Götz Sophie Schramm geht an die Grenzen von Form, Inhalt und Medium. Die nonbinäre Künstler:in will Menschen durch ihre künstlerische Praxis bewegen. „Ich glaube, dass Kunst nur so gesellschaftspolitische und kunsthistorische Relevanz erlangen kann“, sagt die Künstler:in. Wie kann ein Gemälde der 2020er-Jahre aussehen? Welche Rolle spielen neue Medien in der Gesellschaftspolitik? Welche Rolle spielt das Kollektive? Wie sehen neue, gerechte, regionale, transnationale, intersektionale, digitale und analoge, ökologische und nachhaltige Strukturen aus? Wie können wir sie durch Kunst erweitern und umgestalten? Das alles sind Fragen, die Götz Sophie beschäftigen.
Götz Sophie Schramm stellt in Erfurt aus
Ich glaube an die Malerei, sehe aber auch ihre Grenzen. Mein Fokus liegt auf der Bildwissenschaft, insbesondere durch Malerei. Dennoch möchte ich alle Möglichkeiten der bildenden Kunst nutzen, weshalb sich meine intermediale Forschung und Praxis immer weiter in die installative, digitale und kollektive Kunst ausdehnt.“ Mit ihren Werken, die bis zum 5. Februar in den Kunstmuseen Erfurt zu sehen sind, gibt sie Denkanstöße. Ihre Kunst geht durch Kontextualisierung und vielschichtige Symbolik über das Werk hinaus. Interagiert mit dem bewussten Rezipienten. Und ist zugleich ein Spiegel ihrer Seele, ihres Wesens, ihres Ichs, das wir versuchen, in diesem Interview einzufangen.
Hallo Götz Sophie, du hast in unserer Korrespondenz vorab in deiner Mail den Zusatz mitgeschickt (pronomen: they/sie*er/sie). Könntest du uns sagen, wie wir dich korrekt ansprechen sollen, und warum das wichtig ist?
An sich benutze ich alle Pronomen, außer er/ihn. Die „klassisch männlichen“ Pronomen also nicht. Neutrale Pronomen sind mir am liebsten, binär weibliche sind für mich aber auch okay und es ist auch möglich, mich ohne Pronomen anzusprechen. Ich packe das grundsätzlich mit in z.B. Mails, um es von vornherein klarzustellen. Es ist wichtig, Menschen nach Ihren Pronomen zu fragen, weil es von außen nicht zwangsläufig erkennbar ist, ob eine Person Pronomen nutzt und wenn, welche dies sind. Es ist oftmals sehr verletzend, insbesondere als transidente Person, mit falschen Pronomen angesprochen zu werden.
Wie würdest du selbst dein Geschlecht und dein Gender beschreiben?
Was meint ihr mit Geschlecht? Mein biologisches Geschlecht könnte Inter* sein. Ich bin zur Zeit in Kontakt mit Spezialist*innen, um dies zu klären. So oder so ist meine Geschlechtsidentität, was gleichbedeutend mit Gender ist, Nichtbinär.
Kannst du erklären, was das in deinem Fall bedeutet?
Zum einen tagtägliche Diskriminierung und Marginalisierung, wie ich sie mir vor Kurzem kaum hätte vorstellen können. Zum anderen große Freiheit und vor allem Verständnis, wer ich bin und war. Ich glaube, eins der größten Missverständnisse ist sowohl persönlich als auch generell in der Gesellschaft, das Geschlechtsidentität und Sexualität etwas miteinander zu tun hätten. Das wird oft durcheinandergebracht. Viele Menschen denken zum Beispiel, dass Geschlechtsidentität etwas mit sexueller oder romantischer Orientierung zu tun hätte. Das stimmt jedoch nicht. Geschlechtsidentität zeigt an, welchem Geschlecht sich eine Person selbst zuordnet. Das kann binär sein (männlich, weiblich) und es kann aber auch nichtbinär sein. An sich teilt sich das nicht nur in nichtbinär und binär auf, sondern auch in cis und Trans*. Es gibt Menschen, die sich mit dem zur Geburt zugeschriebenen Geschlecht identifizieren, das sind Cis-Personen. Und es gibt Leute, die sich nicht mit dem bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht identifizieren. Das sind Trans* Personen.
Nonbinärität fällt unter den Oberbegriff Trans*, aber nicht zwangsläufig. Es gibt auch Inter* Personen, was bei mir nicht hundertprozentig abgeklärt ist. Ich sage zwar, dass ich nonbinär bin und so unter den Oberbegriff Trans* falle, aber falls ich Inter* bin, wäre ich von Geburt an biologisch weder hundertprozentig Mann noch Frau und somit durch meine nicht binäre Geschlechtsidentität cis und nicht Trans*. Das kommt häufiger vor, als viele denken. Zwei Prozent der Weltbevölkerung sind Inter*, was in etwa der Menge aller rothaarigen Menschen oder aller Zwillinge auf der Welt entspricht.
Ist es für dich nervig, dass du dich ständig mit solchen Kategorien auseinandersetzen musst, oder dass es dir von außen aufgezwängt wird.
Ja. Das ist besonders im Alltag schwierig, weil das Wissen und die entsprechende Bildungsarbeit zu großen Teilen fehlt. Die meisten Menschen wissen einfach nicht nur nicht, was es für mich bedeutet, nonbinär zu sein, sondern wissen generell nicht einmal, was Nichtbinärität ist. Viele handeln dann nicht aus böser Absicht, aber verletzten einen trotzdem.
Wann und wie hast du gemerkt, dass du transsexuell bist?
Ich bin nicht transsexuell. Das ist ein veralteter Begriff, den die meisten Trans* Personen als beleidigend ablehnen. Das größte Problem ist, dass der Begriff Geschlechtsidentität und Sexualität verbindet, welche, wie schon gesagt nichts miteinander zu tun haben. Vereinzelt benutzen ihn ältere transidenten Menschen noch, das sind aber seltene Ausnahmen. Derzeit gibt es noch ein deutsches Gesetz, welches diesen falschen Begriff im Namen trägt und welches insbesondere wegen dessen Inhalts vom Bundesverfassungsgericht seit Jahren als verfassungswidrig eingestuft wird. 2021 gab es den Versuch, dieses Gesetz als Selbstbestimmungsgesetz zu novellieren. Das blockierten jedoch insbesondere CDU/CSU und AfD. Derzeit versucht die Ampel, das Gesetz umzuschreiben. Das könnte aber vom Bundesrat – insbesondere durch die starke Vertretung der Union – erneut blockiert werden.
Hattest du da ein Erweckungserlebnis, bei dem du deine Identität realisiert hast?
Mein inneres Coming-out war ein Prozess, der vor etwa eineinhalb Jahren abgeschlossen wurde. Das dauerte lange. Mehrere Jahre. Mir hat zunächst das Wissen gefehlt und ich brachte selbst manches durcheinander. Am prägnantesten war wahrscheinlich der Moment, als ich endgültig verstand, was Geschlechtsidentität bedeutet.
Menschen denken in Kategorien. Man versucht sich also auch selbst in Kategorien zu verorten. Und wenn deine Kategorie nicht so einfach zu finden ist, macht es das schwer, oder?
Ja. Mir hat das Wissen gefehlt, dass es diese Kategorie gibt. Als ich verstand, dass ich nicht binär „männlich“ oder „weiblich“ sein muss, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, auch weil ich dadurch viele Dinge in meiner Vergangenheit besser verstehen konnte. Es gibt Geschlechteranforderungen, Bilder, die einem die Gesellschaft aufzwingt. Klischees und Stereotypen, bei denen ich merkte, das passt einfach nicht. Ich wurde in die Kategorie „männlich“ gesteckt und so sind viele Spannungen in mir und mit der Außenwelt entstanden, die ich nicht verstehen konnte.
Du hast angesprochen, dass es ein inneres Outing gab. Wie war das mit dem äußeren Coming-out?
Das kam im Anschluss. In dem Moment, als ich verstand, wollte ich das den Menschen um mich herum klar machen. Ich kann es nicht ertragen, eine Fassade aufzubauen. Für mich war es ein logischer Schluss, die Menschen in meinem Umfeld aufzuklären. Aber das war nicht einfach, weil das Wissen eben nicht vorhanden war. Ich stecke noch immer in diesem äußeren Coming-out, das viel schwieriger ist als gedacht.
Einen wichtigen Beitrag zum besseren Umgang mit queeren Menschen leistet auch deine Kunst, schon allein, weil du das Queere thematisierst und so einen öffentlichen Diskurs anregst…
Ich hoffe das. Wenn ein sachlicher Diskurs angeregt wird, freut es mich sehr.
In deiner Ausstellung in Erfurt wirst du als Künstler:in mit deiner Kunst in Verbindung gebracht. Gleichzeitig spielen deine Kunstwerke mit den verschiedensten Kontexten. Man kommt nicht umhin, in den Diskurs mit dir vermittels deiner Kunst zu gehen. Ist das nicht eine Leistung, die du erbringst?
Hoffentlich. Ich finde diese Schnittstelle zwischen Kunst, Bildungsarbeit und Aktivismus superinteressant. Dass Kunst „klassische Medien“ verlässt und mit sozialen Momenten und Umständen arbeitet, ist aber nicht neu. Schon in der Vergangenheit wurde das Ziel verfolgt, die Distanz zwischen Kunst und Leben aufzuheben. Das beginnt schon mit den historischen Avantgarden in der Kunstgeschichte und geht in die Jetztzeit, in der social practice ein wichtiger Teil des Kunstschaffens ist. Soziale Situationen, z.B. durch Bildungsarbeit oder aktivistische Arbeit zu schaffen, ist für mich ein Medium.
Seit wann siehst du dich eigentlich als Künstler:in?
Von null an vielleicht. Ich bin in einer Künstler:innen-Familie groß geworden. Meine Mutter und Großeltern waren Schauspieler:innen. In meiner Soloausstellungen in Erfurt gibt es ein Bild, dass ein Motiv aufgreift, welches ich als Kind zeichnete. Die Zeichnung wurde damals das Logo der „Götze-Gang“, wie sich meine Eltern nannten. Ich beschäftige mich also schon immer mit Malerei, aber auch anderen Ausdrucksformen wie mit Regie. Mit 15 Jahren ging ich dazu über, mit Öl zu malen. Spätestens da wurde mir klar, dass ich das beruflich machen will. Ich bin neurodivergent (sowohl hochintelligent als auch hochsensibel) und hatte von klein an große Schwierigkeiten mit dem Schulsystem.
Nach dem nicht bestandenen Abi stand ich neben einigen Brotjobs mit meiner damaligen Band auf der Bühne. Mein Abitur holte ich drei Jahre später in der Abendschule nach, bewarb mich an der Kunsthochschule und begann mit dem Studium parallel zur 13. Klasse (für freie Kunst ist eigentlich kein Abitur nötig). Die Abendschule versöhnte mich etwas mit dem Schulsystem. Ich schloss sogar mit einem 1,2er-Abi ab.
Deine Werke in Erfurt sind durch deine Technik fast skulptural, weil sie raumgreifend erscheinen. Plastiken sind auch zu sehen. Teilweise erscheinen dein Werke wie Kollagen. Was sind die Medien, durch die du dich auslebst?
Definitiv klassische Malerei. Farbe auf Leinwand. Ich habe aber auch Werkreihen von Gemälden, in denen ich mit verschiedensten Materialien wie Glitzer, Gold, Effektlacken oder Harzen arbeite oder reliefartige Strukturen erzeuge – dick Farbe auftrage, sodass die Bilder fast zur Plastik werden. Ich produziere aber auch Videoarbeiten, digitale Kunstwerke, Installationen, Skulpturen, Konzept- und Aktionskunst. Seit zwei Jahren programmiere ich zudem Augmented Reality (AR). Bei meiner ersten AR-Arbeit ist es möglich mit dem Handy sich vor eine Edition zu stellen und dann tritt eine dreidimensionale Figur aus dem Bild heraus, welche anschließend im Raum steht. Bei meinem zweiten AR-Werk, kann sogar in eine Figur hineingegangen werden und es gibt Sound. Der[1]zeit arbeite ich an meiner ersten Virtual-Reality-Arbeit.
Wie zu lesen ist, arbeitest du zudem mit anderen Künstler:innen.
Ja. Nebenbei widme ich mich zudem Kollaborationen; nicht nur mit Künstler*innen, sondern auch anderen Menschen aus Handwerk, Wissenschaften und Zivilgesellschaft. Ich bin Teil der Kunstkollektive „Sorgen (International)“ und „Algoist“. Besonders wichtig ist mir derzeit die Arbeit in einem Netzwerk, das ich mitgründete. Das intersektionale on- und offline Netzwerk „cc:IRL“ setzt sich mit Rechtsextremismus auseinander. Es beruht auf dem Grundgedanken von Allyship und soll zeigen, dass Kunst nicht nur ein polarisierendes Potenzial hat, sondern auch ein verbindendes. Mit cc:IRL schlagen wir Brücken zwischen Zivilgesellschaft, Institutionen und Initiativen, um ein Gegengewicht zum Rechtsextremismus zu bilden. Die erste Aktion von cc:IRL war ein von der Stiftung Kunstfonds geförderter Workshop, der 2021 die Basis des Netzwerks schuf und in einen TikTok- sowie Instagram-Account mündete. Des Weiteren veranstalteten wir z.B. ein Panel im Münchner Kunstmuseum Lenbachhaus. Ziel ist es, Echokammern aufzubrechen, Menschen aufzuklären und Synergien zu erzeugen.
Deine Ausstellung in Erfurt heißt <3 OK BOOMER <3. Was hat es damit auf sich?
Die Redewendung kam 2019 u.a. aufgrund der Klimaproteste viel in den Medien vor und drückt ein Selbstverständnis aus, dass Dinge, die schief laufen, eigentlich gar nicht sein müssten. Es geht darum negative, tradierte Strukturen zu überwinden. Das Vorwurfsvolle versuche ich mit den Herzchen im Titel abzuschwächen. Der Titel soll konstruktive Gesellschaftskritik äußern. Es geht um Intersektionalität, also Mehrfachdiskriminierung – Rassismus, Queerfeindlichkeit, Sexismus, Ableismus und mehr. Gleichzeitig referiert die Wortgruppe auf den Generationenkonflikt. Es geht darum, sich zwischen den Generationen auszutauschen und Verständnis zu schaffen. Es geht um viele Aspekte, die mit „<3 OK BOOMER <3“ angesprochen werden sollen, immer aber um Pluralismus.
Du fügst geschickt Herzen in den Titel ein, um eine Brücke zu schlagen. Durch die Symbole schwächst du die als vorwurfsvoll misszuverstehende Botschaft ab. Hat das etwas damit zu tun, dass du zum Thema „Cuteness“ in der Kunst forscht?
Ja. Unter anderem. Cuteness oder Kawaii, das aus dem südost Asiatischen kommt, stellt für mich einen Gegenentwurf zu toxischen Bildern da. Es ist kein Allheilmittel, aber diese Kunstsprache trägt eine Sanftheit in sich, kann so Verbundenheit und Wärme schaffen. Das finde ich interessant. Kawaii verletzt nicht, es macht Spaß. Es erfüllt das Herz und ist nicht destruktiv.
Und damit spielst du in deiner Kunst?
Ich setze das gerne als Element ein. Ich spiele gerne mit solch vermeintlichen Oberflächlichkeiten. Viele Menschen denken, dass solche Zeichnungen und Figuren keinen Tiefgang haben können. Aber sehr oft ist da mehr als Mensch denkt. Auch durch den Kontext, in den ich die Dinge stelle, ändert sich das. So sorgen die Bildtitel bei mir oft für eine zusätzliche Kontextualisierung. Zudem kommen in meinen Werken ganz verschiedene ikonografische Bilder zusammen. Und auch andere Bildelemente neben dem „Cuten“ erzeugen eine hohe Komplexität. Das nutze ich gerne in meinen Bildern.
Du nutzt zudem viel die Farbe Lila, warum?
Weil ich die ganz toll finde (lacht). Ich bin gerade in einer purpurnen Phase. Für mich hat die Farbe viel mit Feminismus und Intersektionalität zu tun. Purpurtöne spielten in der Ge[1]schichte eine wichtige Rolle auch in emanzipatorischen Bewegungen. Das Spektrum von Lila bis Pink finde ich sehr interessant. Generell die Wirkung von Farbe. Von der Farblehre aus betrachtet ist gerade Pink sehr interessant, weil es keine Spektralfarbe ist. Es kommt z.B. im Regenbogen nicht vor. Aber ja, der intersektional-feministische Faktor der Farbe ist für mich vermutlich der vordergründigste.
Purpur ist landläufig nicht gerade eine „männliche“ Farbe. Trotzdem thematisierst du damit in der Ausstellung das Thema toxische Männlichkeit.
Purpur bildet einen Gegenentwurf. Ich denke, dass Farben genauso wie Kleidung und andere Attribute natürlich kein Gender haben. Auch cis-Männer, genauso wie alle anderen Geschlechtsidentitäten, sollen alle Farben für sich annehmen, wie sie wollen. Farben haben kein Geschlecht. Trotzdem dienen sie je nach Kontext, als Symbole. Für mich, der es um einen Gegenentwurf geht, ist Purpur dafür prädestiniert.
Weil wir gerade bei toxischer Männlichkeit sind. Warum setzt du dich damit auseinander?
Toxisch sagt alles. Es ist nichts Gutes. Toxische Männlichkeit hat unsere Gesellschaft gekennzeichnet. Sie erzeugte und erzeugt viele Probleme und viel Diskriminierung. Das ganze Leid, dass aus toxischer Männlichkeit resultiert, ist nicht nur etwas worunter FLINTA*-Personen leiden. Insbesondere leiden darunter auch Cis-Männer. Sich das bewusst zu machen, ist ganz wichtig. Weil einfach auch viele Falschinformationen gestreut werden.
Desinformation wird mutwillig von Nazis international verbreitet. Viele Menschen denken deshalb, dass es Gefahren gäbe, die gar nicht existieren und entwickeln so eine, letztlich komplett unnötige Aversion auf Feminismus und andere Gerechtigkeitsbewegungen, die bis zu schlimmsten Morden führt. Diese Entwicklung ist erschreckend. Da hilft nur Aufklärung und gemeinsames Dagegenvorgehen. Viele Cis-Männer fühlen sich von Dingen bedroht, die sie überhaupt gar nicht tangieren, geschweige denn bedrohen. Einfach weil sie der Propaganda und den Kampfbegriffen von Nazis und (un)wissendlichen Unterstützer:innen von Rechts-Außen auf den Leim gehen.
Gutes Beispiel ist das Verb „gendern“ und dessen Gleichsetzen mit „geschlechtergerechtem Sprechen“. Durch rechte Propagandakampagnen hat es sich eingeschlichen, dass teils sogar queere Personen gendern als Synonym für geschlechtergerechte Sprache verwenden, was gefährlich ist, weil es eigentlich um das Gegenteil geht. Die deutsche Sprache ist seit Jahrhunderten sehr durchgegendert. Gendern bedeutet z.B. in der Sprache einer Person oder Sache Geschlecht zuzuweisen. Feminismus und Gerechtigkeitsdiskurse wollen dies ja aber gerade überwinden. Gendern ist sozusagen das Gegenteil von gendergerechter Sprache. Das Vermischen der Begriffe erschwert es der breiten Gesellschaft z.B. Geschlechtsidentität zu verstehen. Auch für Männer und Jungen ist toxische Männlichkeit gefährlich. Es ist ganz wichtig, Cis-Männern klarzumachen, dass Feminismus und Gerechtigkeitsdiskurse Cis-Männer inkludieren und in den meisten Fällen sogar zu deren Vorteil gereichen.
Neben diesen Themen sind in Erfurt kunstgeschichtliche Sujets zu sehen. Goethe und Beuys – daneben Popkultur in Reinform. Kunstgeschichte und Pop – warum mischst du das so gerne?
Weil viele hochkulturelle Dinge überbewertet sind und zum Teil falsch gesehen werden. Und weil in kleinen, vermeintlich profanen Sachen ganz viel Wahrheit stecken kann. Ich bin nicht die erste Person, die das macht. In der neueren Kunstgeschichte gab es immer wieder Bewegungen, in denen das vermeintlich Banale als Bildthema gewählt wird, um zu zeigen, welche Tiefe dahintersteckt.
Abschließend eine ganz andere Frage: Hast du neben Kunst noch andere Hobbys, die du gerne machst?
Ja, ich brenne für vieles. Ich liebe es beispielsweise zu singen und natürlich meinen Hund (er sieht aus wie ein Fuchs). Ganz neu hinzugekommen ist das Ballett, genauer Spitzentanz.
Hard Facts
- Was? Ausstellung <3 OK BOOMER <3
- Wann? bis 5. Februar | Di bis So: 11 bis 18 Uhr
- Wo? Galerie Waidspeicher | Michaelisstraße 10 | Erfurt
- Internetseite
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