So ein Saftladen! Die bekannte Rede-wendung ist für die meisten eine Beleidigung. Nicht aber für die „Erfruit“-Smoothie und-Suppenbar. Hier ist der Name Programm. Denn eins ist sicher: Hat man hier aufgetankt, steht man energetisch auf jeden Fall gut im Saft. Inhaber sind Franziska und Kai Honig. Ihnen gehört seit 2015 auch der Erfurter Kultspäti „YouBottle“ – „Die dunkle Seite der Macht“, wie Franziskas Bruder Sebastian ihn lächelnd bezeichnet. Er ist zusammen mit seiner Mutter Christel Ansprechpartner für die Erfurter Soulfood-Fans.
Wie „Erfruit“ zum Leben erwachte
Die Idee zur Smoothie-Bar kam ihm nach einigen Nachtschichten im Späti. „Ich war ausgelaugt und wollte was auf die Hand, was mich idealerweise wieder in ein junges Reh verwandelt“, erklärt Sebastian mit einem leichten Schmunzeln. „Bratwurst und Döner scheiden für mich als Vegetarier aus. Als ich noch in Ulm lebte, da hat mir so mancher Smoothie dabei geholfen, das Bier vom Vorabend wieder aus meinem Kopf zu verjagen. Zurück in der Heimat Thüringen war es eines dieser berüchtigten Biere zu viel, bei denen die Idee für das „Erfruit“ zum Leben erwachte.“
Ein holpriger Weg
Seit 2016 gibt es die Smoothiebar und Suppenküche in Erfurt. Zuerst am Hirschgarten gelegen, mussten die Betreiber nach einem Jahr überlegen: große Räumlichkeiten ohne Laufkundschaft oder ein kleines, dafür aber zentrales Lokal? Es war eine harte Entscheidung, da fast alle Kräfte und Finanzen bereits in den ersten Standort investiert wurden. „Die Menschen an unserer Seite und unsere treuen und dankbaren Stammkunden haben uns immer wieder die Richtig- und Wichtigkeit unserer Leidenschaft für Qualität bestätigt. Ohne sie hätten wir aufgrund der vielen Hürden und Schwierigkeiten vermutlich unsere Motivation verloren“, wirft Mutter Christel ein. „Heute sind wir froh, dass wir nicht aufgegeben haben, auch wenn es immer noch kein Spaziergang ist“, ergänzt Sebastian.
Alles was das Herz begehrt
Denn die neue, strategisch gute Lage am Erfurter Fischmarkt hat ihren Preis. Kompromisse bei der Qualität der verwendeten Lebensmittel wollen die beiden aber nicht machen. Gemüse und Obst sind regional und vom Markt oder vom Frischhändler. In der Erntezeit stammt so einiges aus dem Familiengewächshaus, wird aber auch gern einmal aus den Gärten so mancher Stammkunden vorbeigebracht. Aus diesen guten Rohstoffen entstehen dann Smoothies, Suppen, Salate, Säfte und Ingwershots. Demnächst folgen dann auch Veggie-Burger mit selbst gebackenen Dinkelvollkornbrötchen und eigens kreierten Soßen. „Wir wollen nicht reformieren oder belehren, sondern zeigen, wie lecker gesunde, vegane und vegetarische Ernährung sein kann.“
Plastik hat Hausverbot
Auch Nachhaltigkeit ist ein großes Thema. Plastik hat hier Hausverbot. Alle „To-go-Gefäße“ sind aus biologisch abbaubaren Materialien. Die Becher bestehen aus Pappe oder PLA, einem Stoff auf Milchsäurebasis, Trinkhalme aus Glas oder Papier, das Besteck aus Holz. Außerdem nimmt „Erfruit“ an Foodsharing oder Lebensmittelrettungsprogrammen wie „Too Good To Go“ teil. Es entstehen auch immer wieder neue Pläne und Ideen in den Köpfen des Mutter-Sohn-Gespanns. Die aktuelle Vision betrifft die Single-Gäste. Sobald das Frühjahr anbricht und die Zeit der Schmetterlinge im Bauch bevorsteht, soll es Speed-DatingEvents geben, bei denen sich Menschen finden können, die beim Thema Essen und Nachhaltigkeit auf einer Wellenlänge sind. Denn Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen.