Wer kennt es nicht, dieses betretene Schweigen, wenn einem die Smalltalk-Themen im Gespräch ausgehen? Das muss nicht sein! Um euch aus der Eloquenz-Patsche zu helfen und die Welt mit etwas unnützem Wissen zu bereichern, befragen wir einmal im Monat das Internet-Orakel. Werde zum Klugscheißer mit Wikipedia. Bereichere jedes Gespräch mit interessanten Infos, die garantiert für einen Aha-Effekt sorgen. In unserer Rubrik „Klugscheißern mit Wikipedia“ klären wir euch auf.
Sein Licht unter den Scheffel stellen
Das Sprichwort „Sein Licht unter den Scheffel stellen“ stammt von Jesus von Nazareth. Es hat als Thema, den eigenen christlichen Glauben zu zeigen und ihn nicht vor anderen zu verstecken. Jesus spricht das Gleichnis zu seinen Jüngern und sagt ihnen, dass sie das Licht der Welt seien. Sie sollten ihr Licht vor den Leuten leuchten lassen, damit diese ihre guten Werke sähen und den himmlischen Vater preisen. Denn ein Licht zünde man schließlich nicht an, um es unter einen Scheffel zu stellen, sondern auf einen Leuchter, damit es allen Menschen im Haus leuchte.
Licht steht für eigenen Glauben
Die Deutung des Wortes Scheffel der Lutherbibel und anderer älterer deutscher Bibelübersetzungen übersetzt ein zu biblischen Zeiten gebräuchliches Hohlmaß, einen Modius und damit ein Gefäß einer bestimmten Größe. Dieses Gefäß würde das Licht verdecken oder sogar ersticken. Das Licht steht dabei für den eigenen Glauben. Die Bewohner des Hauses stehen für die Menschen der Welt. Lässt man sein Licht also scheinen, bezeugt man seinen Glauben vor anderen und lässt sie so auch Zugang zu den christlichen Lehren haben. Jesus rät also sozusagen von falscher Bescheidenheit bezüglich des eigenen Glaubensbekenntnisses ab.
Fähigkeiten zu verbergen
Die deutsche Redewendung „sein Licht unter den Scheffel stellen“ leitet sich von diesem Gleichnis ab und bedeutet, seine Fähigkeiten nicht einzusetzen, sie sogar zu verbergen. Das Wort „Scheffel“ ist mit der Sache im Deutschen außer Gebrauch gekommen. Modernere Bibelübersetzungen setzen daher an dieser Stelle Begriffe wie „Gefäß“ (Einheitsübersetzung), „Topf“ (gute Nachricht; Bibel) oder „Krug“ (Bibel in gerechter Sprache). Eine unerwartete Rezeption erfuhr das Gleichnis durch die Kritiker der Lutherbibel in der Revision von 1975, die sich ihrer Ansicht nach zugunsten einer moderneren Sprache zu sehr von gewohnten Begriffen abwandte. Der Scheffel wurde hier durch „Eimer“ ersetzt, was der Revision den Spottnamen „Eimertestament“ einbrachte. Dies führte dazu, dass die Bibel in dieser Fassung von der EKD schon nach wenigen Jahren zurückgezogen und erneut überarbeitet wurde.