Die morgendliche Spätsommersonne steigt langsam empor und der Frühnebel weicht den Sonnenstrahlen. An diesem Spätsommertag stehen wir frühmorgens auf dem Bahnsteig in Jena, um heute die Saaleregion zu erkunden. Nein, nicht per Zug, sondern auf zwei Rädern und mit reiner Muskelkraft. Ausgesucht haben wir uns dafür die fünfte Etappe des Saaleradweges von Saalfeld nach Jena – 54 Kilometer Natur und Kultur pur.
Der Saaleradweg feiert Jubiläum
25 Jahre wird der Saaleradweg in diesem Jahr alt – ein guter Grund, um im Rahmen von „t.akt testet“ das Teilstück zwischen Saalfeld und der Zeiss-Stadt einmal genauer zu erkunden. Parallel entlang der Saale führt der Radweg, der zu den vielfältigsten im Freistaat gehört. Trotz guter Fitness kommen im t.akt-Team jetzt leichte Zweifel auf – werden wir das Ziel bei angekündigten 34 Grad und vollem Sonnenschein erreichen? Der Zug rollt ein und wir packen unser Rad, um im Zug bequem Platz zu nehmen und Richtung Startort Saalfeld aufzubrechen. Die Fahrradmitnahme funktioniert problemlos und ist Thüringer Regionalzügen kostenfrei möglich.
Wir entdecken den Saaleradweg:
Startpunkt ist Saalfeld
Seinen Anfang hat der Saaleradweg jedoch nicht in der Feengrottenstadt. Die Zweiradroute beginnt auf knapp 800 Höhenmetern bei Zell im Fichtelgebirge, denn die Quelle der Saale liegt am Nordhang des Waldsteins, einem Höhenzug in Nordostbayern. Insgesamt 403 Kilometer misst die Strecke bis zur Saalemündung im sachsenanhaltinischen Barby.
Wir starten auf 200 Höhenmetern
Wir beginnen unsere Tour natürlich nicht in ganz so hohen Gefilden. Für uns geht es auf etwa 200 Höhenmetern los. Langsam rollen wir die ersten Meter am Saalfelder Wehr vorbeigen Ortsausgang. Zu unserem Erstaunen sind bereits zahlreiche Radfahrer, Spaziergänger und Jogger auf dem Radweg unterwegs – und das zu wahrlich früher Stunde! Die gut ausgebaute Strecke führt uns Richtung Remschütz immer an der Saale entlang. Familien und Radtouristen kreuzen unseren Weg – schnell ist klar: der Saaleradweg ist beliebt.
Saaleradweg wurde im Mai 1994 eröffnet
Bereits 1992 hat man mit der Planung der Zweiradroute begonnen. Initialgeber war der Bürgermeister von Hof, Dieter Döhla. „Als die innerdeutsche Grenze weg war, wollte man alte Barrieren abstreifen und neue Wege ergründen“, berichtet Katrin Pflieger vom Saaleradweg e. V. im Gespräch mit dem t.akt-Magazin. „Deshalb wurde eine grenzübergreifende Arbeitsgemeinschaft gegründet.“ Eröffnet hat man den Saaleradweg dann im Mai 1994.
Erste Etappe: Rudolstadt
Zurück in die Gegenwart: Am Etappenpunkt Saalfeld klären uns übersichtliche Wegweiser über die Strecke und Highlights am Wegesrand auf. Immer den kleinen Schildchen mit dem Radfahrer und einer blauen Diagonale nach. Der erste Teil unserer Etappe führt uns nach Rudolstadt. Weithin sichtbar empfängt uns die Heidecksburg. Majestätisch thront das Barockschloss über der Stadt – ein kurzer Abstecher muss sein. Das beeindruckende Bild des von der Sonne angestrahlten 160 Meter langen Südflügels vor tiefblauem Himmel brennt sich in unser Gedächtnis ein.
Natur, Kultur und Genuss lautet das Motto
Ebenso im Kopf bleibt uns die bemerkenswerte Geschichte der Radroute: Der Saaleradweg ist quasi ein Stück Geschichte, ein länderübergreifendes Projekt, das in den Nachwendejahren die Verbundenheit zwischen alten und neuen Bundesländern stärken sollte. Und noch heute verbindet die Strecke Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt – und das nicht nur auf der Landkarte. 403 Kilometer Natur, Kultur und Genuss lautet das Motto des Saaleradwegs, so Katrin Pflieger. Denn die Strecke ist nicht nur gesäumt von idyllischer Natur und kulturellen Highlights, sondern auch von kulinarischen Erlebnissen. Mit dem Fahrrad durchquert man drei Bundesländer und dabei auch drei Länderküchen. Unterwegs locken Restaurants, Cafés und Straußwirtschaften mit lokalen Spezialitäten zur Einkehr. Radler stoßen immer wieder auf echte Originale: vom Hofer Wärschtlamo zum Saalfelder Detscher über die Thüringer Tischkultur bis hin zum Saale-Unstrut-Wein.
Ein Besuch auf der Heidecksburg lohnt
Auch in Rudolstadt locken uns zahlreiche Cafés und Restaurants zum Verweilen und Krafttanken ein. Ein Tipp ist das Café Zeitlos im Handwerkerhof – bei dem hausgebackenen Kuchen vergisst man wirklich die Zeit. Am Ortsausgang Rudolstadts ein kurzer letzter Blick Richtung Heidecksburg. Jetzt machen wir Tempo, mit schnellen Umdrehungen treiben uns die Beine durch das flache Saaletal. Abgeerntete Stoppelfelder und Obstbäume ziehen schnell an uns vorbei.
Wir besuchen das Flößereimuseum
Nach dem Dörfchen Kolkwitz lernen wir, dass eine Flachetappe doch auch kleinere Anstiege haben kann. Mit gleichmäßigem Tritt fahren wir die Straße zum Schloss Weißenburg hinauf und rollen dann langsam durch den Schlosspark. Nach einer kurzen Pause und wieder gestärkt nehmen wir die zweite Hälfte der heutigen Tour in Angriff. Talabwärts rollen wir zügig Richtung Uhlstädt, wo ein Besuch des Flößereimuseum zu empfehlen ist.
Porzellanwelten Leuchtenburg beeindruckt
Dann geht es weiter flussabwärts Richtung Porzellanstadt Kahla, wo die „Königin des Saaletals“, die Leuchtenburg, alle Radler grüßt. Die knapp 800 Jahre alte Burg beeindruckt mit ihren fast vollständig erhaltenen Wehranlagen, Wallgräben und Wehrtürmen. Im Gebäude warten die „Porzellanwelten Leuchtenburg“ mit dem Steg der Wünsche und der weltgrößten Vase auf einen Besuch. Unser Tipp: Unbedingt einen der nächsten Tagesausfl üge dorthin machen!
Saaleradweg führt uns nach Jena
Immer parallel zur Saale fliegen die Kilometer an uns vorbei. Zwischen Jägersdorf und Oelknitz folgt der letzte kleine Stopp an einem der zahlreichen Aussichtspunkte. Weithin sichtbar deutet uns mit Blick gen Osten die Ruine der Lobdeburg sowie gen Norden die „Keksrolle“ die Universitätsstadt Jena an. Durch den schön angelegten Saalepark in Göschwitz führen uns die letzten Meter an unser Ziel: Jena. Nach 54 Kilometern haben wir unseren morgendlichen Startort wieder erreicht. Zufrieden und glücklich lassen wir nun unsere Beine im kühlenden Nass baumeln und genießen die Ruhe der Saaleaue.
403 Kilometer von Quelle zur Mündung
Für uns steht fest: Das war nicht unsrer letzte Tour auf dem Saaleradweg. Die nächste Etappe von Jena in die Weinregion um Naumburg ist bereits geplant. Und vielleicht auch im kommenden Jahr die kompletten 403 Kilometer von der Quelle bei Zell bis zur Mündung in die Elbe bei Barby.
Mehr Infos findet ihr bei Instagram, Facebook und unter: www.saaleradweg.de,
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Text: F. Dobenecker & Nadine Kröber