Portugiesisches Leben, Kunst und Kultur im Kleinformat: Das erwartete euch kommendes Wochenende vom 4. bis 6. August im Kommandantengarten auf dem Erfurter Petersberg. Die beiden Festivalorganisatorinnen Almuth Pfützenreuter und Julia Gräser kreierten ein einzigartiges Festivalkonzept, dass das Zusammensein und die Begegnung feiert. Mit einem vielfältigen Programm, kulinarischen Highlights und interaktiven Aktionen möchten die Veranstalterinnen die portugiesische Kultur lebendig werden lassen und das Urlaubsfeeling in die Thüringer Hauptstadt bringen. Wir sprachen vorab mit Almuth, um einen Einblick in den Prozess des Entstehens und einige Programmpunkte des Festivalwochenendes zu bekommen.
Einer eurer ersten Instagram-Posts verrät schon – Ihr wollt die portugiesische Leichtigkeit nach Erfurt bringen. Was ist eigentlich portugiesische Leichtigkeit und wie setzt ihr diese mit dem Típica-Festival um?
Für uns ist die portugiesische Leichtigkeit verbunden mit dem Zusammensein und genau dieses Gefühl zu zelebrieren. Am besten draußen, bei gutem Essen und Kaffee oder Wein. Das Zusammenbringen von Leuten und die Möglichkeit, dass Gespräche und Begegnungen entstehen. Das war der Grundgedanke für das Festival-Konzept in Erfurt. Wir haben ein vielfältiges Programm gestaltet, das hoffentlich gut erlebbar macht, was uns an der portugiesischen Kultur so fasziniert und das auch ebenso vielfältige Menschen anspricht und integriert.
https://www.facebook.com/erfurtkultur/posts/pfbid02cQzwWuCtYGhwDkgFWtrGvfux2qgHaqtDy142Cu98LMu5JbeoNHe6N6yL8JAq1bYql
„Típica“ ist die weibliche portugiesische Form für „Typisch“ – warum nicht „típico“? Legt ihr besonderes Augenmerk auf Feminismus bei eurem Festival?
Tatsächlich war es anfangs, als wir für die Anträge einen Namen brauchten, zuerst „típico“. Recht schnell merkten wir dann aber, dass „típica“ besser passen würde und sich für uns auch einfach schöner anhörte. Wir konnten uns damit schnell identifizieren, vielleicht auch, weil wir – die Festivalorganisatorinnen – zwei Frauen sind. Schnell haben sich auch wunderbare Frauen unserer Típica-Reise angeschlossen und diese auf unterschiedliche Weise mitgetragen und unterstützt, das hat unser Festival auch geprägt. Ich würde schon sagen, dass da Feminismus auch eine Rolle spielt, den wir beim Festival aber nicht bewusst zum Thema machen …
Ihr seid im Portugalurlaub auf die Idee für das Festival gekommen, aber könnt ihr euch an den genauen Moment erinnern, als der Gedanke in euch aufkam?
Es gab keinen genauen Moment. Ich würde sagen, dass das Ganze so langsam in uns gereift ist. Wir beide teilen eine große Portugal-Liebe. Ich habe auch schon eine kurze Zeit in Portugal gewohnt, bin dann aber durch die Pandemie in Erfurt gelandet. Irgendwann kam die Idee oder der Wunsch, dass ich Portugal hierher bringen muss, wenn ich schon nicht dort sein kann. Julia und ich waren auch bereits mehrmals zusammen in Portugal und wollten das, was uns dort so gut gefallen hat, in unsere eigene Stadt bringen. Auch im Hinblick darauf, was uns persönlich eigentlich in Erfurt fehlt und was wir brauchen, damit die Stadt für uns auch zukünftig lebenswert bleibt.
Auf welche kulinarischen Highlights darf man bei der Essensauswahl gespannt sein?
Was auf jeden Fall nicht fehlen darf, sind natürlich Pastéis de Nata, und auch der Bacalhau wird sich zeigen. Außerdem werden wir unterstützt von einem portugiesischen Unternehmen, das uns frische Lebensmittel schickt. Also Zitronen, frisch eingelegte Oliven und so. Wir bekommen eine ganze Bandbreite an frisch geernteten oder auf traditionelle Weise konservierten Lebensmitteln, die wir verwenden, um den Besuchern die typischen Aromen Portugals näherzubringen. Diese Lebensmittel kommen auch erst ein bis zwei Tage vor dem Festival an. Aber zu viel möchte ich gar nicht verraten, das bleibt eine Überraschung. Aber vor allem auch bei unserem Picknick am Sonntag kommen ein paar gute Sachen zusammen – und wir freuen uns auch auf alles, was die Besucher selbst mitbringen.
Was müssen die Festivalbesucher:innen unbedingt ausprobieren oder miterleben?
Natürlich das ganze Programm. Wir haben versucht, es sehr vielfältig zu gestalten, damit für jeden etwas dabei ist. Angefangen bei Lesungen und Film über eine Kreativecke, wo man die Möglichkeit hat, Fliesen selbst zu gestalten oder Postkarten für seine Liebsten zu schreiben und zu verschicken. Uns geht es vor allem auch darum, dass man eine Art Urlaub in der eigenen Stadt machen kann und nach dem Wochenende Urlaubsfeeling mit nach Hause nimmt. Mein ganz persönliches Highlight sind aber die zwei Tänzerinnen Carminda und Maria Soares, die extra für unser Festival aus Portugal anreisen.
Hier findet das Típica-Festival in Erfurt
statt. Der Kommandantengarten auf dem
Petersberg. Foto: Almuth Pfützenreuter
Ihr habt bereits auf Instagram angekündigt, dass man bei euch auch im Rahmen einer angeleiteten Mitmachaktion selbst Fliesen bemalen kann. Bietet ihr noch weitere solche interaktiven Aktionen oder Workshops an?
Ja, zusätzlich zu dem Fliesenbemalen wird es in der Kreativecke auch die Möglichkeit geben, Postkarten selbst zu gestalten, die dann auch direkt verschickt werden können. Für Kinder wird es außerdem verschiedene Spiele geben. Wir haben auch eine Open-Air-Galerie mit Ausstellungsstücken von portugiesischen Künstler:innen, die wir auf unserer Portugal-Reise kennengelernt haben. Wir möchten den Menschen vor allem eine gute Zeit und einen Ort zum Verweilen bieten – und sie nicht überfrachten. Die Idee, einen Ort für Begegnung und Austausch zu schaffen, die gerahmt ist von „kulturellen Kicks“, sind wir bis zum Schluss treu geblieben.
Neben musikalischer Unterhaltung und Kreativ-Aktionen gibt es ja auch eine zweisprachige Lesung. Wie läuft das ab?
Die zwei Puppenspieler:innen, Heinrich Bennke und Karoline Vogel aus dem Theater Waidspeicher übernehmen den deutschen Teil. Ein Portugiese, der extra aus Portugal anreist, übernimmt den portugiesischen Teil. Und tatsächlich ist dieser Programmpunkt auch gerade noch am Entstehen. Es ist auf jeden Fall geplant, die Lesung auch performativ und etwas interaktiv zu gestalten, aber wie es am Ende tatsächlich wird, ist auch noch für uns eine Überraschung.
Gibt es eine Art „Händlermeile“ mit Ständen, an denen man typisch portugiesische Dinge kaufen kann?
Ja, wir haben auch selbst Keramik in Portugal eingekauft und zusätzlich noch eine Portugiesin aus Berlin mit im Boot, die ebenfalls portugiesische Keramik mitbringen wird. Dann haben wir noch die frisch gelieferten Lebensmittel aus Portugal, die nicht nur im Rahmen des Festivals weiterverarbeitet, sondern auch als Beispiel-Aromen an einem Stand präsentiert werden. Außerdem haben wir einen kleinen „Tante Emma Laden“-Stand, wo die Besucher:innen typische portugiesische Sachen entdecken können, die einem in Portugal immer wieder begegnen.
Was hebt das Típica von anderen Festivals ab?
Unser Festival hat den Schwerpunkt auf eine Kultur beziehungsweise ein Land gesetzt. Das kenne ich persönlich von keinem anderen Festival in der Region. Bei uns haben Portugal-Lieberhaber:innen und Interessierte die Möglichkeit, ohne die Stadt zu verlassen, in eine andere Kultur und ein anderes Land eintauchen zu können. In unseren Augen ist es natürlich absolut lohnend, da mal vorbeizuschauen.
Gibt es bereits Zukunftspläne? Plant ihr das portugiesische Urlaubsfeeling regelmäßig nach Erfurt zu bringen?
Ja, absolut. Unser ursprünglicher Gedanke war sogar mal, das Festival an vier Wochenenden mit vier unterschiedlichen Kulturen zu veranstalten. Dadurch, dass die Förderung letztendlich kleiner ausgefallen ist, mussten wir uns auf ein Land beschränken – aber Portugal war für uns von Anfang an fix und spiegelte sich ja auch im Namen wider. Wir hätten Lust, unser „típica“ in der Stadt zu etablieren, aber schauen nun erst mal, wie die Erfurter:innen das Ganze so annehmen und überlegen dann weiter. Der Wunsch und der Gedanke, eine zweite Auflage durchzuführen, ist aber trotzdem schon da, was auch damit zusammenhängt, dass wir schon jetzt sehr viel positives Feedback auch von größeren Institutionen und Stiftungen bekommen haben.
Festival-Programm
Freitag: 18 Uhr: Zweisprachige Lesung aus „Lissabon – im Land am Rand“ und „Wenn ich ein Buch wäre“ | 19.30 Uhr: Filmabend
Samstag: 13 Uhr: Open-Air-Kunstgalerie, Kreativecke, portugiesischer Marktplatz, Kaffee und Pastéis de Nata | 16 Uhr: Hol dir dein portugiesisches Kunstwerk! | 17 Uhr: Tanzperformance „It’s a long yesterday“| 18 Uhr: Musik und Vinho
Sonntag: 11 Uhr: Portugiesisches Picknick mit Musik und Beisammensein
Hard Facts:
- Típica Festival: 4. bis 6. August | Kommandantengarten Petersberg
- Mehr zum Típica: tipica-festival.com
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