Kunst, Kultur und Handwerk sind nicht immun gegen Corona. In Thüringen trifft die Krise unzählige Freischaffende, Selbständige und Einzelkämpfer, die mit viel Herzblut und Schweiß ihr Business aufgebaut haben oder ihren Weg gegangen sind. Der Shutdown nimmt ihnen nun die Lebensgrundlage. Wir wollen diesen Menschen eine Stimme geben, sie sichtbar machen und zeigen, dass Kultur kein Luxus ist.
Kultur Shutdown mit Andreas Busch aus Erfurt
In unserer neuen Interview-Reihe „Kultur Shutdown“ sprechen wir diesmal mit Andreas Busch aus Erfurt. Er steht seit seinem 8. Lebensjahr auf der Bühne und spielt Shows in ganz Deutschland und Europa mit seinem Vater als Comedy-Duo „Die Buschs“. Ansonsten ist er seit 12 Jahren auch als DJ unterwegs und ist Booker in der Engelsburg in Erfurt.
Eure Auftritte wurden jetzt erstmal abgesagt. Wie ist eure aktuelle Lage?
Bis Ende Mai oder bis Anfang Mai wurde bei den Buschs auf jeden Fall alles gecancelt. Die nächsten Shows, die geplant sind, gehen erst ab Juni/Juli los, ob das dann auch alles stattfindet, weiß ich natürlich nicht. Mein Vater und ich wären jetzt für drei Wochen auf der Aida gewesen, auf irgendeinem Weltmeer, und hätten da die Leute mit unserer Show unterhalten. Dafür gibt’s aber schon wieder für Oktober/November eine Aida-Anfrage und für Anfang nächstes Jahr auch. Als DJ wurden Termine in Leipzig, Dresden, Berlin und München jetzt erstmal abgesagt oder verschoben.
Gibt es einen Notfallplan um weiterhin Geld einzunehmen? Habt ihr vielleicht schon Aktionen am Laufen?
Bei den Buschs ist tatsächlich alles auf null gefahren. Also wir haben natürlich noch Reserven von den letzten Jahren, in denen wir große Shows gespielt haben und ich hoffe natürlich, dass der Staat die Kulturszene unterstützt. Ich versuche jetzt Mixtapes zu machen und schon Sachen vorzubereiten, für die Zeit wenn es dann wieder weitergeht. Aber es kommt für mich jetzt nicht in Frage, mir einen normalen Job zu suchen. Ich arbeite ja noch in der E-Burg und wir generieren trotzdem noch Content, den wir dann raushauen. Da kann man auch spenden …
Ihr wart beim 24h-Stream im Kalif dabei. Überrascht euch der große Zusammenhalt unter den Künstlern, dass sowas auf die Beine gestellt wird?
Erfurt ist ja nicht so groß. Wir kennen uns alle. Das waren nur ein paar Telefonate nötig. Und alle haben Bock da irgendwie mitzumachen und sich einzubringen. Das hat wirklich super funktioniert und es gibt auch noch genug Leute, die noch nicht dabei waren. Deswegen gibt’s auf jeden Fall eine zweite Edition. Vielleicht auch eine dritte.
Welche Posten sind für euch weiterhin zu tragen, auch bei Stillstand im Business?
Tatsächlich fällt da nichts an, außer Internet-Sachen. Es gibt eine Website, die muss bezahlt werden, dass sie weiterhin aktiv ist. Dann gibt‘s noch einen Manager, aber der lebt ja eh von den Prozenten der Shows. Weiter ist da aber aktuell nichts groß, was wir ausgeben müssten bei den Buschs.
Bekommt ihr von außen Hilfe? Beantragt ihr beispielsweise Gelder beim Bund?
Wir haben Unterstützung beim Staat angefordert. Ob da was kommt, weiß ich nicht genau.
Wie soll es nach der Krise für euch und euer Geschäft weitergehen?
Wir haben schon bestehende Verträge für Shows bis Ende des Jahres. Das steht alles schon fest. Es geht nur noch darum, ob das alle so stattfindet oder nicht. Wir machen trotzdem weiter Werbung, es kommen trotzdem weiter Anfragen für Events rein, die sind dann alle irgendwie im Herbst, aber die stehen ganz normal. Es wurden jetzt auch nicht mehr oder weniger.
Denkt ihr, das alles kann etwas Positives mit sich bringen?
Dadurch, dass wir die Streams in der Engelsburg machen, ist trotzdem jede Woche was zu tun. Man fuchst sich in neue Sachen rein, wie zum Beispiel diese Live-Stream-Geschichte. Da haben wir komplett aus dem nichts angefangen. Natürlich kann man neue Sachen proben, aber ohne Publikum ist das bei Comedy sehr schwer, weil man das Feedback bekommen muss, um zu wissen, ob das funktioniert oder nicht.
Könnt ihr euch vorstellen mit Comedy Live zu gehen durch die aktuelle Situation?
Unsere Comedy-Show ist sehr interaktiv, wir haben sehr viele Menschen auf der Bühne und das ist in dem Fall sehr schwer als Stream umzusetzen.
Gibt es noch etwas, dass du sagen willst? Liegt dir noch etwas auf dem Herzen?
Ich hoffe, dass alle durchhalten, sich irgendwie beschäftigen. Man weiß ja nicht wie lang der ganze Spaß dauern wird. Aber ich bin ein sehr positiver Mensch und denke, dass es immer irgendwie weitergeht und es immer irgendwie eine Lösung gibt. Und dass dann bald hoffentlich alle wieder ins normale Leben umsteigen können.