanden war und das SMS erstmals ein komplettes Wochenende andauerte, lockte das Festival tausende Raver an die Bleilochtalsperre. Mit einer großen Hauptbühne, drei Zirkuszelten, zwei Clubzelten, einem Tagesareal und dem Partyboot nahm SonneMondSterne ungeahnte Ausmaße an. Bei prallem Sonnenschein verhalfen DJ Hell, Westbam und Jeff Mills allen Techno-Tänzern und House-Liebhabern zu einem gelungenen Auftakt ins neue Jahrtausend.
Von 1.500 auf 30.000 Besucher
In den darauffolgenden Jahren wuchs die einst so kleine Eintagesveranstaltung auf eine stattliche Größe an. Über 30.000 Besucher, neun Zelte und Open-Air-Bühnen sowie über 80 Musiker und DJs verhalfen dem Elektro-Happening zu europaweiter Anerkennung.
Märchenhafter hätten es sich die Veranstalter sicherlich nicht erträumen können. In diesem Jahr, zur 21. SMS, wird wieder einmal alles aufgefahren, was geht. Dutzende Essensstände, Dixi-Klos und Bassboxen sorgen für ein authentisches Festivalerlebnis. Es werden Musik-Größen wie Major Lazer, Ellen Allien und – immer wieder gerne gesehen – Sven Väth dabei sein, der vor 20 Jahren das erste Mal die SMS-Besucher beglückte und bestimmt auch in diesem Jahr überzeugen wird, wenn mal wieder der Boden in Saalburg vibriert und bunte Lichter den Abendhimmel erleuchten.