Anfang September hat das deutsche Techno-Trio Scooter ihr 19. Studioalbum „Scooter Forever“ veröffentlicht.
Ein gemischter Eindruck nach mehrmaligem Rauf- und Runterhören.
Techno und Eurodance waren musikalische Trends, kamen und gingen auch nach einigen Jahren wieder. Snap!, Dr. Alban, Culture Beat oder Mr. President sind schon lange in der Versenkung verschwunden – doch etwas hat überlebt. Neben DJ Bobo sind auch Scooter noch da, hören sich mit kleinen Anpassungen immer noch so an wie damals – und sind auch niemals weg gewesen. Wirklich jedes ihrer seit 1993 in schöner Regelmäßigkeit veröffentlichten, nunmehr 19 (!) Studioalben setzte sich in den deutschen Charts fest. Kein Wunder also, dass die neue Platte den bescheidenen Titel „Scooter Forever“ trägt, die neben einer Auswahl von Rave-Klassikern („reworked by Scooter“ auf der beiliegenden CD No. 2) natürlich auch ein Dutzend neue Hits mitbringt.
Wie eine musikalische Zeitreise kommt gleich das Intro „Foreplay“ daher: Zu Elektrobeats gesellen sich dunkle Streicher und Regentropfen, die sinnbildlich jenem Musikgewitter vorgreifen, das alsbald über den Zuhörer hineinbricht. Epische Streicher, ein Kinderchor, Digeridoos und klimaktische Techno-Beats lassen keine Zeit zum Durchatmen und hasten zu Track No. 2, „In Rave We Trust“, in dem ein Glockenspiel fließend von einer altbekannten, hochgepitchten Mickey Mouse-Stimme abgelöst wird. Spätestens dann ist man mittendrin in einer 90er-Jahre-Rave, die hochkochende Partystimmung mitbringt. „Bora Bora Bora“ ist wie Scooters „Maria (I Like It Loud)“ ein Song mit großem Mitgröl-Potenzial (an was anderes ist bei Lyrics wie „dib dib dib“ und über jeden Zweifel erhabene, vorwärtstreibende Monsterbässe auch nicht zu denken). Ein weiterer Abriss-Hit ist „Wild And Wicked“ (Track 10), der mit E-Gitarren-Riffs unterm Power-Beat ähnlich rockig daherkommt wie „Riot“ vom vorherigen, allerdings ungleich stimmigeren Album „ACE“.
Dissonantes Rave-Gewitter
Denn: Nicht jeder neue Song entpuppt sich als gelungenes kleines Meisterwerk der Hardcore-Rave-Spaßmusik. „The Roof“ (Track 11) erinnert mit seiner schunkeligen Melodie an Retortenschlager aus dem Après Ski-Partyzelt und während das Cover von „The Darkside“ der Techno-Formation Hypetraxx an H. P. Baxxters nicht wegzuleugendem, seit jeher dünnen Stimmchen scheitert, so folgt dann doch noch ein musikalischer Exitus. Dem Zuhörer rollt es bei einer schlecht abgemischten, rauschig ins Mikro gepusteten „Always Look On The Bright Side Of Life“-Interpretation aus dem Film „Das Leben des Brian“ (1979), die sich in ein dissonantes Rave-Gewitter verwandelt, förmlich die Fußnägel hoch. Regelrecht hörbar ist das schmerzhafte Ächzen, während die Mitglieder der britischen Comedy-Formation „Monty Python“ spontan an Ohrenkrebs dahinsiechen..
Scooter sind inzwischen Kult und stoßen somit angenehmerweise nicht mehr auf die Welle der Ablehnung, die dem Trio noch vor einigen Jahren entgegenschlug, wie H. P. Baxxter auch jüngst in einem Interview mit der ZEIT (Ausgabe 45) betonte. Doch mit „Scooter Forever“ werden leider auch keine neuen Fans hinzukommen. Dafür klingen die Beats, Shouts und „teutonisch gefärbten simple English“-Lyrics dann doch zu sehr nach dem verblichenen, lauten und bunten Trash-Jahrzehnt der 90er.
Band: Scooter
Album-Titel: Scooter Forever (Limited Deluxe Box)
Label: Sheffield Tunes (Edel)
Veröffentlichungstermin: 1. September