Deutscher Indiepop at its finest: Dafür steht das Duo Klan. Hinter dem außergewöhnlichen Namen stecken die beiden Brüder Michael und Stefan Heinrich aus Leipzig, die bereits seit ihrer Jugend gemeinsam Musik machen. Mit ihrem neuen Album „jaaaaaaaaaaaaaaaa!“ im Gepäck waren sie auf Tour und machten auch in Erfurt halt. Zwischen vegetarischem Catering und einem kleinen, aber lauten Kanarienvogel haben sie ein bisschen mit unserer t.akt-Autorin geplaudert.
Kleine Assoziationsfrage zu Beginn: Auf Tour schnellt wahrscheinlich auch bei euch der Koffeinkonsum in die Höhe. Welcher Kaffee ist Klan eurer Meinung nach?
Michael: (lacht) Ich habe überhaupt keine Ahnung von Kaffee, ich trinke keinen. Es gibt nur ganz wenige Leute, die das verstehen. Aber Stefan, du kennst dich aus.
Stefan: Ja, ich würde sagen, Klan ist ein zuckerfreier, mit Stevia gesüßter Iced-Latte mit Hafermilch.
Wir können die Frage noch ausweiten: Welcher Tee wäre Klan?
Michael: Ich würde, um das wahnsinnig Spezielle ein bisschen auszugleichen, einen klassischen Assam Schwarztee nehmen.
Eine sehr interessante Mischung. Apropos interessante Mischung: Eure letzte Single-Auskopplung „Linie 72“ vom neuen Album „jaaaaaaaaaaaaaaaa!“ habt ihr gemeinsam mit der Sängerin Antje Schomaker veröffentlicht. Ein sehr emotionaler Trennungssong, in dem eine Beziehung mit einer Busfahrt endet. Besingt ihr da wahre Begebenheiten?
Michael: Das ist zusammengebastelt aus unterschiedlichen Erfahrungen. Und am Ende hat das einfach voll lustig gepasst zwischen Antje und mir. Ich habe meine Freundin, mit der ich jetzt schon ewig zusammen bin und ein Kind habe, in der Tram kennengelernt. Und sie hatte diese Story, dass sie mit dem Bus aus einer Beziehung rausgefahren ist. Und das war sogar eine schöne Trennung, hat sie erzählt. Das hat irgendwie total gut gepasst und war für uns dann das richtige Bild
Als Brüder teilt ihr euch eine gemeinsame Kindheit, eine gemeinsame Jugend, ein gemeinsames Elternhaus … Wie wirkt sich das auf den Schaffensprozess aus, diese brüderliche Symbiose?
Michael: Ich glaube, das ist zwischen Geschwistern bestimmt total unterschiedlich. Geschwister haben schon die Tendenz, unterschiedlich zu sein. Man wundert sich vielleicht über diese Unterschiede stärker, weil man denkt, man ist gleich aufgewachsen. Was aber Quatsch ist, da man in unterschiedlichen Zeiten groß geworden ist. Und wir sind schon auch unterschiedlich, aber ich glaube, gerade auf der musikalischen Ebene gibt es ein gleiches Verständnis. Wir sind im Elternhaus mit Musik aufgewachsen und in der Kirche und mit den Sachen, die unser Papa gespielt hat. Das gibt schon eine musikalische Basis für uns.
Zwischen Brüdern gibt es ja oft auch Rangeleien, früher hat man sich gegenseitig die Controller von der Playstation geklaut oder heimliche Partys bei den Eltern verpetzt … Gibt es heute noch so kleine Grabenkämpfe?
Stefan: Ich glaube, das ist häufig über etwas Persönliches bzw. die Stimmung, die Energie, die man gerade so gibt. Das hatten wir früher öfter, dass wir nicht auf einer Wellenlänge waren und das trotzdem immer ausgehalten haben. Jetzt ist es so, dass wir uns auch mal distanzieren, wenn man so seine fünf Minuten hat, in denen man mal sauer ist oder keinen Bock auf den anderen. Und sich sagt, cool, ich bin jetzt mal kurz um den Block gelaufen, jetzt geht’s auch wieder.
Mal abgesehen vom Singen im Kirchenchor und Straßenmusik, die ihr zusammen gemacht habt: Welche Musik und Musiker:innen prägten euch am meisten?
Michael: Eine Band habe ich von Stefan übernommen, die er oft gehört hat: Incubus. an: Wobei du eigentlich eher so Richtung Indie-Rock geprägt bist. Das, was dann später kam waren The Kooks, The Strokes…
Michael: Auch Mando Diao. Aber ich glaube, es liegt in der Natur der Sache, dass es vom Älteren zum Jüngeren geht.
Stefan: Es geht sicher auch anders. Ich glaube, bei mir gibt es noch ein spezielleres Interesse an Musik.
Michael: (lacht) Du hörst einfach noch mehr. Ich kann ihm nichts zeigen, weil er alles schon kennt! Aber Bilderbuch hatte ich vor Stefan entdeckt. Das war so ein Moment, wo er mal was von mir gelernt hat. Er hat‘s aber nie zugegeben!
Für die aktuelle Tour vertreibt ihr auch Merchandise. Allerdings habt ihr dafür keine neue Kleidung herstellen lassen, sondern Second-Hand-Kleidung recycelt. Super Idee! wie seid ihr darauf gekommen?
Michael: Wir haben das zusammen mit Fine Stammnitz gemacht. Sie hat eine Zeit lang das „Green Touring Network“ geleitet und ist jetzt bei „NDE – No Music On A Dead Planet“ engagiert. Eine Organisation aus UK, die sich für eine grüne Entwicklung in der Musikindustrie einsetzt. Mit ihr haben wir darüber gesprochen und sie hatte die Idee für das SecondHand-Merch. Ich selbst kaufe und trage seit acht Jahren fast nur Second-Hand-Kleidung. Wir haben lange gegrübelt, wie wir das machen, uns dann einfach ein Herz gefasst und selbst Sachen gekauft, aber auch von Freund:innen eingesammelt, und haben Patches draufgebügelt. Ich bin total zufrieden! Ich habe mir schon ein Teil geschnappt und auch unsere Tourmanagerin hat sich heute schon was unter den Nagel gerissen, weil es richtig geile Sachen sind! Die Leute kaufen den Second-Hand-Merch voll gern.
Ihr seid bereits in der Engelsburg in Erfurt aufgetreten. Habt ihr besondere Erinnerungen vom letzten Mal?
Michael: Das war zum Krämerbrückenfest und ich weiß noch, dass auf dem großen Platz, dem Domplatz, aus einer Box „Pocahontas“ von AnnenMayKantereit lief und die Leute haben übelst gefeiert.
Stefan: Ich muss sagen, für Ost-Städte ist mir Erfurt sehr positiv in Erinnerung geblieben, dass so ein Volksfest, wie auch das Krämerbrückenfest eins ist, überraschend freundlich war. Und gar nicht so bierselig besoffen und anstrengend, sondern recht familientauglich und angenehm.
Hard Facts:
-
- Klan könnt ihr in den kommenden Monaten auf Festivals erleben.
- Wann? Am 26. August treten die beiden Brüder in Leipzig auf.
- Mehr Infos unter: klanmusik.de