Im Jahr 2019 erstrahlen Thüringen und zahlreiche Bauhaus-Orte darüber hinaus in rot-gelb-blauem Licht. Die von Wassily Kandinsky mit Quadrat, Dreieck, und Kreis untrennbar gemachte Farbtrias etablierte sich als das Markenzeichen der vor einhundert Jahren in Weimar gegründeten visionären Kunstschule. Wo rot, gelb, blau aufeinander treffen, scheint also Bauhaus nicht weit. Diese oberflächliche Betrachtung nimmt die neue Ausstellung der Galerie im Kunsthaus Erfurt als Ausgangspunkt und zeigt sechs Künstle-rinnen und Künstler, die darauf auf ihre ganz eigene Weise reagieren.
Spannende Ausstellung im Kunsthaus Erfurt
Tracing bauhaus ist der Titel der Gruppenausstellung, was sowohl die Spur aufnehmen und zurückverfolgen, als auch etwas skizzieren oder abpausen bedeutet. Diese Offenheit spielt die von der jungen Weimarer Kuratorin Andrea Karle konzipierte Schau in voller Breite aus. In Fotografien, Skulptur, Installation und Malerei wird über die Farben Bauhaus zum Thema gemacht.
Zufällige Schnappschüsse bieten Rückblick auf Jubiläumsjahr
Drei zufällige entdeckte Mülltonnen in den Bauhaus-Farben in einer kargen Felslandschaft zeigt eine der Fotografien von Christian Rothe. Der Weimarer Fotograf und Grafiker richtet mit seinen Bildern einen humorvollen Blick auf das Jubiläumsjahr, wenn er zufällig entdeckte Motive einfängt. Sowohl in der Geste des Schnappschusses als auch in den im Alltag begegneten Motiven lädt Rothe seine Bilder durch die Farben mit Bedeutung auf. Eine ganz andere Herangehensweise verfolgt die Leipziger Fotografin Margret Hoppe. Das in der Ausstellung zu sehende, großformatige Bild Couvent de Saint-Marie de La Tourette I ist in einem von Le Corbusier entworfenen Benediktiner Kloster im französischen Éveux entstanden. Dem farbgewaltigen Foto liegt etwas Malerisches inne, komponierte sie das Bild doch in gleicher Akribie wie die zu sehende Architektur selbst entstanden ist.
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Fläche, Linie und Rhythmus
Wie Hoppe ist auch der in Gera lebende Künstler Thomas Prochnow vom Bauhaus als Idee für Offenheit gegenüber Neuem inspiriert. Er wird im Zwischengeschoss der Galerie eine ortsspezifische Installation schaffen, in welcher er flächige Malerei in den Raum überträgt. Fläche, Linie und Rhythmus verbindet auch Adrian Palkos Zeichenmaschine im Untergeschoss, die beinahe tänzerische Spuren auf dem Malgrund hinterlässt. Im konventionellen Medium der Malerei erscheint auch die Arbeit der Medien-künstlerin Rachel Smith. Die in Bristol lebende Absolventin der Bauhaus-Universität Weimar machte sich einen Google-Algorithmus zu eigen und verfremdete die Spuren, die dem Netzwerk bei der Identifikation des Bildes dienten. Heraus kamen Arbeiten, die an Johannes Ittens Farbtafeln erinnern, aber eigentlich von einer Künstlichen Intelligenz erzeugt wurden.
Vielfältiger Einsatz von Farben
Farbe als Material und Oberfläche thematisieren die in der Ausstellung zu sehenden Werke von Schirin Kretschmann. In Form on the day konserviert sie loses Farbpigment zwischen Glasscheiben. Die abstrakten Formen sind indes Spuren des Arbeitsprozesses, lassen aber gleichsam ein Kräftefeld der Farbe entstehen. Auch das Erstlingswerk der Berliner Künstlerin, die Videoinstallation Mosaik II taucht wort-wörtlich einen Raum in die Farben Rot, Gelb und Blau.
So strahlen die Räume in der Michaelisstraße bis zum 18. Oktober in den Bauhaus-Farben. Bauhaus dient den Werken dort als Blaupause für etwas Neues, wird lose skizziert und seine Spur – nicht ohne Augen-zwinkern – aufgenommen.
Hard Facts:
- Was? Ausstellung „Tracing Bauhaus“
- Wo? Kunsthaus Erfurt, Michaelisstraße 34,
- Ausstellungsdauer: 06. September bis 18. Oktober
- Öffnungzeiten Kunsthaus: Di bis Fr, 10 bis 18 Uhr
- Vernissage: 6. September, 20 Uhr
- zur Homepage des Kunsthauses
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