„Ich bin ein Künstlerkollektiv, bestehend aus meinem Körper und meiner Seele, zu Hause in der Welt.“ So beschreibt sich die Künstlerin Muschmouche. Dahinter verbirgt sich die 30-jährige Luisa Appenrodt. Die gebürtige Sondershäuserin stammt aus einer künstlerisch begabten Familie. Beim Ausleben ihrer Kreativität habe sie sich stets frei gefühlt, erklärte Muschmouche im Gespräch mit dem t.akt-Magazin. Sie hat eine genaue Vorstellung davon, wie ihre Werke bei der Fertigstellung aussehen sollen. Auf die Frage, wie sie ihre Motive findet, antwortete sie: „Ich zeichne, was mir in den Sinn kommt, inspiriert von allem, was meine Sinne berührt. Dem Alltäglichen, dem Widerlichen, von Dingen, Wesen und Taten.“
Muschmouche zeichnet, was ihr in den Sinn kommt
Das Wort „Mouche“ kommt aus dem Französischen und deutet übersetzt „Fliege“. Der Sohn von Freunden benutzte dieses Wort sehr häufig und meist doppelt. Der für die Künstlerin witzige Klang des Wortes, veranlasste sie dazu es in ihren Künstlernamen zu verwandeln. Die Doppeldeutigkeit, die sich im Deutschen ergibt, war ein weiterer Grund für die Namenswahl.
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Zum ersten Mal präsentierte sie sich unter ihrem Pseudonym in der Szenebar „Retronom“ in der Erfurter Johannesstraße. Die eigens für die Ausstellung entstandenen Werke manifestierten ihren Stil, den sie bis heute fortsetzt und weiterentwickelt. Danach folgten weitere Ausstellungen, wie zum Beispiel im Bistro „Peckhams“ und in der Galerie „Kunsthaus Erfurt“. Anfang diesen Jahres hat Muschmouche ihre Zelte in Erfurt abgebrochen und ist nach Freiburg gezogen. Dennoch verbindet sie nach wie vor viel mit der thüringischen Landeshauptstadt.
Unbequeme Themen im bunten Gewand
Die farbenfrohen Illustrationen und Collagen beschäftigen sich mit dem aktuellen Weltgeschehen. Zudem bindet Muschmouche Gesehenes und Gelesenes aus Politik, Sozialem und Kultur in ihre Werke ein. Sie verarbeitet beispielsweise politische Ereignisse auf individuelle Art und Weise. So geschehen auch vor der Landtagswahl im vergangenen Jahr. Eine weibliche Figur steht vor einer Eistheke und hat die Qual der Wahl zwischen verschiedenen braunen Eissorten. Darüber schwebt ein Spruchband mit der Aufschrift „Original deutsches Eis“. Eine ironische und humorvolle Darstellung, jedoch mit ernstem Hintergrund. „Ich versuche die Aufmerksamkeit der Menschen auf unbequeme Tatsachen zu lenken, in dem ich sie greifbar mache, sie aus dem Kontext reiße und in eine flauschige Welt aus Farben stecke, in der verrückte Wesen in einer Szenerie ohne feste Perspektive ihr Unwesen treiben.“
Erschwingliche Kunst in Zeiten von Corona
In Zukunft möchte sie ihre Originale mit Hilfe von Drucken vervielfältigen und in Editionen herausbringen, sodass sie für Liebhaber ihrer Arbeit erschwinglich sind. Sie selbst kennt das Problem, gern Kunst kaufen zu wollen, aber das nötige Kleingeld dafür fehlt. Besonders während des Corona-Lockdowns, hielt die 30-Jährige an diesem Gedanken fest und veröffentlichte eine 3-teilige Postkartenserie. Die farblich schlicht gehaltenen Karten zeigen abstrahierte Figuren aus blauen Linien. Hier und da bildet etwas Rot einen Kontrast zum weißen Grund. Statements wie „Fuck Corona, learn to hula“ bringen Humor und Optimismus auch in eure Briefkästen.