Der ganze Kleiderschrank wird vereinnahmt von selbst Genähtem, auf einem Regalbrett sieht man Styropor-Köpfe, die bunte Perücken tragen, über dem Bett hängt eine blaue Schere von zwei Metern Länge und das Wohnzimmer kann man mit dem dort deponierten Raumtrenner schnell mal in ein Fotostudio verwandeln: Die 3-Zimmer-Wohnung in einem Erfurter Altbau ist eigentlich zu klein für Cosplayerin Laura. Sie hätte gern eine größere, um ein Bastelzimmer nur für ihr Hobby zu haben, doch vorerst muss sie sich mit dem Platz begnügen, den sie hat. Die Wohnung teilt sie sich noch mit ihrem Freund, Vincent, und ihren beiden Chinchillas.
Der Begriff „Cosplay“ ist ein Zusammenspiel aus den zwei englischen Wörtern „costume“ (Kostüm) und „play“ (Spiel). Trotz der Nutzung englischer Wörter kommt der Begriff aus dem Japanischen. Der Cosplayer stellt eine Figur dar – das kann eine Spielfigur sein, ein Charakter aus einem Film oder einer Serie oder auch eine andere fiktive Person – verkleidet sich als diese und versucht, das Verhalten dieser Figur so gut es geht nachzuahmen.
Japanische Animes und Mangas
Laura ist 23 Jahre alt und hat erst vor zwei Jahren so richtig mit diesem Hobby begonnen. Angefangen hat aber alles eigentlich 2012, als ihre Schwester der Grund dafĂĽr war, dass sie in die Anime-Szene eintauchte. Mit der Zeit schaute sie immer mehr der japanischen Animationsserien und verschlang etliche Mangas.
Kleine Anfänge
Verkleidet hatte sie sich immer schon ganz gern, zu Fasching beispielsweise. Und so fing sie schließlich an, sich auch fürs Cosplayen zu interessieren. Zuerst kaufte sie sich die Kostüme noch, doch ab 2017 fing sie selbst mit dem Basteln an. Zunächst nur sogenannte „props“, also Dinge, die man für das Cosplay benutzt, aber nicht die eigentliche Kleidung an sich sind. Schwerter aus einer Anime-Serie waren ihr erstes Werk. „Die leben gar nicht mehr. Die sind mittlerweile in der Mülltonne. Früher war ich da so stolz drauf, aber die waren richtig schlecht“, erinnert sie sich lachend. „Und damit war ich auch noch auf Conventions unterwegs!“ Mittlerweile ist sie besser geworden – und traut sich auch an ganze Cosplays heran.
Vorlagen aus dem Internet
Beigebracht hat sie sich das meiste selbst. „Ich habe es wie jeder gemacht, und erst einmal im Internet recherchiert“, sagt sie. „Früher habe ich noch Papier auf meinen Laptop-Bildschirm gelegt, mit Bleistift die Linien von Vorlagen nachgezogen und dann hatte ich auf einem A4-Blatt eine Form, die ich vier Mal größer machen musste. Die Accessoires bei vielen Cosplays sind häufig so unglaublich riesig.“
Circa 150 Stunden fĂĽr ein KostĂĽm
Ein halbes Jahr haben sie und ihr Freund an ihren ersten richtigen Cosplays gesessen: zwei Rüstungen aus dem Spiel „Monster Hunter“. Daran konnten sie natürlich nur nach der Arbeit sitzen, weshalb sie viele Abende damit verbrachten, an ihren Kostümen herumzuwerkeln und nur hastig zwischendurch das Abendessen herunterzuschlingen. Circa 150 Stunden hat Laura an ihrer zweiten Rüstung aus dem Spiel gebastelt. Und die, an der sie gerade sitzt, raubt sogar noch mehr Zeit.
Kostspieliges Hobby
Nicht nur die Zeit ist es, die bei diesem Hobby ganz schön beansprucht wird, es ist auch das Portemonnaie. „Die Schere, die über meinem Bett hängt, hat 150 Euro gekostet. Das sind reine Materialkosten“, erklärt sie. Das dazugehörige Kostüm sei da noch nicht mit einberechnet: damit stellt sie „Gwen“ aus dem Spiel League of Legends dar.
Ihre Cosplays sind mittlerweile so gut geworden, dass sie 2023 mit einer ihrer Monster-Hunter-Rüstungen sogar einen Preis beim Cosplay-Wettbewerb beim Erfurter Comicpark gewonnen hat. Dieses Jahr heuerte ein Merchandise-Unternehmen sie und eine weitere Cosplayerin an, um vor deren Filiale in Erfurt Werbung für die MAG-C (eine Anime-, Games- und Cosplay-Convention) zu machen, auf der Laura anschließend ebenfalls eines ihrer Cosplays präsentierte.
Laura auf dem Comicpark
Wer ihre Werke einmal in echt bewundern will, der kann versuchen, sie im Comicpark anzutreffen. Sie wird dort ihre neusten Cosplays tragen: am Samstag, 25. Mai, ihre „Malzeno“-Rüstung aus dem Spiel „Monster Hunter Rise: Sunbreak“ und am Sonntag, 26. Mai, wird sie als Ty Lee aus der Animationsserie „Avatar“ über die ega schlendern.
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