Kennen Sie noch Bücher? Diese handlichen Objekte mit vielen bedruckten Papierseiten, zusammengehalten von einer Faser- oder Klebebindung, versehen mit einem mit Bedacht gestalteten Cover? Diese Quellen des Wissens und der Rührung? Im öffentlichen Raum ist Lesen selten geworden: Meist warten, reisen, recherchieren Menschen mit dem Smartphone in der Hand. Dieses Frühjahr ist das anders: Derzeit finden an vielen Orten StadtLese-Tage statt – vom 23. bis 26. Mai ist nun auch erstmals Jena ausgewählt worden.
StadtLesen in Jena
Das ist den Leseratten der Stadt zu verdanken, denn die 25 Orte des Festivals in Deutschland und Österreich werden aus nominierten Orten über ein Online-Voting ausgewählt. Es haben somit besonders viele Jenaerinnen und Jenaer dafür gestimmt, dass an jenen drei Tagen der Theatervorplatz zum Freiluftlesezimmer wird. Dieser Theatervorplatz ist in Jena eine Institution für Kultur im öffentlichen Raum: Im Sommer findet dort die Kulturarena statt, an den Platz grenzt die neu erbaute und vor wenigen Wochen eröffnete Ernst-Abbe-Bibliothek.
Beim Festival Ende Mai gibt es zum Auftakt eine Lesung von Sabine Rennefanz aus ihrem Roman „Kosakenberg“. Danach erhalten Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, nach Anmeldung, aus ihren „Herzensbüchern“ vorzulesen.
Bücher, Blüten und Beköstigung
Es wird Büchertürme mit rund 3000 Büchern geben, die zum Schmökern unter freiem Himmel in gemütlichen Sitzgelegenheiten auf dem Platz einladen, es gibt freitags einen Integrationslesetag, bei dem Menschen in ihrer Muttersprache selbst verfasste Texte oder Lieblingsliteraturpassagen präsentieren, und am Sonntag, am Kommunalwahltag, schließlich gibt es einen Familienlesetag mit Kinderfest. Bücher, Blüten, Beköstigung: Was inhaltlich, je nach Lektüre, spannend und schaudernd werden könnte, verspricht atmosphärisch zumindest entspannt und fröhlich zu werden. Hoffentlich, mag man denken, hoffentlich wird das Wetter gut.
Im Banne eines Buches
Wobei, wenn Kurt Tucholsky zu glauben ist, wäre das egal, wenn die Lektüre gut ist: „Manchmal, o glücklicher Augenblick, bist du in ein Buch so vertieft, dass du in ihm versinkst – du bist gar nicht mehr da“, schrieb Tucholsky 1932 im legendären Wochenmagazin der Weimarer Republik, der „Weltbühne“: „Herz und Lunge arbeiten, dein Körper verrichtet gleichmäßig seine innere Fabrikarbeit, – du fühlst ihn nicht. Du fühlst dich nicht. Nichts weißt du von der Welt um dich herum, du hörst nichts, du siehst nichts, du liest. Du bist im Banne eines Buches.“
Hard Facts:
- StadtLesen Festival: 23.-26. Mai
- Theatervorplatz in Jena
- Mehr zum StadtLesen: www.stadtlesen.com
- StadtLesen bei Instagram
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Text: Louisa Reichstetter