Ein Ort, um einfach zu sein. Um du selbst zu sein. Ohne Zwänge. Ohne Belästigung. Ohne Vorurteile und fernab von Unfreiheit. So ein Ort ist in unserer Gesellschaft nicht selbstverständlich. Auch, wenn in Deutschland viel gegen Diskriminierung und Ungleichbehandlung getan wird, wir sind noch lange nicht am Ziel. Es gibt noch immer viele Missstände, die gerade im Umgang mit FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, Inter, Non-Binary, Trans und agender) zu Tage treten. Insbesondere im Umfeld eines Clubs, die für freie persönliche Entfaltung stehen.
Mehr Raum für Diversität
Um diese Missstände zu beseitigen und um einen Raum für Diskurs zu schaffen, haben sich in Thüringen Veranstalter:innen aus verschiedenen Städten zusammengeschlossen, um ein FLINTA*-Netzwerk zu initiieren. Mit diesem Zusammenschluss im Rücken, fand am 22. Oktober die Veranstaltung „Space To Be” in Erfurter Kalif Storch statt, bei dem sich die Akteur:innen vernetzen, diskutieren und ein Konzert sowie eine Clubnacht organisieren. Die Reihe soll laut den Veranstaltern nicht nur die zeitgenössische (musikalische) Vielfalt durch geladene Musiker:innen und DJs darstellen, sondern auch Raum für inhaltliche Herausforderungen bieten.
Die Clubkultur als Spiegel
„Clubkultur und ihre inhaltlichen Herausforderungen und Missstände sind ein komplexes Thema, denn wir reden hier eigentlich ja von großen gesellschaftlichen Themen. Clubkultur ist also nur ein Spiegel davon“, erklärt Lisa Hilpert. Viele Bereiche der Veranstaltungs- und Clubbranche sind laut der Projektsprecherin männlich dominiert. In Line-Ups von Festivals und Partys sind weibliche und queere Künstler:innen unterrepräsentiert. Und das liege nicht daran, dass es sie nicht gibt. Ihnen fehle nur sehr oft die Unterstützung von Schlüsselpersonen in der Veranstaltungsbranche, aber auch die Sichtbarkeit und Repräsentation von Menschen, die nicht nur hetero und weiß sind.
Wie divers sind die Bookings?
„Wenn ich nie Menschen auf der Bühne sehe, mit denen ich mich identifizieren kann, ist die Hürde größer, auf die Idee zu kommen selbst aktiv zu werden. Die Gesellschaft ist divers, das sollte sich auch in der Veranstaltungskultur widerspiegeln“, sagt Lisa und fügt an: „Das sind alles keine neuen Themen, und die Gruppe Versus, zu der ich auch gehöre, hat bereits Ende 2020 versucht, auf Themen wie Diversität und Awareness in der Clubkultur einzugehen, aber was hat sich bis dato wirklich in Thüringen verändert? Wie divers sind die Bookings, wer steht an entscheidender Stelle im Veranstaltungsbetrieb, und ist daran gedacht, dass sich alle Besucher:innen wohl fühlen? Das wollen wir ehrlich hinterfragen und weiter diskutieren.“
Veranstaltungsräume als sicheren Ort der Entfaltung
In Anbetracht einer scheinbar bewältigten Pandemie und deren Folgen stehen Kulturschaffende vor weiteren Hürden, um Veranstaltungen auch zukünftig umsetzen zu können. Gerade mit der wachsenden existenziellen Angst um die bestehende Wirtschaftlichkeit mancher Räume, müsse laut Lisa jetzt auch an die Notwendigkeit ihrer Existenz gedacht werden. „Vor allem für die jüngeren Generationen bieten Veranstaltungsräume einen sicheren Ort der freien Entfaltung und sind für deren soziale Prägung von enormer Bedeutung. Es muss sich also auch weiterhin mit internen und gesellschaftlichen Diskursen beschäftigt werden, damit diese sicheren Räume für junge Menschen (weiterhin) bestehen können“, erklärt sie.
Inklusion und Clubführung zu wenig diskutiert
Themen wie Diversität, heteronormative Clubführung und Inklusion standen in den letzten Jahren stärker im Fokus, seien aber noch lange nicht zu Ende diskutiert worden. Mit dem neuen thüringenweiten Netzwerk kommen mehrere Akteur:innen zusammen, die ihre Erfahrungen in der Veranstaltungskultur teilen und zusammen Themen wie Nachhaltigkeit, Sicherheit und Awareness in der Club und Veranstaltungskultur weiter bearbeiten könne, so Lisa, die generell alle Veranstaltenden auffordert, umsichtig zu agieren.
Kontrolle bis zur nachhaltigen Veränderung
„Das heißt eben nicht nur aus ihrer Perspektive zu denken, sondern auch andere Perspektiven mit in die zum Beispiel Booking- oder Organisations-, aber auch Toiletten-Frage mit einzubeziehen. Generell wünschen wir uns natürlich, dass es eine Veränderung in allen gesellschaftlichen Bereichen gibt, denn es ist wie gesagt ein Diskurs, der über die Clubschwelle hinausgeht. Wie werden FLINTA* im gesellschaftlichen Kontext generell beachtet und einbezogen? Kommen wir in den vielen Diskussionen in der realen Umsetzung, die für manche Clubbetreibenden auch finanzielle Zwänge bereithält, voran? Das muss einfach immer wieder diskutiert und überprüft werden, bis sich nachhaltig etwas ändert.“
Hard Facts:
- Mehr Infos findet ihr bei hier:
- Meta Ware aus Weimar
- Capsula aus Erfurt
Mehr coole News für euch:
-
Spannungsgeladene Literatur erleben – Das Krimifestival in Erfurt startet
-
Lokale MusikHelden: Klarträumer aus Jena & Erfurt
-
Das t.akt-Lieblingscafé: Café Musti aus Erfurt