Am vergangenen Freitag (19. März) protesteierten Kulturakteure in Erfurt auf eine eher unkonventionelle Art und Weise. Wie die Freie Kulturkarawane Erfurt (FKK) mitteilt, wurde zeitgleich an fünf verschiedenen Orten in der Thüringer Landeshauptstadt protestiert – und zwar am Fenster. Mit der Aktion „Laute Fenster in sehr stillen Zeiten“ soll auf vorherrschende kulturpolitische Defizite hingewiesen werden.
Freie Kulturkarawane Erfurt rief zum Protest
Von 14 bis 19 Uhr irritierte die Aktion das öffentliche Leben und der Passantenverkehr durch die Aktion in der Erfurter Carmerstraße, am Domplatz, in der Grünstraße, am Moritzhof und in der Schlachthofstraße. Über private Balkons und Fenster wurden dabei Redebeiträge und Musikwerke in den öffentlichen Raum projiziert. „Diese neue Protestform verzichtete dabei zudem auf eine größere Zahl von Demonstrant:innen und richtete sich vorrangig an die Passant:innen. Dennoch konnte bei dieser Versammlung laut gegen die aktuelle kulturpolitische und nicht auf Nachhaltigkeit ausgelegte Politik von den Thüringer Kommunen bis hin zur Bundespolitik gemacht werden und regte oftmals zu themenbezogenen Gesprächen zwischen Ordner:innen und Passant:innen ein“, erklärt die FKK.
In Zeiten von Corona trotzdem laut sein
Im Jahr 2019 bekanntgeworden durch die größte Tanzdemonstration Thüringens, suchte und fand die FKK mit dieser Aktion einen neuen Weg, um in Zeiten von Corona trotzdem laut sein zu können und sich die Räume der Stadt wieder zu erobern. Dabei akzeptierten sie nicht nur die strikten Hygieneauflagen der Versammlungsbehörde, die nur sehr wenige Demonstrant:innen zuließ, sondern distanzierten sich auch eindeutig in den Redebeiträgen von den sogenannten „Querdenker-Demos“.
Clubs als Kulturorte
Die sowohl kulturpolitischen als auch an Nachhaltigkeit orientierten Forderungen befassten sich unter anderem mit der Haushaltspolitik des Freistaates Thüringen und dessen Kommunen im Hinblick auf eine kulturelle Teilhabe aller gesellschaftlichen Akteur:innen unserer diversen Gemeinschaft, der katastrophalen Lage der Veranstaltungs- und Festivalbranche unter der Pandemie, der Etablierung eines heterogenen Verständnis des Begriffes „Tradition“ oder die baurechtliche Anerkennung von Clubs als Kulturorte, um sie nicht weiterhin mit Bordellen oder Spielcasinos gleichzusetzen.
„Laute Fenster in sehr stillen Zeiten“
Solidarisierend mit dem „Global Climate Day“ an diesem Tag und den verschiedenen Aktionen unter anderem von Fridays For Future ging es inhaltlich natürlich auch um ein Ende aller fossilen Subventionen und einer ernst gemeinten Ausrichtung der Erfurter, Thüringer und Bundesdeutschen Klimapolitik. Zwischen den Redebeiträgen der Aktion „Laute Fenster in sehr stillen Zeiten“ waren unterschiedliche musikalische Beiträge verschiedener regionaler Künstler:innen aus der Interessengemeinschaft der Freien Kulturkarawane zu hören.
FKK entstand als Erfurter Initiative
Die FKK entstand als Erfurter Initiative und betätigt sich bisher vorrangig in der Landeshauptstadt. Mittlerweile entwickelte sie sich zu einem thüringenweiten freien Zusammenschluss verschiedener Vereine und Initiativen aus dem soziokulturellen Bereich der Veranstaltungs- und Festivalbranche für kulturpolitischen Protest. Neben den Demonstrationen auf der Straße war die Initiative auch stark in die Hashtag-Kampagne #Kulturkoma involviert und produzierte dazu verschiedene Kurz-Interviews mit den verschiedensten Kulturakteur:innen in Erfurt.
Hard Facts:
- Homepage FKK
- FKK bei Facebook und Instagram
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