Jürgen Bartel ist nicht nur auf dem Universitätscampus ein bekanntes Gesicht. Seitdem der Mensa-Angestellte auch außerhalb der Hochschule als DJ arbeitet, ist er aus dem Erfurter Stadtbild kaum noch wegzudenken. Als „Mensa-Jürgen“ ist er bald glatte 50 Jahre im Studenten- und Partyleben der Stadt etabliert.
Mensa-Jürgen erzählt von seiner Geschichte
Mit Schiebermütze und sportlichem Rucksack ist Jürgen Bartel unverkennbar locker unterwegs, was sich auch in seinem Gesprächscharakter zeigt. Gleich beim Du erzählt der Küchenmitarbeiter der Mensa auf dem Unicampus von seiner Geschichte, die sich durch ihren außergewöhnlichen Verlauf als bemerkenswert zeigt. Schon seit dem 1. August 1969 – an dieses Datum erinnert sich Jürgen ganz genau – ist der 63-Jährige auf dem Universitätsgelände angestellt und hat damit auch den Wandel von der Pädagogischen Hochschule zur Universität begleitet.
Alle kennen Mensa-Jürgen
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1973 bekam er seinen Spitznamen
Angefangen hat er als Gärtner, bis er irgendwann auch in der Küche ausgeholfen hat. „Da war die Mensa aber noch im Untergeschoss des heutigen Verwaltungsgebäudes, wo heute das Café Hörsaal 7 ist“, erinnert sich der Erfurter. Da Jürgen oft das Essen für die Mitarbeiter brachte und dabei täglich für die Studierenden sichtbar war, bekam er 1973 den Spitznamen „Mensa-Jürgen“.
„Wer Mensa-Jürgen nicht kennt hat das Studium verpennt“
Als er dann drei Jahre später im „Phauker“, dem damaligen Studentenklub auf dem Campus, erstmals als DJ für Musik sorgte, wurde diese Bezeichnung für ihn zum Künstlernamen und Bartel zu einer Kultfigur der Universität. „Eine Studentin hat einmal in einer Hochschulzeitung geschrieben: ‚Wer Mensa-Jürgen nicht kennt hat das Studium verpennt!‘ Das war für mich natürlich schön zu hören“, erzählt der Küchenmitarbeiter stolz.
Jürgen legte auch in Klubs und Discos in der Innenstadt auf
Auch in der Stadt bekannt wurde der Hobby-DJ allerdings erst in der Zeit der Neugründung der Uni 1994. Zu diesem Zeitpunkt begann Jürgen auch in Klubs und Discos in der Innenstadt aufzulegen und integrierte sich so auch in der außeruniversitären Partyszene. „Nach der Wende bin ich dann zum Erfurter Original geworden“, erzählt Bartel und bestätigt damit auch das Bild, was in mehreren wiederholten Zeitungs- und Internetberichten und sogar einem eigenen Wikipediaeintrag von ihm gezeichnet wird.
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Mottopartys machten ihm am meisten Spaß
„Früher gab es viele kleine Jugendklubs, das ist mit der Zeit weniger geworden“, schätzt er ein. Die bis zur Wende häufigeren Mottopartys haben ihm mit am meisten Spaß gemacht und gern erinnert er sich auch an die Faschingsfeiern in den Studentenwohnheimen, hauptsächlich dem größeren im Rieth, nördlich des damals noch weniger bebauten Universitätsgeländes. Mit zunehmendem Alter hat er sich zwar etwas zurückgenommen, legt aber heute immer noch regelmäßig auf und zeigt sich im Nachtleben. „Wenn ich irgendwo hinkomme, werde ich eigentlich fast immer von Studenten erkannt und gegrüßt“, was den Hobby-DJ dann auch sehr freut und motiviert, weiterzumachen.
Jürgen im Musik-Wiki
„Früher gab es viel mehr Kulturprogramm an der Uni“
Neben den Veränderungen im Mensabetrieb, in dem sich so wie die Technik auch die Vielfalt der Essensauswahl gewandelt hat, stellt Bartel aber auch eine Entwicklung in Bezug auf das Campusleben fest: „Früher gab es viel mehr Kulturprogramm an der Uni. Es gab Kino und Mensatanz und Liederabende. Es war einfach mehr los“. Heute wird er als Alleinunterhalter zumeist vom Studierendenrat eingespannt, manchmal aber auch von Musikstudenten, denn musikalisch ist er offen und auf kein spezielles Genre festgelegt.
Mensa-Jürgen feiert im Sommer 50 volle Arbeitsjahre
Im Sommer feiert Jürgen dann 50 volle Arbeitsjahre auf dem Campus und lässt bisher wenige Gedanken zur Partyplanung durchblicken. „Machen werde ich auf jeden Fall etwas. Wie groß es wird, wird sich zeigen“. Auch von seinen Kollegen wird er sehr geschätzt. Jeden Feierabend trinkt er noch einen Kaffee in der ursprünglich als Ausstellungsfläche geplanten „Glasbox“ am Unieingang und plaudert über seinen Tag. „Wenn Jürgen mal in Rente geht, wird das eine Umstellung“, so eine seiner dortigen Kolleginnen. „Man sieht ihn ja jeden Tag und was er da beim Abwasch mit den Töpfen alles macht und auch das Tempo – das würde erstmal kein anderer von uns so hinbekommen. Auf vielen Ebenen wird dann etwas fehlen. Als Mitarbeiter und als Gesicht auf dem Campus“.
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Dieser Text ist zuerst im Erfurter Stadtmagazin hEFt erschienen. Das t.akt-Magazin bedankt sich bei Kathleen Kröger, die für Text und Foto verantwortlich ist.