Warum in die Ferne schweifen, wenn das Außergewöhnliche doch so nah ist? Thüringen hat viel zu bieten – sei es beim Wandern in der Natur oder beim Kulturerleben in mittelalterlichen Städten. Also warum nicht einfach einen Miniurlaub im Freistaat planen? Und damit dabei nicht nur der Tagesausflug, sondern auch die Übernachtung ein echtes Erlebnis wird, stellen wir euch in unserer Reihe „Außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten in Thüringen“ eben jene Orte vor, die garantiert nicht wie ein 0815-Hotel daherkommen.
Landurlaub in der Ölmühle Eberstedt
Unser neuester Tipp ist die historische Ölmühle Eberstedt, die in der Nähe des Weinanbaugebietes Saale Unstrut liegt. Wir haben mit Neža Torkar geredet. Sie und ihre Kollegin Maja Pernus sind Geschäftsführerinnen der Ölmühle und führen das Hotel mit Leidenschaft und Engagement.
Das Gelände der Ölmühle ist sehr groß. Was gehört denn alles zu euch?
Wir haben viel im Angebot: in unserem Landhotel gibt es mehrere Doppel- und Familienzimmer, ausgestattet mit Hochbetten und schönen Balkons. Wir haben den Teich, auf dem sich unsere sechs schwimmenden Hütten befinden, in denen insgesamt 36 Leute übernachten können. Dazu stehen bei uns noch ein Leiterwagen und ein Schäferwagen, in denen ebenfalls Schlafplätze vorhanden sind. Alle Schlafplätze richteten wir mit Liebe zum Detail ein. Caravanstellplätze mit Strom- und Wasseranschluss gibt es auch. Um die Verpflegung sorgen wir uns in unserer Mühlenschänke, in der wir die unterschiedlichsten Speisen anbieten. Außerdem können die Besucher im Biergarten entspannen.
Das heißt, wenn ihr Full House habt, dann ist ordentlich was los bei euch?
Ja, absolut. Gerade wenn wir eine größere Feier wie beispielsweise eine Hochzeit hier haben, bei der die Leute anschließend auch übernachten, dann sind schonmal das Landhotel und die Hütten voll ausgebucht. Hinzu kommen die täglichen Gäste wie Radfahrer – die Ölmühle liegt direkt am Ilmtal-Radweg. Aber unser Gelände ist groß. Insgesamt sind es 35.000 Quadratmeter. Außerdem gibt es eine schöne große Wiese, auf der sich auch ein Streichelzoo befindet. Wenn viel Trubel ist, verteilen sich die Leute über das ganze Gelände. Da kommt es einem nicht mehr so viel vor.
Wer besucht euch noch so, außer den Radfahrern?
Familien kommen sehr gerne, um einen Tagesausflug zu machen. Wie gesagt: wir haben einen Streichelzoo. Hier gibt es Ziegen, Hasen, Meerschweinchen und sogar zwei Alpakas. Das macht den Kindern immer viel Spaß. Die Eltern setzen sich dann gerne in den Biergarten. Wir veranstalten für Familien recht viel. Vergangenes Jahr veranstalteten wir sonntags ab und zu kleine Theaterstücke für Kinder. Die kamen gut an. Auch eine Halloweenveranstaltung gab es. Aber eigentlich sind alle Altersgruppen bei uns vertreten. Gerade wenn Familienfeiern und Hochzeiten stattfinden. Wir hatten auch schon Firmenfeiern hier. Unsere Räumlichkeiten sind perfekt für solche Veranstaltungen. Leider mussten im Dezember durch Corona viele Weihnachtsfeiern abgesagt werden und Januar und Februar ist sowieso nie eine gute Zeit für die Gastronomie. Aber für das restliche Jahr sind schon wieder so viele Reservierungen reingekommen, dass wir keine Sorgen haben.
Sind für dieses Jahr Events von euch geplant, wie die Kinder-Theateraufführungen?
Auf jeden Fall. Wir sind gerade dabei, den Veranstaltungskalender für 2022 zusammenzustellen. Die kleinen Veranstaltungen für Kinder wird es wieder geben. Es gibt zusätzlich einige Events, die traditionsgemäß stattfinden, wie der Mühlentag, am Pfingstmontag. Da veranstalten wir Führungen in der historischen Mühle. Auch das Eberstedter Mühlenrauschen wird uns hoffentlich wieder einige Besucherinnen und Besucher bescheren.
Wie kam es dazu, dass ihr die Geschäftsführerinnen des Hotels geworden seid?
Meine Kollegin Frau Pernus hatte vorher schon in Eckartsberga ein Hotel, das war aber kleiner. Zusammen suchten wir nach etwas Größerem. Im November 2019 gingen wir in die Gespräche. Im März 2020 war dann klar, dass wir das Objekt bekommen. Wir wussten zu Anfang gar nicht, ob überhaupt jemand vorbeikommen würde, aber dann kamen doch viele Radfahrer und Familien mit Kindern, die einfach auch mal rauswollten. Es war immer unser Wunsch etwas aufzubauen, bei dem man mehrere Komponenten verbinden und unseren Gästen ein Gesamtpaket anbieten kann und die Veranstaltungen waren mir wichtig. Ich bin eigentlich Musikerin von Beruf, habe in Weimar studiert und spiele Akkordeon. Deshalb gründeten wir eine Band für die Mühle „D‘Müllers“. Bei Events treten wir auch gerne selbst auf.
Also sind die Veranstaltungen eher deine Leidenschaft als der Hotel-Alltag?
Ja, darin unterscheiden meine Kollegin und ich uns. Ich lebe eher für die Veranstaltungen und Frau Pernus ist in der Gastronomie ausgebildet und hat auch dort gearbeitet, sie lebt für den Hotel-Alltag. Allerdings unterstützen wir uns gegenseitig und Hand in Hand.
Kann man an dem Teich auch angeln?
Natürlich. Im Teich gibt es viele Forellen. Man kann eine Tageskarte bei uns für 15 Euro kaufen und dann dort bis zu drei Fischen angeln und mitnehmen. Wir haben auch zwei Grillhütten. Wenn man einen schönen Tag bei uns genießen will – also angeln, eine Kleinigkeit essen, mit dem Kind zum Streichelzoo gehen und dann bei uns übernachten – dann kann man den Abend in der Grillhütte verbringen und da die Forellen zubereiten.
Wenn du selbst Urlaub machst, worauf achtest du dann bei der Wahl des Hotels?
Das wichtigste ist für mich – und deshalb achten wir bei unserer Mühle auch sehr darauf – der erste Kontakt. Sei es nur ein erster Blick auf die Website oder der erste Schritt in das Hotel. Es muss freundlich wirken und seriös. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssen höflich sein. Dahingehend bekommen wir selbst immer gutes Feedback.
Welche Tipps würdest du Neueinsteigern im Hotelbusiness geben?
Ich würde sagen, dass es wichtig ist, den Mut zu haben, etwas Neues auszuprobieren und auch Neues anzubieten. Man muss an sich glauben und das Ganze auch durchziehen. Wir selbst wollten damals nicht nur das übliche Programm anbieten. Wir glaubten daran und gingen unseren Weg. Man muss mit dem Herzen für sich und seine Leute einstehen – und, ganz wichtig: Spaß an der Sache haben.
Hart Facts:
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