Als Musiker feiert er schon seit Jahren große Erfolge, seine letzten drei Alben schafften es jeweils in die Top 10 der deutschen Albumcharts. Aber auch als Schauspieler ist Anton „Fatoni“ Schneider kein unbeschriebenes Blatt, spielte unter anderem in seiner Geburtsstadt München in diversen Inszenierungen am Theater, war aber auch schon im Tatort zu sehen. Im Mai erschien sein neues Album „Wunderbare Welt“. Am 6. Dezember ist er nun im Erfurter Club Kalif Storch zu Gast. Wir haben uns vorab mit ihm unterhalten.
Du warst zuletzt in Thüringen bei der Kulturarena in Jena, standest vor und später mit der Antilopen Gang auf der Bühne. Sehr zur Überraschung der Fans. Denn angekündigt war das nicht. Wie kam es dazu?
Das war sehr spontan. Wir haben das, glaube ich, am Tag davor geplant. Ich mag Jena und hatte an dem Tag nichts anderes zu tun. Meine eigenen Open-Airs waren da schon vorbei.
Du hast mit der Antilopen Gang eine lange Vergangenheit.
Ja, mittlerweile schon. Auch wenn das eine Floskel ist: Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht.
Nach Erfurt kommst du nun mit deinem kompletten und natürlich längeren Programm.
Das wird eine größere Produktion. Jena war so spontan, dass DJ Jenny Sharp von der Antilopen Gang eingesprungen ist. In Erfurt habe ich dann auch einen eigenen Schlagzeuger, eigenen DJ und ein Bühnenbild. Und ein Vorprogramm. Shogoon. Ein sehr guter Rapper
Das ist die Tour zum im Mai erschienen Album „Wunderbare Welt“. Das schaffte es unter die Top 10 der Charts. Du, als „König der Zweifler“, wie es in einem Song heißt – bist du erleichtert, wenn du merkst, dass das Album gut ankommt?
Auf jeden Fall. Aber die Charts sind auch ein veraltetes System, bei dem man nicht ganz genau weiß, was das bedeutet. In den Top 10 sein, das klingt natürlich gut und ist bestimmt auch nicht schlecht … Siehst du, ich rede es schon wieder kaputt. Der ewige Zweifler … Nein, ich freu mich tatsächlich sehr. Das ist meine dritte Platte in den Top 10. Das gibt einem auch den Ansporn, weiterzumachen.
Wie definierst du Erfolg, wenn nicht gerade über die Charts, was ich durchaus verstehe?
Mir war immer wichtig, dass andere Künstler:innen, die ich schätze, mir spiegeln, dass sie gut finden, was ich mache. Das war für mich stets ein wichtiger Parameter. Es ist nicht so, dass mir Künstler:innen wichtiger sind als die Menschen, die meine Musik hören. Aber gute Kritik von Musiker:innen, die ich auch höre – das bedeutet mir viel.
Gib mal ein Beispiel.
Auf dem neuen Album kann man das sehr gut nachvollziehen. Da ist zum Beispiel Max Herre mit drauf. Oder auch Deichkind. Das sind Künstler, die ich selbst viel hörte. Und jetzt habe ich mit ihnen zu tun, bin mit ihnen befreundet, habe Songs mit ihnen gemacht.
„Wunderbare Welt“ – das ist vielseitig interpretierbar. Was ist die wunderbare Welt für dich? Oder was ist sie nicht?
Das Schöne an dem Titel ist, dass man jeden Tag neu entscheiden kann, ob man ihn einszu-eins nimmt, ernst nimmt, oder ob man ihn sarkastisch, ironisch oder sogar zynisch verstehen will. Es ist fast eine Provokation, ein Album heute so zu nennen, selbst abseits der neuesten weltpolitischen Ereignisse.
Wer löst den Gaza-Konflikt, singst du beispielsweise paraphrasiert. Seit das Album erschien, hat sich einiges geändert …
Genau, das ist eine Zeile im Titelsong. Ich hatte sogar noch eine Nahost-Zeile geschrieben, wollte dem Thema aber nicht so viel Platz einräumen. Jedes andere hat auch nur eine Zeile bekommen.
Ich musste gerade bei dem Titelsong nicht nur ob des Namens an Huxleys „Schöne neue Welt“ denken. Die Welt wird scheinbar schnelllebiger und die Sehnsucht nach einer echten Pause größer. Zumindest in dem Song wird die schnelllebige Welt abgelehnt. Schwingt im Hintergrund die Idee eines Rückzugs ins Private mit? Auch, um sich selbst zu schützen?
Da habe ich selbst auch schon drüber nachgedacht, das ist ein sehr bekanntes Konzept in so schwierigen Zeiten. Ich habe mal ein Interview mit Hans Fallada gelesen, dieser berühmte Autor, der das Stück „Kleiner Mann – was nun“ geschrieben hat. Er sagte, dass eben dieses Konzept sein persönlicher Weg ist, aber keine allgemeingültige Anleitung. Trotzdem merke ich, dass ich so eine Tendenz entwickele. Eher gedanklich als in der Realität. Ich lebe ja in Berlin und bin Teil des Diskurses. Ich ziehe mir auch alles an Nachrichten rein. Aber ich kann Leute verstehen, die das nicht mehr tun. Und vielleicht war das unterbewusst schon ein bisschen so bei der Entstehung der Platte.
Das klingt, als seien deine Texte sehr biografisch. Gilt das für das gesamte Album?
Das Album ist schon sehr biografisch. Vielleicht sogar das biografischste bisher. Auf dem Andorra-Album fing das an. Auf dem neuen sind es schon auffällig viele Comingof-Age-Songs und Geschichten aus meinem Leben.
Wie lange schreibst du an so einer Platte?
Da bin ich relativ klassisch, ich brauche immer etwa zwei Jahre. So wie es früher Künstler oft gebraucht haben. Heute sagt man ja, zwei Jahre sind zu lang.
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Aber es gibt seit Oktober eine neue Single.
Ja, ich habe mir vorgenommen, dass ich mal versuche, einfach Songs rauszuhauen. Wie es die neue schnelle Zeit und das StreamingZeitalter offenbar von einem verlangen. Aber es gibt einem auch eine gewisse Freiheit. Denn so ein Album ist viel Arbeit. Auch verkopfte Arbeit. Und wenn man nur einen Song macht, dann ist das nicht ganz so krass.
Was kommt als nächstes?
Ich bringe bald einen Weihnachtssong raus. Kein Rap, sondern einen Liedermachersong. Das hätte ich mich früher auch nicht getraut. Jetzt mache ich das einfach.
Du bist auch Schauspieler, hast unter anderem schon im Tatort mitgewirkt. Wo liegen die Prioritäten? Wie machst du das mit dir aus, wo du Zeit investiert?
In den letzten Jahren lag die Priorität auf der Musik. Beim Schauspiel ist man nicht so autonom. Bei der Musik bin ich mein eigener Chef. Schreibe die Texte, produziere die Musik mit, entwerfe die Show. Da ist es manchmal aber auch ganz erleichternd, wenn man als Schauspieler nur die Rolle spielen, aber nicht alles entscheiden muss. Daher bin ich froh, beides zu haben.
Hard Facts:
- Fatoni in Erfurt: 6. Dezember
- Einlass 19 Uhr | Start: 20 Uhr
- Kalif Storch | Zum Güterbahnhof 20
- Tickets: www.kalifstorch.com
- Mehr zu Fatoni: www.fatoni.shop
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