Thüringen wird nicht umsonst „Das grüne Herz Deutschlands“ genannt. Seine Wälder sind aber nicht nur schön, sondern auch inspirierend. Zumindest für Ivo Hüttmann. Der Königseer verbindet die Ursprünglichkeit der Natur mit der Ursprünglichkeit des menschlichen Körpers und schafft so klare, unverstellte Portraits von Landschaft und Mensch. Nun erschien sein zweiter Bildband. t.akt sprach mit dem Fotografen über seine Passion und seine Sicht auf die Schönheit.
Wie bist du zur Fotografie gekommen und was fasziniert dich daran?
Vor ca. 13 Jahren durch zu viel Freizeit und Technikinteresse. Früher war ich derjenige, der aus der 2. Reihe fotografiert hat. Nur nicht auffallen. Da mich aber der Mensch als Motiv interessierte, musste ich über meinen Schatten springen. So war die Fotografie für mich ein Mittel, meine Zurückhaltung zu überwinden, als Mensch zu wachsen und meine Kreativität auszuleben.
Auf welches Genre hast du dich spezialisiert und warum?
Es war ein Prozess, den jeder Fotograf durchlebt. Man schnuppert in jede Richtung mal hinein, da die Bandbreite wirklich riesig ist. Ich bin kein Entertainer, der gerne eine Hochzeitsgesellschaft dirigiert. Meins ist eher das Eins-zu-eins-Fotoshooting. Da hat man genug Ruhe, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, auf den anderen einzulassen und kennenzulernen.
Kann sich jeder von dir fotografieren lassen oder hast du gern einen bestimmten Typ vor der Kamera?
Für meine freien Arbeiten, wie die zum Buch, nehme ich gerne Leute mit Erfahrung. Aber allgemein kann jeder ohne Erfahrung kommen. Die sind mir auch die Liebsten. Ungeschliffene Diamanten ohne einstudierte Posen. Genau da lässt sich in den meisten Fällen noch etwas Besonderes herauskitzeln. Viele wissen nicht, was in ihnen schlummert und gehen plötzlich vor der Kamera auf. Aber die Chemie muss zwischen Model und Fotograf passen. Das ist die Basis von guten Ergebnissen.
Was war das Lustigste, was du bisher bei einem Shooting erlebt hast?
Das war bei einem Termin am Wasser. Das Wetter war echt mies, kalt, kurz vorm Regen, aber sie wollte unbedingt im Bach fotografiert werden. Genau als wir anfangen wollten, kam ein heftiger Regenguss. Ich habe meinen Reflektor als Regenschirm benutzt und einfach draufgehalten. Letztlich war nur noch die Kamera trocken. Aber es entstanden einmalige Bilder. Je extremer die Situation, umso einzigartiger sind die Bilder dann auch.
Was nervt dich im Metier zurzeit?
Schade finde ich, dass viele junge Frauen ihre Einzigartigkeit verlieren. Die selbe Schablone für die Augenbrauen, Haare, Make-Up. Vor Kurzem suchte ich ein Model mit Glatze oder sehr kurzen Haaren. Das stellte sich als sehr schwierig heraus. Warum fehlt vielen die Stärke, ihre Individualität auszuleben? Der Druck von Instagram und Co.? Ich mag die, die aus der Reihe tanzen, die hinten in der 2. Reihe am Rand stehen. Die finde ich viel interessanter.
Du bringst nun einen Bildband heraus, dein zweiter bereits. Was ist der Antrieb dahinter?
Da Fotografieren heutzutage sehr einfach und auch erschwinglich ist, ist die Bilderflut enorm. Jeden Tag scrollen wir durch hunderte Bilder, schauen sie uns nur eine Sekunde an. Und wenn man dann Bilder entstehen lässt, die für einen selber besonders und wichtig sind, dann sind sie dafür zu schade. Deswegen gehören Bilder für mich auf Papier. Die Frauen im Bildband sind keine professionellen Modelle, aber waren von meiner Idee begeistert und haben sich wunderbar eingebracht. Es ist sozusagen ein Gemeinschaftsprojekt.
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Hard Facts:
- Den Bildband „angekommen“ könnt ihr ab Januar hier bekommen
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