Kunst, Kultur und Handwerk sind nicht immun gegen Corona. In Thüringen trifft die Krise unzählige Freischaffende, Selbständige und Einzelkämpfer, die mit viel Herzblut und Schweiß ihr Business aufgebaut haben oder ihren Weg gegangen sind. Der Shutdown nimmt ihnen nun die Lebensgrundlage. Wir wollen diesen Menschen eine Stimme geben, sie sichtbar machen und zeigen, dass Kultur kein Luxus ist.
Kultur Shutdown mit Laura-Sofie Sauer von PaLaJoe
In unserer neuen Interview-Reihe „Kultur Shutdown“ sprechen wir diesmal mit Laura-Sofie Sauer von PaLaJoe. Die Boutique bietet Kinder- und Damenmode sowie Schuhe und Deko-Artikel an. In Meinigen gibt es sie schon seit über 10 Jahren. Jetzt haben sie gerade erst eröffnet in Erfurt.
Wie ist jetzt bei dir die aktuelle Lage?
Der Andrang war vorher schon nicht so groß, weil viele eingeschüchtert waren. Seit dem 18. März haben wir geschlossen. Momentan versuchen wir noch mehr auf den Social-Media-Kanälen aktiv zu sein und unser Angebot zu verbreiten.
Gibt es eine Notlösung, um weiterhin Geld einzunehmen? Hast du Aktionen geplant?
Wir bieten unsere Ware momentan auf Instagram an und versuchen unsere Kunden von dort aus zu beraten. Zudem bietet wir derzeit einen Versandservice. Da gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste ist, dass wir auf Basis von bestimmten Eckdaten, wie z.B. der Kleidergröße ein Paket zusammenstellen und die Kunden die Kleidung zu Hause in Ruhe anprobieren können und entscheiden können, was sie behalten wollen und was nicht. Die zweite Möglichkeit wäre, dass jemandem auf einem unserer Bilder ein bestimmtes Kleidungstück gefällt und dieses dann bestellen kann. Der Versand ist in beiden Fällen kostenfrei und es kann per Überweisung und PayPal bezahlt werden. Wir wollen damit das Shopping-Erlebnis nach Hause zum Kunden bringen.
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Hast du Angst vor dem Virus? Wirtschaftlich und gesundheitlich gesehen?
Gesundheitlich gesehen haben wir eigentlich keine Angst. Wirtschaftlich gesehen ist es eine schwierige Situation, in die wir gekommen sind, weil der Laden in Erfurt gerade erst im Anlaufen war. Bei einer Ladeneröffnung ist die Anfangsphase immer schwierig, weil keiner einen kennt und das macht eine Krise nicht besser. Da bekommt man schon leichte Existenzängste. Aber wir hoffen, dass die Läden bald wieder öffnen können.
Musst du weiterhin die volle Miete für deinen Laden zahlen oder gibt es einen Erlass? Welche Posten musst du weiterhin tragen?
Wir dürfen die Miete sowohl in Meiningen als auch in Erfurt momentan aussetzen. Sobald wir Unterstützung vom Staat bekommen, zahlen wir diese aber nach. Ansonsten bleiben da noch die typischen laufenden Kosten, die man als Ladenbesitzer tragen muss: die Kosten für unseren Versandservice, offene Rechnungen und Gehälter.
Wie soll es nach der Krise für dich und dein Geschäft weitergehen?
In Meiningen natürlich hoffentlich wie vorher. In Erfurt hoffen wir gestärkt aus dieser Krise heraus zu kommen, weil wir durch den Support, den wir erhalten, mehr Aufmerksamkeit bekommen und uns danach vielleicht ein paar mehr Leute kennen als vorher.
Hast du Tipps, um das Beste aus der Lage zu machen?
Allgemein immer positiv bleiben. In jeder negativen Situation steckt auch etwas Positives. Die Zeit, die man jetzt übrig hat, kann man nutzen, um Dinge zu machen, für die im bisherigen Alltag keine Zeit blieb. Ich denke, aus seiner Komfortzone heraus zu kommen, bringt einen immer irgendwie weiter.
Gibt es noch etwas, dass du sagen willst? Liegt dir noch etwas auf dem Herzen?
Ich habe in der Krise festgestellt, dass die Menschen mehr Herzlichkeit zeigen, verständnisvoller und einfühlsamer sind. Ich hoffe, dass man das nach der Krise beibehält und auch der Support untereinander bestehen bleibt.