Leonhard Elias Lemke ist eigentlich Deutschlehrer, aber ganz einer Film-Passion verfallen. Er ist einer der Organisatoren des Paradies Film Festivals, das vom 12. bis 16. Juni in Jena stattfindet. Im Fokus stehen neben DEFA-Produktionen türkische und italienische Filme aus den Genres Horror und Thriller. Wir haben mit ihm über ein folgenreiches Auslandssemester und den Reiz alter Filmkopien gesprochen.
Letztes Jahr wurde das Paradies Film Festival das erste Mal ausgerichtet. Wie kam es dazu?
Es gab in Jena schon immer ein Kurzfilmfestival, aber darüber hinaus ging hier bisher wenig. Ich verfüge durch meine Arbeit als Filmjournalist über sehr viele Kontakte – und die wollte ich gern einmal nutzen. So kam dann auch der Kontakt mit Falko Bögelein zustande, der als Mitglied des Film e.V. Jena schon sehr viel Erfahrungen mit Veranstaltungen mitbrachte. Ich setze mich mit Filmen künstlerisch auseinander, Falko – hauptberuflich Filmvorführer – brachte die technischen Voraussetzungen mit – und wir beide hegen eine große Liebe für analoges Filmmaterial. Das hat super zusammengepasst.
Was wollt ihr bei der zweiten Auflage des Paradies Film Festival anders machen?
Uns fehlte letztes Jahr, wo wir nur im Trafo die Filme gezeigt haben, tatsächlich etwas der Festival-Charakter. Der entsteht erst durch mehrere Spielstätten, wenn die Leute in Gruppen durch die Stadt laufen, vielleicht in einem Café hängenbleiben und über die Filme sprechen. Deshalb haben wir uns dafür entscheiden, dieses Jahr auch einige Filme im Kino am Markt und im Schillerhof zu zeigen.
Was wollt ihr bei der zweiten Auflage des Paradies Film Festival anders machen?
Uns fehlte letztes Jahr, wo wir nur im Trafo die Filme gezeigt haben, tatsächlich etwas der Festival-Charakter. Der entsteht erst durch mehrere Spielstätten, wenn die Leute in Gruppen durch die Stadt laufen, vielleicht in einem Café hängenbleiben und über die Filme sprechen. Deshalb haben wir uns dafür entscheiden, dieses Jahr auch einige Filme im Kino am Markt und im Schillerhof zu zeigen.
Wir haben es schon angesprochen: Ihr zeigt entgegen dem Trend zu Digitalprojektionen auf dem diesjährigen Festival auch zahlreiche Filme auf analogem Filmmaterial. Wie seid ihr an die Kopien gekommen?
Das ist tatsächlich sehr aufwändig, schwierig und teuer. Wenn man Glück hat, liegen die Filmkopien in Filmarchiven von staatlichen oder künstlerischen Einrichtungen. Diese wissen, welche Filme sich in ihrem Bestand befinden, in welchem Zustand die Kopien vorliegen – und veranschlagen moderate Preise. Wenn man weniger Glück hat, liegen die Kopien bei Filmsammlern nicht nur in Italien, sondern auch in den USA, die sehr unterschiedliche, oftmals sehr hohe Leihgebühren veranschlagen. Tatsächlich richtet sich unser Programm auch danach, zu welchen Filmen es weltweit überhaupt noch 35mm-Kopien gibt.
Gibt es eine Rarität einer 35mm-Filmkopie, die ihr dieses Jahr zeigen werdet?
Die italienischen Filme scheinen generell alle rar und es ist harte Arbeit und bedarf viel Recherche, da ranzukommen. Wirklich selten sind auch die DEFA-Filme, die zur Wendezeit gedreht wurden, von denen sehr viele bisher kaum gezeigt oder veröffentlicht wurden. Hier ist die Materialsituation durch Falkos Kontakt zum DEFA-Archiv denkbar gut. Und mit dem DEFA-Kinderfilm „Moritz in der Litfaßsäule“ haben wir einen Beitrag im Programm, der hier ganz in der Nähe gedreht wurde.
Warum legt ihr entgegen einer digitalen Projektionstechnik, die sich in den Kinos inzwischen durchgesetzt hat, so großen Wert auf analoges Filmmaterial?
Bei einer digitalen Aufbereitung des Films wird sehr viel verändert – gerade bei den Farben oder der Abspielgeschwindigkeit. Der Film geht also dabei weg von der ursprünglichen Vision der Autoren. Die 35mm-Filmrolle, die im Kino läuft, entspricht dem Format, auf dem damals gedreht wurde. Damit erstrahlt ein Teil Wahrheit wieder im Kino, so wie es vor 30, 40 oder 50 Jahren am Filmset eingefangen wurde. Man kann auch sagen: Die Aura des Films lebt im analogen Kino fort, während digitales Kino nur aus Nullen und Einsen besteht.
Hard Facts:
Mehr geile t.akt Interviews:
-
Vom Sparer zum Aktionär – Dirk Müller zeigt, wie es geht
-
“Blumenkohl am Pillemann” – Die Kassierer geben Gastspiel in Jena
-
Tourstopp in Jena: Sepalot von Blumentopf mit neuem Quartett unterwegs