Über 3.500 Follower innerhalb weniger Wochen – die Instagram-Seite Puffbohnen-Memes ist derzeit in aller Munde. Mit lokalem und witzigem Content aus Erfurt trifft das Team hinter dem Social-Media-Blog den Puls der Zeit und die lokale Internetgemeinde ins Mark. Im Exklusiv-Interview hat das t.akt– Magazin mit Andrea Wausebein, der „Stimme“ der Unterhaltungsseite, über Bohnensalat, Politik und – wie soll es anders sein – Memes gesprochen.
Für alle, die euch noch nicht kennen: Was ist eigentlich Puffbohnen-Memes?
Puffbohnen-Memes ist eine Instagram-Seite mit Content aus Erfurt. Wobei aber für uns ganz wichtig ist, dass wir nicht nur Blödsinn verbreiten. Wir wollen Inhalte vermitteln und Leute nicht nur durch den Kakao ziehen oder die Stadt bloßstellen. Wir wollen Nachrichten mit reinbringen. Ein stückweit besitzen wir zudem einen pädagogischen Anspruch, sind aber in erster Linie eine Unterhaltungsseite bei Instagram.
Wer steckt hinter Puffbohnen-Memes?
Das ist geheim. Deshalb haben wir Charaktere erfunden, die wir online benutzen: Allen voran Andrea Wausebein, Lehramt Leahh, Ordnungsamt Oli und mehr. Wir sind sehr unterschiedlich in der Altersstruktur und lassen das in die Charaktere auf unserer Seite einfließen. Das bringt meiner Meinung nach den Erfolg. Wir decken mit unseren Memes ein breites Spektrum ab. Da gibt es nicht nur Teenie-Witze, sondern auch Memes, die Leute unter 40 Jahren wahrscheinlich gar nicht mehr verstehen.
Ihr seid alle aus Erfurt?
Nein. Nicht alle. Manche wohnen in Erfurt oder haben mal hier gelebt. Aber wir machten alle schon unsere Erfahrungen mit der Stadt. Das vereint uns. Viele verbringen gerade einen Lebensabschnitt hier.
Wie kamt ihr auf die Idee, so eine Seite ins Leben zu rufen?
Im Moment haben viele Menschen unglaublich viel Zeit. Und wer Zeit hat, der hat auch fixe Ideen. Irgendwann hat eine*r von uns ein Erfurt-Meme gebastelt. Das fanden wir lustig und wollten deshalb eine Meme-Seite erstellen. So fing das Ganze an. Es war eine pure Schnapsidee. Es hatte nie einen Anspruch auf mehr. Der Gedanke war nur: „Wir machen das jetzt mal.“
Die t.akt-Instagram-Seite mit etwa 3.450 Followern habt ihr schon überholt. Ihr habt 3.550 Follower.
Wir waren selbst überrascht, dass wir so schnell so viel Anklang gefunden haben.
Wann habt ihr genau mit Puffbohnen- Memes angefangen?
Das erste Meme kam am 27. Dezember letzten Jahres.
Und wie lange habt ihr den Launch geplant?
Einen Tag (lacht). Am 26. Dezember haben wir darüber gesprochen, dass wir sowas machen können und am 27. sagte jemand: „Ich schau‘ erstmal, wie wir uns nennen können.“ Da Erfurt immer mit der Puffbohne kokettiert, entschieden wir uns schnell und einstimmig für diesen Namen. Unsere Themen sind lokal und regional. Demnach passte der Titel gut. Und die Ironie, die wir alle mit Erfurt verbinden, steckt da gleich mit drin.
Warum?
Es gab mal einen Stadtchronisten, der sagte, dass das größte Problem Erfurts darin besteht, mit Sachen wie der Puffbohne werben zu wollen. Etwas durch und durch Regionales, das kein Tourist versteht. Das bringt den provinziellen Charakter Erfurts am besten zum Ausdruck. Deswegen haben wir das aufgegriffen.
Ihr seid ein Meme-Team. Wie funktioniert das bei euch mit dem Meme-Bau?
Jede*r von uns kann rudimentär Memes erstellen. Es sind aber auch Leute dabei, die das durchaus beherrschen und Ahnung haben, wie man mit Computern umgeht. Andere wiederum gar nicht. Aber bei Memes finden wir das gar nicht schlimm. Es muss nicht immer grafisch perfekt sein, da kann auch mal beim Ausschnitt etwas stümperhaft aussehen. Das macht den Charme aus. Oft Brainstormen wir. Da hat jede*r eine eigene Rolle. Manche von uns lesen die TA eben genauer. Da kommt dann tagesaktueller Content zustande. Oft sieht man auch irgendein Bild und sagt „geil, da würde ich jetzt gern ein Meme draus machen“. Bevor aber ein Post online geht, müssen alle ihr Okay geben. Ansonsten veröffentlichen wir das Bild nicht.
Ihr könnt also aus dem Vollen schöpfen?
Genau. Am Anfang war das so eine Sache. Wir dachten, Erfurt gibt nicht so viele Meme-Themen her. Inzwischen haben wir um die 250 Memes online. Es scheint demnach doch einige Themen zu geben.
Ihr setzt gerne aktuelle Themen um, zum Beispiel platziert ihr Bernie Sanders neben den Kika-Figuren. Es läuft da thematisch immer wieder was auf, oder?
Ja. Gerade mit Bernie war das so eine Sache. Direkt nach der Präsidenten-Vereidigung war das ein riesiges Thema in den sozialen Medien. Da meinte jemand aus der Gruppe, wir sollen das Erfurt typisch umsetzen. Also springen wir auf den Hype einfach verspätet auf. Das erste Meme, das wir mit Bernie Sanders bauten, zeigt ihn als Busfahrer. Das brachten wir extra erst am nächsten Tag. Da sitzt er hinterm Steuer und der Bus kommt aus „Trend“. Der Trend sollte bewusst verzögert in Erfurt ankommen. Das ist oft so in unserer verschlafenen Metropole.
Wir haben schon über Andrea Wausebein gesprochen. Kannst du sagen, welche Charaktere es alles gibt?
Die Stimme der Seite ist Andrea Wausebein. Dann gibt es noch Born Benno. Das ist der typische Erfurter. Benno hat immer hier gelebt und ist nie weggekommen. Neuen Sachen steht er immer erstmal ein bisschen skeptisch gegenüber. Er ist traditionsbewusst, aber auf eine gesunde Art. Er ist kein altbackener und kein konservativer Nörgelheinz. Und er ist kein AfD-Wähler oder so. Sowas wollen wir nicht supporten. Da haben wir keinen Bock drauf.
Dann gibt es noch Susi aus der Susi. Der Name lässt es vermuten, sie wohnt in der Sulzer-Siedlung. Sie ist eine mittelreife Frau. Arbeitet im Call-Center und ist dort die Chefin von Lehramt Leah. Lehramt Leah ist zum Studieren nach Erfurt gekommen, weil an der Uni Erfurt in ihrem Fach kein NC (Numerus clausus) besteht. Sie ist unsere Zugereiste.
Ordnungsamt Oli sorgt für Recht und Ordnung. Er hat es besonders auf freilaufende Hunde abgesehen. Das ist sein Steckenpferd: Hunde ohne Leine. Das ist ihm ein Dorn im Auge, da muss er hart gegen vorgehen, weil es den Stadtfrieden zerstört.
Und da gibt es Max, der eigentlich Maximilian heißt. Von seinen Kumpels wird er „Southside-King“ genannt. Er kommt aus dem besser betuchten Erfurter Süden.
Die Charaktere lasst ihr dann in den Memes sprechen?
Wir nutzen die Charaktere, um unter den Beiträgen ein Gespräch stattfinden zu lassen und das Meme zu erklären. Neulich hatten wir zum Beispiel ein Meme über die Umbenennung des Nettelbeckufers. Da haben Born Benno und Lehramt Leah ein Gespräch geführt. Es ging um Vielschichtigkeit. Die Anwohner*innen-Position (Benno) und die kritische Position (Leah) haben ihre Argumente ausgetauscht. Aber nicht auf Facebook-Kommentarspaltenniveau. Das bietet uns die Möglichkeit, Memes, die eigentlich gar nicht lustig sind oder die man vielleicht nicht versteht, für Follower greifbarer zu machen.
Wir sind auf euch aufmerksam geworden, als ihr uns gefeaturte habt. Darüber freuten wir uns sehr. Warum habt ihr die t.akt erwähnt und nicht die tam.tam?
Die t.akt ist das ältere Magazin. Es ist das Magazin, was wir alle kennen. Meiner Meinung nach gehört die t.akt eher zu Erfurt. Die TamTam fand ich immer irgendwie aufgesetzt. Das Titelbild zu nutzten, hat sich angeboten. Es geht ja auch um die Frage, wie es eigentlich einer Zeitung geht, die von Events, Werbesachen und Anzeigen lebt? Derzeit gibt es wenig Grund eine Annonce zu schalten. Noch dazu sind die Auslagestellen nicht zugänglich. Wir wollten euch supporten, weil ihr von Kultur und Events lebt und wir Kultur und Events brauchen!
Gleichzeitig habt ihr euch damit für den Kulturpreis beworben. War das eine offizielle Bewerbung?
Wir müssen das noch offiziell machen. Die Bewerbung muss bis ersten März bei der Stadt sein. Wir haben erst überlegt, das als Witz zu machen. Aber eigentlich ist es kein Witz. Wir legen uns ja wirklich ins Zeug. Wir investieren viel Zeit und haben oft Kultur zum Thema. Wir fanden die Idee lustig, mit neumodischen Medien wie Instagram und Memeseiten im Bereich Kultur zu sagen: „Hey Leute, wir machen da auch was.“
Ihr sprecht auch oft kritische Themen an. Dafür nutzt ihr Memes ganz plakativ. Findet ihr, Humor ist da ein gutes Mittel?
Schwierig. Humor kann nur der Einstieg sein. Humor ist eine Möglichkeit, schwere, unangenehme Themen auf eine Art zu vermitteln, die nicht direkt wehtut. Im schlimmsten Fall kann man sagen: „War nicht so gemeint, ist nur Humor.“
Euch ist demnach wichtig, kritische Themen aufzugreifen und zum Nachdenken anzuregen?
Klar, logisch. Wir sind nicht nur eine platte Scherz-Seite. Das ist uns wichtig.
Wie esst ihr eure Puffbohnen am liebsten?
Sehr gute Frage. In einem guten Salat würde ich sagen.
Thema Zukunft. Ihr wollt weitermachen?
Klar. Wir planen bereits weiterführende Sachen. Wir wollen zukünftig Livevideos drehen, was etwas schwierig ist durch die Anonymität. Grad mit dem Thema Buga setzten wir uns kritisch auseinander. Wir sind uns den Vorteilen für Erfurt bewusst und wollen aber auch auf die Schattenseite eingehen. Denn wenn die Buga weg ist, was bleibt dann? Was ist mit den Einwohnern während der Buga? Zudem wollen wir auch außerhalb des Internets in Erscheinung treten, quasi von der digitalisierten in die analoge Welt wechseln. Lasst euch überraschen.
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Hard Facts:
- Puffbohnen Memes sind coole Memes mit lokalen Themen
- ihr findet die Puffis auf Instagram
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