Warum immer in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah ist? Thüringen hat viel zu bieten. Auf einer Fläche von rund 16.000 Quadratkilometer finden sich zahlreiche Museen, Denkmäler und Orte, die es lohnt, einmal genauer in Augenschein zunehmen. Ihr plant einen Ausflug? Wir verraten euch in unserer Serie „Thüringer Städtetrip“, was der Freistaat so zu bieten hat. Dieses Mal machen wir einen Abstecher nach Meiningen.
Thüringer Städtetrip: Das müsst ihr in Meiningen gesehen haben!
Meiningen ist geprägt von mondänen klassizistischen Gebäuden, historischen Thüringer Fachwerkhäusern und ist die größte Stadt im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Die Stadt an der Werra liegt am Ostrand der Rhön und besitzt im Stadtzentrum ausgedehnte Parkanlagen, wo dem Spazierenden Johannes Brahms, Ludwig Bechstein oder Max Reger begegnen, die die Meininger Kulturgeschichte wesentlich prägten. Meiningen wurde als fränkisches Königsgut gegründet und 982 erstmals urkundlich erwähnt. Ab 1008 gehörte es über ein halbes Jahrtausend zum Hochstift Würzburg und entwickelte sich wegen seiner günstigen Lage bald zur bedeutendsten Stadt im heutigen Südthüringer Raum. Noch vieles mehr zur Geschichte der Stadt und zu berühmten Meininger Persönlichkeiten erfahren Gäste bei einem Rundgang durch Schloss Elisabethenburg, das auch Friedrich Schiller eine Ausstellung gewidmet hat.
1000 Veranstaltungen im Jahr
Interessiert ihr euch für historische Dampfloks? Dann ist der Besuch des Meininger Dampflokwerks, in dem noch heute Stahlrösser aus längst vergangenen Zeiten repariert werden, genau das Richtige. Mit 1000 Veranstaltungen im Jahr gehört das beschauliche Meiningen zu den großen Kulturstädten Thüringens. Ein Besuch im Staatstheater der Residenzstadt ist sicher der Höhepunkt für jeden Aufenthalt.
Schloss Elisabethenburg
Die ehemalige Residenz der Herzöge von Sachsen-Meiningen wurde als barocke Dreiflügelanlage 1682-1692 erbaut und ist heute unter anderem Domizil der Meininger Museen. Zu besichtigen sind die prunkvollen herzoglichen Wohnräume, Dauerausstellungen sowie wechselnde Sonderausstellungen. Vom „Musenhof zwischen Weimar und Bayreuth“ gingen im 19. Jahrhundert zahlreiche künstlerische Impulse aus, die mit den Namen Brahms, Strauss, Reger, Wagner und Ibsen, vor allem jedoch mit dem des kunstsinnigen Fürsten Georg II. von Sachsen-Meiningen verbunden sind.
Theatermuseum „Zauberwelt der Kulisse“
Die „Meininger“ unter Herzog Georg II., waren mit ihrer Schauspielkunst im späten 19. Jahrhundert beispielgebend für Bühnen in ganz Europa. Die ehemalige Herzogliche Reithalle (1797) wurde 1999 zum Theatermuseum umgebaut. Die Präsentation eines der illusionistischen Bühnenbilder der einzigartigen Sammlung im Theatermuseum lässt erahnen, wie das frühe Hollywood-Kino von den „Meiningern“ inspiriert wurde. Das ungewöhnliche Museum zeigt täglich 10, 12, 14 und 16 Uhr in vier Präsentationen, mit Film und Szenenlichtprogramm zu einem historischen Bühnenbild, wie die „Meininger“ europäische Theatergeschichte geschrieben haben.
Büchnersches Haus
Das farbig reich verzierte Fachwerkhaus mit atmosphärischem Innenhof versteckt sich in einer Seitenstraße und gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt. Auf wundersame Weise wurde es vom Stadtbrand 1874 verschont und befindet sich bis heute in Privatbesitz.
Meininger Staatstheater
Hier wurde unter Herzog Georg II. europäische Theatergeschichte geschrieben, denn „das Meininger Theater ist jener Ort, wo das moderne Regietheater“ erfunden wurde. (R. Schechner, New York University) Es ist somit eines der traditionsreichsten Theater Deutschlands. Das klassizistische Gebäude wurde 2010 und 2011 grundlegend saniert. Im Großen Haus und den angrenzenden Kammerspielen gibt es für das Publikum mit 500 bis 600 Vorstellungen pro Spielzeit ein abwechslungsreiches Programm aus Schauspiel, Oper, Operette, Musical, Konzert, Ballett und Puppentheater für alle Generationen zu erleben.
Ruine Burg Henneberg
Auf dem Schlossberg in 510 Meter Höhe erhebt sich die Burgruine Henneberg über dem gleichnamigen Ortsteil von Meiningen. Die 1096 erstmals urkundlich erwähnte Burg war bis in das 16. Jahrhundert der Stammsitz der Grafen und späteren Fürsten von Henneberg und eine der größten Burgen der Region.
Goetz-Höhle
Während den Arbeiten an seinem Berggarten entdeckte der Meininger Kaufmann Rheinhold Goetz 1915 oberhalb Meiningens am Dietrichsberg eine große Spalte im Muschelkalk. Heute gilt die nach ihrem Entdecker benannte Goetz-Höhle als größte und einzig begehbare Spaltenhöhle Europas.
Stadtkirche „Unserer lieben Frauen“
Die imposante Stadtkirche zeigt sich dem heutigen Besucher als gelungene Verbindung von gotischen (Chor), neogotischen (Langhaus) und neoromanischen (Westfassade) Elementen. Vom romanischen Vorgängerbau, der um das Jahr 1000 errichtet wurde, zeugt noch der untere Teil des Nordturms. Von Mai bis Oktober immer mittwochs ist die Besteigung des Kirchturms möglich. Dann erwarten Sie die Türmerfrauen hoch oben über den Dächern der Stadt mit Kaffee und selbstgebackenen Kuchen.
Städtische galerie ada
Das als Schulgebäude und „Bazar“ für jüdische Kaufleute errichtete Gebäude (1831-33) wurde 2008 komplett saniert und umgebaut. Es beherbergt heute die Kammerspiele des Meininger Theaters, die Städtische galerie ada und das Bistro-Café „La Musica“. Die galerie ada zeigt Kunstausstellungen mit Werken von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart.
Sächsischer Hof
Die älteste erhaltene Stätte zur Beherbergung von Gästen in Meiningen wurde in den Jahren 1798 bis 1802 erbaut und 100 Jahre später mit einer romantisierenden Fachwerkfassade versehen. Das Hotel Sächsischer Hof besticht mit seinem historischen Ambiente und einer Küche, die Gourmetansprüchen gerecht wird. Zu den vielen Berühmtheiten, die hier logierten, gehören Johannes Brahms und Richard Wagner.
Englischer Garten
Der großzügige Park im Englischen Stil mit Teich, hügeligen Wiesen, Brücken und künstlichen Ruinen gehört zu den im späten 18. Jahrhundert in Deutschland entstandenen romantisierenden Landschaftsparks, die bewusst mit der Ästhetik barocker Gartenkultur brachen. Der Spaziergang durch den Park mit den Denkmälern von Ludwig Bechstein, Jean Paul, Johannes Brahms und Max Reger gleicht einer Kurzreise durch die Meininger Kulturgeschichte.
Literaturmuseum Baumbachhaus
Im Wohnhaus von Rudolf Baumbach befindet sich heute das Meininger Literaturmuseum. In einer ständigen Ausstellung erfährt man hier Näheres über Leben und Werk des einst berühmten Bewohners, dessen Leben sich zwischen dem heimischem Meiningen, Hochgebirge und Bella Italia abspielte. Die Dauerausstellung zur Meininger Literaturgeschichte ist in sechs Räumen und im Flur des Obergeschosses untergebracht.
Schlosspark Meiningen
Der zwischen 1692 und 1705 angelegte und, wie auch das Schloss, von einem Wassergraben umgebene Barockgarten war vermutlich niederländischen Kanalgärten nachempfunden. Mit dem Einzug der Ideen der Aufklärung setzten sich auch in Meiningen naturnahe Vorstellungen durch. So wurde der Schlosspark 1783/84 zu einem Landschaftspark umgestaltet. In den 1970er Jahren wurden mehrere Plastiken namhafter Bildhauer im Schlosspark aufgestellt.
Dampflokwerk
Im einzigen Werk Deutschlands, das noch heute die Technik und das Wissen besitzt, um historische Dampfloks zu reparieren, wurde der legendäre „Adler“ wieder aufgebaut. Werksbesichtigungen und die Dampfloktage am ersten Septemberwochenende locken tausende Fans der alten Stahlrösser an. Werksbesichtigungen: April bis Oktober samstags um 10 Uhr (außer in den ersten drei Wochen der Thüringer Sommerferien) und November bis März 1. und 3. Samstag im Monat um 10 Uhr.
Meininger Zweiradmuseum
Im Zweirad-Museum können Besucher:innen alle in der DDR produzierten Typen von motorgetriebenen Zweirädern sowie einige Automobile bewundern. Der Schwerpunkt liegt, wie der Name verrät, auf Motorrädern. Dazu gehören Fahrzeuge von MZ, Simson, HMW und MIFA. Die Ausstellung umfasst weiter zahlreiche für die Volkspolizei und der NVA produzierte Motorräder und Automobile, darunter auch Fahrzeuge aus sowjetischer Produktion.
Diezhäuschen
Oberhalb von Schloss Elisabethenburg liegt mit „Meiningens schönstem Balkon“ einer der idyllischsten Aussichtspunkte der Stadt. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick über die gesamte Stadt Meiningen mit ihren historischen Bauten und Sehenswürdigkeiten. Der Rundwanderweg „Der Meininger“ führt direkt am Diezhäuschen vorbei. Der Name Diezhäuschen geht auf den Meininger Hofmaler und Hofrat Samuel Friedrich Diez zurück, der sich während seines Wirkens in Meiningen auch dem Verschönern der Meininger Umgebung verschrieb.
Grenzübergang und Skulpturenpark
Unweit vom Meininger Ortsteil Henneberg liegt der ehemalige Grenzübergang Eußenhausen/Meiningen. Der Grenzübergang wurde 1973 eröffnet und diente dem kleinen Grenzverkehr zwischen Thüringen und Bayern. Der einst stark ausgebaute Übergang ist heute sowohl Mahnmal als auch Kunstort.
Ruine Donopskuppe
Auf der sogenannten Donopskuppe, einem Berg im Südosten Meiningens, erhebt sich eine markante Ruine über die Stadt. Der 1822 von dem Meininger Geheimrat Georg Karl Wilhelm Philipp von Donop erbaute Wohnturm war bereits zur Zeit seiner Erbauung als künstliche Ruine geplant.