Kunst, Kultur und Handwerk sind nicht immun gegen Corona. In Thüringen trifft die Krise unzählige Freischaffende, Selbständige und Einzelkämpfer, die mit viel Herzblut und Schweiß ihr Business aufgebaut haben oder ihren Weg gegangen sind. Der Shutdown nimmt ihnen nun die Lebensgrundlage. Wir wollen diesen Menschen eine Stimme geben, sie sichtbar machen und zeigen, dass Kultur kein Luxus ist.
Kultur Shutdown mit Tobias Meißner, Geschäftsführer vom Seven Club Gera
In unserer Interview-Reihe „Kultur Shutdown“ sprechen wir diesmal mit Tobias Meißner. Er ist der Geschäftsführer des Seven Club Gera und einer der beiden Geschäftsführer der Veranstaltungsagentur At-Events. Die Veranstalter sind mit At-Events eine der erfolgreichsten in Gera.
Wie ist eure aktuelle Lage?
Seit dem 13. März, einem Freitag, sind unsere Partys auf null. Kurz und knapp, der Club ist partyfertig, aber keiner darf rein. Wir haben natürlich Verständnis für Regeln, fühlen uns aber wie in einer schwebe Situation. Wir können keine 1,50 Meter Abstand garantieren.
Habt ihr Angst vor dem Virus? Wirtschaftlich und gesundheitlich gesehen?
Gesundheitlich mache ich mir wenig Sorgen, ich habe mit einigen positiv getesteten Personen telefoniert und die hatten keine Symptome. Wirtschaftlich sind wir erst am Anfang. Nicht auszumalen, wenn alles noch mehr absackt. Von da an bewegt sich alles bis zu uns runter, Wirtschaftskreislauf eben.
Gibt es eine Notlösung, um weiterhin Geld einzunehmen? Habt ihr Aktionen geplant?
Wir haben leider keine Möglichkeiten, ein Club ist zum Tanzen da. Und Live-Streams bieten wir weiterhin kostenlos an.
Welche Kosten müsst ihr aktuell weiter zahlen? Könnt ihr stunden?
Wir haben sehr viele Pauschalkräfte, die jetzt in der Luft hängen, und wie wir, auch darauf warten, dass es bald wieder losgeht. Wegen der Miete wurde uns seitens der Bahn Stundung angeboten, heißt aber, dass wir im Juni dann 3 Mieten zahlen. Wir sind in Verhandlung, die Bahn zeigt sich da auch gesprächsbereit.
Bekommt ihr von außen Hilfe oder Förderung?
Vom Land Thüringen gab es 5000 Euro Soforthilfe, welche dann knapp siben Wochen lang ausgezahlt wurde. Da Versicherungen, Gebühren, Krankenkasse etc. aber weiterlaufen, reicht das natürlich nicht, um auf eine schwarze Null zu kommen. Zumal wir frühestens im Herbst wieder öffnen dürfen.
Hast du Tipps, um das Beste aus der Lage zu machen?
Kopf hoch und positiv denken, wir werden wieder starten. Daran glaube ich ganz fest. Die Zeit für die Dinge nutzen, für die dann wieder weniger Zeit ist. Ich habe meine Schwalbe mal wieder rausgeholt und fahre damit durch Thüringen. Mehr Zeit für die Familie, Freunde und für sich eben.
Was würdest du dir jetzt konkret von der Politik wünschen?
Dass wir in der Clubkultur-Szene nicht einfach so liegen gelassen werden. Ich habe das Gefühl, seitens der Regierung spielen wir überhaupt keine Rolle.
Wie soll es nach der Krise für dich und dein Geschäft weitergehen?
Wir werden wieder durchstarten, aber auch sensibler mit einigen Themen umgehen.
Denkst du, das alles kann etwas Positives bringen?
Ich habe mich mal geerdet, in dem Zahnrad welches sich bis März stetig gedreht hat mal ausgebrochen und einen neuen Blick bekommen. Seit meinem 20. Lebensjahr, also seit 25 Jahren bin ich im Nachtleben tätig. Jeden Freitag und jeden Samstag, das ist halt mein Ding. Also mir tat das gut, reicht aber jetzt auch 😉
Gibt es noch etwas, dass du sagen willst? Liegt dir noch etwas auf dem Herzen?
Ich hoffe, dass dieses gute Miteinander unter den Gastronomen und Clubbetreibern, welches gerade herrscht, mit in die neue Zeit genommen werden kann. Wir sitzen alle in einem Boot.