Unsere Wirklichkeit, das was wir Realität nennen: Wie konstruiert und fragil das ist, wird uns oft erst in Grenzsituationen bewusst. Die Coronakrise hat diese Wirklichkeit, die wir täglich in einer Art Halbschlaf als gegeben hinnehmen, in Frage gestellt und ihre Brüchigkeit aufgezeigt. Es gibt Menschen, die fürchterliche Angst vor diesem Nichts haben und es gibt Menschen, die sich nur dort wohlfühlen. In diesem Nichts. Weil sie wissen, dass dort die Chance für echtes Leben steckt, das Konstrukte nicht nötig hat, weil es einfach zugelassen wird.
Elliy entführt mit Lost and Found in neue Weltansichten
Die Weimarer Künstlerin Elliy ist so ein Mensch: „Es war mir nie so wichtig, was ,Realität‘ wirklich ist oder ob diese Frage beantwortet werden kann.“ Für Elliy liegt die Faszination im puren Sein, in all den verschiedenen Sichtweisen und Realitäten der Menschen. Mit ihrer Kunst kann Elliy, weil sie die vorgegebenen Denkschubladen nicht akzeptiert, die Bereiche des Bewusstseins anzapfen, die noch völlig frei und unvoreingenommen sind.
Perspektiven eröffnen
Ihr Projekt „Lost and Found in Spacetime“ beschäftigt sich mit diesem Thema, mit Verbindungen zwischen Menschen, Welt, Erde. Bei der Arbeit an anderen Projekten entstand die Idee: Sie wollte fotorealistische Bilder erzeugen, die wie Satellitenbilder wunderschöner Landschaften auf der Erde aussehen. Elliy war schon immer fasziniert davon, die Bedeutung und Erfahrung von Existenz zu erforschen. Ihr Hintergrund ist die Physik, das Interesse am Übernatürlichen, das in Verbindung mit Kunst zu Ideen führt, die wirklich Grenzen überwinden, imaginäre Landschaften erzeugen. Während sie mit Satellitentechnologie nach diesen Landschaften suchte, kamen weitere Inspirationen. Denn diese surrealen Kompositionen, die wie Aquarellbilder aussehen, existieren auf der Erde, ohne dass Menschen davon wissen. Diese Bilder, die von der Erde gemacht wurden, kann man nur aus einer anderen Perspektive sehen. Schönheit, die zwar existiert, aber durch das Nichtsehenkönnen verloren ist und durch das Verändern der Perspektive gefunden wird.
Wissenschaften vereinen
„Ich möchte Technologie und Wissenschaft nutzen, um die Menschen wieder in die Natur zu bringen, ihre Schönheit zu sehen und im Gegensatz zu all der zusätzlichen Distanz die Verbindung, die ebenfalls ,verloren‘ und durch das Sehen und Anwenden von Technologie in einem anderen Zustand ,wiedergefunden‘ wurde.“ Daraus entstand dann die Idee für das Projekt „Postkarten an Fremde“: Da geht es konkret um die verlorenen Verbindungen zwischen Menschen und wie diese wiedergefunden werden können. Um Briefe, Geschichten, Erfahrungen. Elliy wollte beide Projekte miteinander kombinieren und das Publikum einladen, daran teilzunehmen und Teil des Projektes zu werden, auch Teil des Prozesses einer Suche nach dem verlorenen Selbst zu werden.
Verbindung zum fremden finden
„Ich denke, der wertvollste Teil des Projekts war wirklich die Gelegenheit, diese verlorenen und gefundenen Verbindungen mit Fremden herzustellen, denen ich nicht begegnet wäre. Im Allgemeinen waren die Leute, die an dem Projekt teilnahmen, von der Idee wirklich begeistert. Die meisten hatten seit Jahren keinen Brief mehr handgeschrieben, und der einfache Akt, sich, wenn auch nur für eine Minute, hinzusetzen und darüber nachzudenken, welche persönlichen Implikationen, verloren‘ und ,gefunden‘ wurden, war für viele Menschen ziemlich faszinierend. Ich war jedes Mal sehr berührt, wenn ich sah, dass sich die Leute wirklich die Zeit nahmen, jeden Millimeter Leerzeichen auf der Karte zu füllen.“
Hard Facts:
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