Wenn der Vorhang fällt, sieh hinter die Kulissen …“, sangen schon Freundeskreis 1997 auf ihrem Album „Quadratur des Kreises“. Anders als die letzte Metapher vermuten lässt, ist es keine unlösbare Aufgabe, in der Erfurter Clubszene mal hinter die Kulissen zu blicken. Man muss es nur umsetzen.
„Hinter Clubkulissen!“ gibt Einblicke
Dem hat sich nun der Enkl e.V. angenommen. Das Erfurter Netzwerk für kulturelles Leben e.V. (Enkl) definiert sich selbst als Adapter zwischen Kulturschaffenden und Kreativen der Stadt Erfurt und dem Land Thüringen, um das Miteinander der regionalen Kulturszene zu erweitern. Der Verein existiert als Netzwerk von lokalen Veranstaltungsstätten und Menschen, welche es ermöglichen Kunst und Kultur zu erleben. Besonders zu Zeiten des Lockdowns wurden in diesem Rahmen alternative Unterhaltungsformate erdacht, die – gefördert und finanziert durch die Thüringer Staatskanzlei – via Live-Streaming oder Video-on-Demand in den Wohnzimmern der Thüringer landen.
Alltag im Veranstaltungsbusiness
Eines dieser Formate ist „Hinter Clubkulissen!“, ein Projekt von Patrick Klaus, Andreas Busch und Tristan Reintjes. Hier kommen Erfurter Nachtgestalter zu Wort und sprechen über ihren Alltag im Veranstaltungsbusiness. Sie gehen unter anderem auf die Fragen ein: „Was mögen sie an ihrer Arbeit? Hatte die Pandemie irgendwelche guten Auswirkungen für sie? Was sind die Do´s und Don‘ts bei einer Veranstaltung? Wie sieht ihr Alltag aus?“ Aktuell besteht die Mini-Serie aus drei Teilen, in denen sich jeweils ein Akteur der Erfurter Partyszene äußert und einen kleinen Einblick gewährt. Menschen, die arbeiten, damit andere feiern können. „Die Idee war, zu zeigen, was hinter den Kulissen passiert. Mit welchen Problemen die Akteure zu kämpfen haben usw. Der Gast sieht immer nur, was schön ist und nicht das ganze Drumherum. Das wollen wir den Leuten nicht vorenthalten“, sagt Andreas Busch im t.akt-Interview.
Einer von ihnen ist DJ Beathova, mit bürgerlichem Namen Hannes Eger. Aus knapp 20 Jahren Clubgeschichte kann er bei seinen Erzählungen schöpfen. Als Produzent und DJ (aktuell auch als Live-Begleitung von Clueso) ist er unverzichtbarer Teil der Erfurter Nacht, der weiß, wie man eine Feiermeute unterhält. Er berichtet aber auch von den unsichtbaren Vorbereitungen, von konträren Publika, auf die er sich einstellen muss und der Recherche nach neuer Musik. Er gibt Tipps, was man am besten nicht tun sollte, wenn man mit dem DJ einen schönen Abend haben möchte und gibt zu bedenken, dass es ein härterer Job ist, als viele denken.
2019 feierte er mit „Central“ in Erfurt Eröffnung
In Teil zwei kommt Andreas Brettschneider zu Wort, seines Zeichens Clubchef. 17 Jahre lang führte er das Erfurter Centrum, bis es 2016 für immer seine Türen schließen musste. Das Ende der hoch frequentierten Party- und Konzert-Location war damals ein gravierender Verlust für die Thüringer Subkultur. Eine zweijährige Pause folgte für den Clubbetreiber, ehe es ihn zu neuen Projekten zog. Für ihn – er war 14 Jahre alt, als sein Vater 1988 den Erfurter Museumskeller mit eröffnete – kam ein Leben ohne Club einfach nicht infrage. Ende 2019 feierte er mit dem „Central“ am Wasserturm Grand Opening. Nur wenige Wochen vor der Pandemie. Wie er durch diese Zeit kam, was er an seinem Job liebt und was ihn nervt, dazu bekommt man einen kleinen, aber feinen Einblick.
Barkeeper im Erfurter Club „Kickerkeller“
Teil drei beleuchtet den Arbeitsalltag von Thomas Hücker, der im Erfurter Club „Kickerkeller“ seit 2016 alle Durstigen mit kühlen Getränken versorgt. Doch er ist viel mehr als „nur“ Barkeeper. Als Barchef, Veranstaltungskaufmann und DJ vereint er die Heilige Dreifaltigkeit der Clubstruktur. Front- to Backstage sozusagen. Was er von Thresenklopfern und Sexismus an der Theke hält und wie man als Gast dazu beiträgt, dass alle einen schönen Abend haben, erfährt man im dritten Teil der Serie.
Doch warum wählten die Macher der Videos diese drei Akteure. Laut Andreas ging es dabei um die Reputation und Erfahrung: „Andreas Bretschneider wählten wir für das Video, weil er seit gefühlt siebenhundert Jahren Veranstaltungen in Erfurt macht. Damit ist er einer der repräsentativsten Akteure in Thüringen. Ähnlich ist es bei DJ Beathova, der seit 20 Jahren aktiv ist und in wohl jedem Club in Erfurt aufgelegt hat. Last but not least Thomas ist dabei, weil er das Gesicht des Kickerkellers ist und seit Jahren hinter der Bar arbeitet.“
Nachwuchs ist immer wichtig
Eigentlich war es auch geplant, eine Türsteherin zu interviewen. Diese habe aber kurz vorher abgesagt und auf die Schnelle konnte niemand Weiteres organisiert werden, so Andreas. „Das Feedback ist super. Wenn die Videos weiter so gut laufen, denken wir aber auf jeden Fall über eine Fortsetzung nach. Dann wird hoffentlich eine Türsteherin dabei sein“, macht er Hoffnung und fügt an: „Vielleicht hat ja nach den Videos jemand Bock auf die Jobs, die wir vorgestellt haben. Nachwuchs ist immer wichtig und hält die Nachtkultur am Leben …“ Also Spot aus, Licht an: Zeit hinter den Vorhang zu schauen – hinter Clubkulissen!
Hard Facts:
- Hinter Clubkulissen findet ihr auf dem YouTube-Channel von Don’t Panic Erfurt: www.youtube.com/c/DontPanicErfurt
- Mehr zum Verein gibt’s unter: www.enkl.in und www.dontpanic-erfurt.de