„Wie verschiedene Wege von verschiedenen Menschen zu verschiedener Kunst.“ So beschreibt Steffen Harzer die von ihm ins Leben gerufene Kunstausstellung „Various“ in Erfurt. Der 62-Jährige studiert Kunst an der Universität Erfurt. Neben ihm stellen drei weitere Studierende der Universität ihre Kunstwerke am Fischmarkt aus. Was sie eint, ist neben der Kunst vor allem ihr außergewöhnlicher Lebensweg. Steffen trug die Idee, eine Ausstellung in Erfurt zu initiieren, schon lange im Kopf. Er betreibt eine Galerie in seiner Heimatstadt Hildburghausen und hat bereits an mehreren Ausstellungen teilgenommen.„Ich dachte, ich setze die Idee jetzt einfach um. Nur ein Anruf und der Pop-up-Store war schnell gemietet“, betont Steffen, der zügig drei begeisterte Kommiliton:innen fand, die mit von der Partie sein wollten: Paul Fuchs, Sofie Rybacki und Kristyna Muzikova.
Various-Ausstellung: Erfurt im Pop-up-Store
„Der Name der Kunstausstellung war schnell gefasst“, erinnerte sich Paul. Various bedeutet „verschieden“. „Jeder von uns drückt sich mit seiner Kunst anders aus und ist ein Individuum“, erklärt er. Various stehe für Offenheit, Vielfalt und Verbindung. „Wir wollten in keine Schublade gesteckt werden und deshalb war das der beste Name für diese Ausstellung“, betont auch Kristyna.
Das war wie ein Erweckungserlebnis
Ausstellungsinitiator Steffen hat mit seinen 62 Jahren bereits viel erlebt. Er ist Diplomingenieur, gelernter Werkzeugmacher, hat Maschinenbau studiert, war Verwaltungsfachwirt im öffentlichen Dienst und obendrein 18 Jahre Bürgermeister von Hildburghausen. Vor zwei Jahren erlitt er einen Schlaganfall und eine schwere Atemlähmung. „Das war wie ein Erweckungserlebnis. Ich wollte daraufhin nur noch Dinge realisieren, die mir Spaß machen und alles andere beenden. Ich erkannte, wie wertvoll das Leben ist“, erklärt Steffen. „Als Kind habe ich sehr gern gemalt, wurde jedoch oft ausgelacht“, erinnert er sich zurück. Danach hat der ehemalige Bürgermeister von Hildburghausen bis dato nicht mehr darüber nachgedacht, der Kunst seine Zeit zu widmen – bis 2016. Neben einem Malkurs besuchte er in dem Jahr eine Ausstellung, bei der ein Künstler ihn überredete, selbst etwas zu malen. „Da merkte ich, wie viel Spaß mir das Zeichnen macht“, erinnert er sich. Dann ging alles ganz schnell. Er realisierte seine erste Kunstausstellung, eröffnete eine Galerie in Hildburghausen und startete das Studium in Erfurt, wo Stefan auch auf Sofie traf.
Die junge Studentin stellt gedruckte Werke aus. „Das Kunststudium war schon immer mein Traum, ich drückte mich schon immer gern durch Kunst aus“, sagt Sofie. Außerdem beschäftigt sie sich gern mit der Psyche des Menschen, weshalb sie das Nebenfach Lehr-, Lern- und Trainingspsychologie gewählt hat. „Psychische Störungen lassen sich künstlerisch am besten ausdrücken. Ich hatte selbst eine und mich durch die Kunst heraustherapiert“, sagt sie. Sophie fühlt sich in ihrem jetzigen Studiengang sehr aufgehoben. „In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, war Faschismus ein Riesenthema, weshalb ich mich nie dazugehörig gefühlt habe, und nun sehe ich, wie viele kreative Köpfe mir auf Augenhöhe hier begegnen“, erklärt die 26-Jährige. Am liebsten arbeitet sie mit Papier, Acrylfarbe und Kreide. „Ich schaue den Farben gern beim Entstehen zu. Außerdem liebe ich den Geruch und das Gefühl von Papier“, sagt sie. Dritter Aussteller im Bunde ist Paul. Er studiert neben Kunst auch Grundschullehramt: „Ich wollte schon immer etwas kreatives Arbeiten und habe die perfekten Studiengänge dafür gewählt“, erklärt er. Paul liebt die Malerei und den Druck. „Das kombinieren von beiden ist das Beste. Das Spiel von rationalem und emotionalem ist sehr interessant für mich“, so der 23-Jährige, der sich sehr über die Möglichkeit, das erste Mal auszustellen, freut.
Vier Geschichten und Menschen, die Kunst vereint
Die Letzte der vier Künstler:innen ist Kristyna Muzikova. Sie ist gebürtige Tschechin und seit 2015 in Deutschland. Sie holte hier ihr Abitur nach. Durch eine Freundin, die ebenso Kunst studiert, kam sie auf die Idee, sich selbst an der Uni zu bewerben. „Ich habe schon immer gern gemalt und gebastelt, um dem stressigen Alltag zu entkommen“, erklärt sie. Nun nutzt sie die Kunst, um sich selbst zu finden. „Ich bin froh, dass Steffen so eine offene Person ist und uns diese Chance bietet“, sagt die Studentin, die Malerei präferiert. Vier Geschichten und Menschen, die Kunst vereint. Ihr wollt euch selbst davon überzeugen? Dann auf in den Pop-up-Store am Fischmarkt 11! Bis 18. März könnt ihr dort die Werke der vier Studierenden bewundern. Steffen lädt außerdem dazu ein, selbst mal den Pinsel in die Hand zu nehmen: „Wir sind aufgeregt und freuen uns über jeden Besucher. Endlich können wir zeigen, was wir fühlen. Ich bin sicher: Unsere Ausstellung wird Affengeil!“
Hard Facts:
- Wann: Di. bis Fr. von 13 bis 19 Uhr | Sa. von 11 bis 17 Uhr
- Wo: Pop-up Store | Fischmarkt 11
- Die Ausstellung läuft bis 18. März