Bei Vintage-Liebhabern würde das Sammlerherz schneller schlagen, wenn sie die diversen ledernen Koffer mit Metallbeschlägen und Reißverschlüssen aus früheren Zeiten sehen würden, die Conrad Wawra in seinen Regalen aufgestapelt hat. In den Koffern verbergen sich allerlei Utensilien, die den in Erfurt stadtbekannten „Kaosclown“ bei seinen Shows begleiten: Hüte, übergroße Schuhe, Klamotten, Clownsspielzeuge, Musikinstrumente, Jonglage-Requisiten, Einräder und Technik für die musikalischen Einlagen.
Der Kaosclown ist Meister der Improvisation
Der 34-jährige Thüringer ist mit Herz und Verstand seit zehn Jahren ein Meister der Improvisation. Was auf Marbacher Kirmsen begann, spielt sich heute auf den großen Festivalbühnen in Deutschland und der Welt ab. Neben dem Jonglieren, Einradfahren und Zaubern macht ihn besonders sein eigenwilliger Humor aus: „Das andere ist nur Handwerk. Auf einen unverwechselbaren Clowns-Charakter kommt es an.“
Sexy Clown von nebenan
Der einstige Klassenclown aus der letzten Reihe kündigt sich zu Beginn seiner Shows als „hellste Kerze auf der Kleinkunsttorte“ oder als „Sexy Clown von nebenan“ an und wenn etwas schief gehe, „dann mit Absicht“. Conrad ordnet sich selbst als Träumer mit Konzentrationsstörungen ein und ergänzt grinsend, dass das genau „das Richtige für den Beruf des Clowns“ sei. Dank seiner Flexibilität nimmt er sein Umfeld schnell in den Blick und fängt sofort an, damit zu arbeiten – ob er will oder nicht. Der Drang und das Talent ungewöhnlich zu unterhalten, scheint familienbedingt zu sein. Conrads Bruder, Hubertus Wawra, hält mehrere Weltrekorde, unter anderem im Schlucken von sehr vielen Feuerfackeln. Und im heimischen Tambach-Dietharz betrieb sein Vater viele Jahre eine überregional bekannte Straußenfarm: „Hühner und Schweine kann ja jede:r halten“ – so kommentiert Conrad erheitert das Hobby seines Vaters.
Der Weg zum perfekte Chaos
Wer Conrad live erlebt, sieht, dass er den Humor nicht auf die leichte Schulter nimmt. „Ich gehe auf die Bühne, um zu kämpfen. Wenn man sich dann fühlt wie in der Badewanne und im Publikum schwimmt, dann hat die Show funktioniert.“ Wenn nicht, dann deprimiere ihn das nur kurzzeitig. Bei der Gelegenheit merkt Conrad an, dass ihn die Erfindung des traurigen Clowns nicht überzeugt. Gerade bei Clowns sei es wichtig, ein Gefühl dafür zu haben, wann es Humor oder schon „drüber“ ist. Während seiner Fortbildungen zum Zirkuspädagogen lernte er diese Grenze zu schätzen: „Wenn du das nicht verstehst, dann wird deine Show rücksichtslos oder unnahbar. Die Dosis des Humors musste ich erst finden. Es geht um das perfekte Chaos.“
Zusammenschluss zum „Boardwalk Theater“
Die wegfallenden Auftrittsmöglichkeiten kompensiert der „Kaosclown“ derzeit mit aufbauenden, komödiantischen Einlagen am Telefon: „Ich entertaine meine überlastete Steuerberaterin“, bemerkt er selbstironisch. Darüber hinaus genoss er die Zwangspause und den wegfallenden Konkurrenzdruck in der Unterhaltungsbranche. Dennoch nicht untätig, schloss sich Conrad mit 12 Kolleg:innen zum „Boardwalk Theater“ zusammen, ein Straßentheater, das mit eigenem Hygiene-Konzept daherkommt. „Als die Pandemie begann, keimten nicht nur die Sorgen, sondern auch die Ideen. Wir vereinten uns zu einem Künstler:innenkollektiv.“
Schulterschluss unter Künstler:innen
Die Solo- und Duokünstler:innen aus Deutschland, Israel, Argentinien und Skandinavien planten und probten fast ausschließlich online. Seit vergangenem Sommer präsentieren sie ein Open-Air-Programm, das nicht nur sicher, sondern auch künstlerisch divers ist: Akrobatik, Theater, Luftartistik, Comedy und Magie bieten ein vielfältiges Kleinkunstspektakel. Dieser Schulterschluss unter Künstler:innen im „harten Showgeschäft“ ist für Conrad ein gelungener, solidarischer Akt: „Ich bin einer von den glücklichen Kandidaten, der einen guten Weg mit dem Lockdown gefunden hat.“ Gelassen und optimistisch will sich der „Kaosclown“ vom nächsten „Link des Schicksals“ überraschen lassen.
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