Lennart (Mirko Muhshoff), selbst ernanntes Wunderkind und Überflieger, kommt nach dem Abitur an die Uni und studiert: „Irgendwas mit Medien“. Während er sich in sein neues Leben einfindet, trifft er immer wieder auf Simon (Jano Kaltenbach), seines Zeichens Langzeitstudent und hauptsächlich genervt von Lennart. Mehr oder weniger gemeinsam müssen die beiden die Herausforderungen des Studiums und des Erwachsenwerdens meistern. Die Mockumentary „Irgendwas mit Medien“, die seit 14. April in der ARD-Mediathek läuft und in Weimar an der Bauhaus Uni spielt, lotet den Alltagswahnsinn junger Studierender aus. Wir sprachen mit Mirko und Jano, die sowohl als Hauptdarsteller und als Regisseur in der humoristischen ARD-Serie mitwirken.
Hallo, ihr beiden! Wobei stör‘ ich euch gerade eigentlich? Studieren?l
Mirko: Also das Studium müsste Jano vor drei Jahren abgeschlossen haben, stimmt das?
Jano: Ja, das stimmt.
Mirko: Und ich war vor zwei Jahren fertig. Wir
studierten Medienkunst in Weimar an der Bauhaus-Uni. Seit dem Abschluss sind wir freiberuflich unterwegs …
Jano: Genau, wir arbeiten an verschiedenen mediengestalterischen Aufträgen. Parallel arbeiteten wir aber auch immer an „Irgendwas mit Medien“ weiter und versuchten, es nach vorne zu bringen.
Ihr hattet die Idee zur, bitte korrigiert mich, ersten Mockumentary, die in Thüringen gedreht wurde. Erklärt doch unseren Lesern erst mal kurz, was eine Mockumentary ist.
Mirko: Lustigerweise hat uns gestern auch schon jemand gefragt, ob wir die erste Mockumentary in Thüringen gedreht haben. Uns ist nicht sofort etwas eingefallen, zumindest keine öffentlich rechtliche Mockumentary.
Was ist eine Mockumentary eigentlich?
Mirko: Eigentlich heißt Mockumentary „pseudo dokumentarisch“. Das Format gibt vor, dokumentarisch zu sein, ist aber
eigentlich fiktional. Es wird vom englischen Wort „mock“, also verspotten, abgeleitet.
Jano: Genau, im Endeffekt haben wir Drehbücher geschrieben, die sich zwar auf reale Beobachtungen von uns stützen
und nach Doku aussehen, aber erzählerisch fiktional sind. Ein bekanntes Beispiel für eine Mockumentary ist „Stromberg“, bzw. das britische Original „The Office“.
Stimmt. Kennt man. Was macht für euch den Reiz des Genres aus?
Jano: Man erzählt und spielt möglichst real und authentisch. Wir können auch mal nuscheln oder Szenen improvisieren. Es gibt zwar das Drehbuch, wir halten uns aber nicht Wort für Wort daran. Es war uns wichtig, dass Situationen entstehen
können, die nicht im Drehbuch stehen und auch nicht geplant sind. Am Ende ist dieser ganze Prozess unserer Erfahrung nach viel entspannter.
Ist es für das Genre wichtig, dass jeder weiß, dass das Kamerateam in der Handlung existiert?
Jano: Finde ich schon. Wir haben das Kamerateam nicht extrem mit eingebunden. Es war uns jedoch wichtig, dass immer mal eine Reflexion mit der Kamera stattfindet, dass zum Beispiel Lennart erklärt, was man als Zuschauer:in sieht und
warum er so handelt. Das als Tool zu nutzen, ist sehr praktisch. Auf diese Weise versuchten wir auch Fremdscham-Momente zu generieren. Das funktioniert natürlich besser mit einer „fiktiven Öffentlichkeit“.
Mirko: Der Handlungsspielraum für unsere beiden Charaktere Lennart und Simon vergrößert sich so. Wir konnten viele
Gags kreieren, allein weil Janos Charakter „Simon“ zum Beispiel überhaupt keine Lust hat, gefilmt zu werden. Mein Charakter Lennart“ liebt es wiederum. Wenn die beiden aufeinandertreffen, entwickelten sich daraus am Ende immer sehr
witzige Szenen.
Lennart funktioniert als Antagonist von Simon. Ist diese Rollenverteilung ausschlaggebend für die Serie?
Jano: Das hat inhaltlich viel Potenzial. Da zwei Gegensätze aufeinanderprallen, entstehen viele witzige und unterhaltsame
Situationen, die man beim Schreiben des Drehbuches sehr gut ausspielen kann.
Mirko: Wahrscheinlich würde man es gar nicht aushalten, wenn beide Hauptcharaktere so wären wie Lennart (lacht).
Wie viel Mirko steckt in Lennart?
Mirko: Vielleicht so siebzig Prozent. Zumindest in meinen frühen Semestern, muss ich ganz ehrlich sagen, gibt es die eine oder andere Parallele (lacht).
Und wie ist es mit Simon und Jano?
Jano: Ich glaub nicht, dass es bei mir 70 Prozent sind. Eher weniger. Allgemein kann man sagen, dass in beiden Figuren eine Mischung aus uns steckt. Mit der Zeit änderten wir uns auch. Dinge, die einen zum Beginn des Studiums ausmachten, sind heute natürlich anders.
Mirko: Genau, das sind Phasen, die wahrscheinlich jeder mal durchlebt und die auch vorbeigehen.
Warum ist Simon eigentlich so genervt?
Jano: Ich glaube, Simon ist genervt, weil Lennart einer von den vielen Leuten ist, die viel zu euphorisch an der Uni starten und glauben, sie seien die absoluten Kings. Naiv denken sie, sie werden große Medienkünstler:innen, dass sie das System sofort durchschauen und erfolgreich werden. Aber an der Uni sind sie einer von Tausenden. Simon war wahrscheinlich auch mal sehr motiviert und hat gesehen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Er ist im Studienleben angekommen. Er weiß, dass das Arbeit ist und dass man sich um alles selbst kümmern muss.
Gibt es Anekdoten, die aus der Realität in die Serie wanderten?
Mirko: Definitiv kann ich bestätigen, dass das, was in der ersten Folge zu sehen ist, tatsächlich passierte. An meinem ersten Uni-Tag rief ich meine Mutter an und ich sagte ihr, dass einer meiner Kommilitonen bereits einen Job bei Arte hatte und ich nicht weiß, was ich hier überhaupt mache. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht dazugehöre. Zum Glück gab sich das schnell und ich konnte mich einleben. Außerdem: Nach zwei Wochen Studium saß ich nachts heulend auf meiner Treppe, weil ich den Schlüssel vergessen hatte. Das ist ein Ereignis, das aus meinem Leben direkt in die Serie wanderte. Mein Mitbewohner hasste mich dafür, dass ich um zwei Uhr nachts bei ihm klingelte (lacht).
Inhalt eurer Drehbücher ist der verschrobene Medienkunst-Kosmos, heißt es im Teaser zu eurer Sendung. Warum verschroben? Was macht ihn verschroben?
Jano: Es gibt in unserem Studienleben viele verrückte Charaktere, die auch in der Serie zu sehen sind. Somit ist sehr viel aus unserer realen Erfahrung in die Serie mit hineingeflossen. Ein Beispiel: In unserem ersten Semester gab es einen Kurs, in dem es um Textilien und Filzen ging. Das ist für Menschen, die das vorher nicht kannten, schwer zu verstehen. Was hat das mit Medienkunst zu tun? Ich denke, dass es für Außenstehende sehr interessant ist, einen Einblick in diesen Bereich zu bekommen. Jeder kennt jemanden, der oder die in den Medien arbeitet, aber was genau machen diese Personen eigentlich?
Mirko: „Verschroben“ ist nicht negativ gemeint. Eher liebevoll. Wenn wir nicht ein Teil dieser Welt wären, hätten wir nicht so viel Zeit mit unserem Studium verbracht. Jano: Ja, und es war eine supergeile Zeit! Es soll nicht so klingen, als rechnen wir hier ab (lacht).
Ihr habt an Weimarer Insider-Locations gedreht. Welche waren das?
Mirko: Super krasse Geheimtipps können wir jetzt nicht liefern. Viele Szenen drehten wir in der Other Music Academy,
im Sprachcafé und der Kreativ-Etage. Das sind Orte, die vielen bekannt sind. Der Jakobsplan ist zwar kein Geheimtipp, aber bei der Tour durch Weimar würde er bestimmt nicht ganz oben auf der Liste stehen. Wir bemühten uns, nicht diese typischen Goethe- und Theaterplatz-Bilder in den Vordergrund zu stellen. Da sie in Verbindung mit Weimar häufig zu sehen sind.
Wie geht’s weiter? Wird es eine nächste Staffel geben? Hättet ihr überhaupt genug weitere Anekdoten?
Mirko: Also wir haben auf jeden Fall Bock auf eine 2. Staffel. Auch am Ideenreichtum mangelt es nicht. Wir sind bereit. Aber es hängt von vielen Faktoren ab, wie es weitergeht. Wir wissen noch gar nicht, wie die Serie ankommt.
Jano: Bock haben wir. Selbst wenn das Studium irgendwann vorbei ist, müssen sich ja Lennart und Simon dann in der verrückten Medienwelt durchschlagen. Da gibt es viel Potenzial für weitere unterhaltsame Szenen (lacht).
Hard Facts:
- Alle Folgen der Serie findet ihr in der ARD
Mediathek. Hier kommt ihr zur ersten Folge von: Irgendwas mit Medien