Das Jahr hat gerade erst begonnen und noch herrscht in euren Terminkalendern gähnende Leere? Dem können wir Abhilfe schaffen! Zückt eure Stifte und macht euch bereit mitzuschreiben, denn wir stellen euch die Ausstellungshighlights in Jena für 2022 vor. Es wird so einiges auf die Kultur-Liebhaber unter euch zukommen, denn die Planungen bei JenaKultur und dem Jenaer Kunstverein laufen bereits auf Hochtouren.
Ausstellungshighlights in Jena für 2022
Wir starten im Stadtmuseum Jena. Dort läuft bereits seit 4. Februar die Sonderausstellung „Wie ein Fenster in die Vergangenheit“ mit Fotografien der Jenaer Fotografenfamilie Bischoff. Noch bis zum 24. April gewähren dort Aufnahmen aus dem Jenaer Atelier Bischoff einen Blick in ein Jena aus vergangenen Tagen und faszinieren aufgrund der Unmittelbarkeit und Lebensnähe der fotografisch eingefrorenen Momente bis heute. Über 100 Jahre in die Vergangenheit reicht die Reise der Ausstellung zu einer Jenaer Familie, aus der über drei Generationen hinweg sechs Mitglieder in Jena Fotografen waren. Zahlreiche ihrer aus der Zeit von 1871 bis 1946 überlieferten Fotografien zeugen von einer Motiv-Vielfalt, die weit über die Jenaer Innenstadt hinaus reichte. Etliche Aufnahmen aus der näheren und weiteren Umgebung Jenas und eigentümlich anmutende Atelier-Porträts sind darunter.
Tiere als „Ersatzmenschen“
Mit tierischen Gefährten widmet sich das Stadtmuseum ab 13. Mai Pferden, Hunden und Tauben in Jena. Tiere nehmen in der Geschichte und in der Gegenwart eine bedeutende Rolle ein. Als Nutztiere waren und sind sie Nahrungs- und Rohstofflieferanten, aber auch Helfer oder Beschützer. Heimtiere werden aus Freude und Interesse oder als Gefährten gehalten und zunehmend zu „Ersatzmenschen“. Dabei hat sich das Verhältnis zum Tier vor allem im städtischen Raum gewandelt und ist sehr ambivalent. Es wechselt zwischen Nähe und Distanz, Verhätschelung und Ausbeutung, aber auch zwischen Bewunderung und Ablehnung oder gar Ekel. Die Ausstellung zeigt anhand historischer Exponate, Grafiken, Gemälde und Fotografien, aber auch in kleinen Filmbeiträgen und Interviews, dass Mensch und Tier in einer unauflöslichen Beziehungsgeschichte stehen. Diese enge Verzahnung, die wechselseitigen Abhängigkeiten, das teilweise problematische Zusammenleben, aber auch die Freude an und mit Tieren am Beispiel von Pferd, Hund und Taube sind Themen dieser Ausstellung, die von den alten Griechen abgelöst wird.
Antike im Stadtbild
„Athen an der Saale“ zeigt ab 16. September laufende Hunde, Akanthusblätter und andere antike Motive in Jena. Dass die Rezeption der Antike nicht nur in der bildenden Kunst, sondern auch im Stadtbild präsent ist, zeigt die Ausstellung im Stadtmuseum Jena. Vorgestellt werden ausgesuchte Gebäude, Denk- und Grabmale, Brunnen, Graffiti und andere Außen- und Innenraumgestaltungen, die sich stilistisch oder inhaltlich auf die Antike beziehen. Daneben beschäftigt sich die Ausstellung nicht nur mit der Antike in Architektur und Kunst, sondern auch mit antiken Übernahmen oder Rückgriffen im Alltagsleben – hat sie doch bis heute Auswirkungen auf Bauen und Wohnen, Mode, Hygiene und sogar unser Körperideal. Anhand einer Vielzahl von historischen und zeitgenössischen Exponaten zeigt die Ausstellung, dass Antike nicht nur Geschichte ist.
Peter Schnürpel in der Kunstsammlung Jena
Die Kunstsammlung Jena ist bereits 2021 in das Ausstellungsjahr gestartet. Gezeigt werden dort noch bis 20. März Zeichnungen, Malerei und Druckgrafik von Peter Schnürpel. Seit über 50 Jahren widmet sich der 1941 in Leipzig geborene Grafiker und Maler bereits seinen Figuren und schuf ein Gesamtwerk, das stilistisch markant und einzigartig ist. Anlässlich seines 80. Geburtstags würdigt die Kunstsammlung Jena Peter Schnürpel nun mit einer Einzelausstellung, die den Fokus auf einen Künstler rückt, der insbesondere im Bereich der Grafik als einer der bedeutendsten im mitteldeutschen Raum gilt. Die Ausstellung zeigt Arbeiten aus verschiedenen Etappen des umfangreichen Werkes und will nicht nur die Originalität eines bedeutenden Künstlers, sondern auch dessen Bedeutung für die mitteldeutsche Kunstlandschaft würdigen.
Ausstellungen auch virtuell erleben
Diese, wie auch die Ausstellung „Friedrich Kunath. I’ll Try To Be More Romantic” sind übrigens auch virtuell auf www.kunstsammlung-jena.de zu sehen. Ebenso bis 20. März widmen sich die Jenaer Kuratoren dem Maler und Objektkünstler Kunath, für den Romantik eine Erinnerung an die ferne Heimat ist. Und vielleicht trägt die Ferne dazu bei, Friedrich Schlegels ästhetisches Grundprinzip der romantischen Ironie aufzurufen. Die Nähe von Schöpfung und Abgrund, die Schlegel als dialektisches Prinzip beschrieben hat, offenbart sich bei Kunath als doppelter Boden, der die Heiterkeit seiner Werke wie ein Schatten begleitet. Sein Werk umfasst Skulpturen, Malerei, Video und Grafik, vielfach versieht er seine Arbeiten mit Texten.
Ab 9. April hält die klassische Moderne Einzug in die Kunstsammlung. In „Follow George Grosz” widmet sich das städtische Haus dem deutsch-amerikanischen Maler, Grafiker und Karikaturist George Grosz (1893-1959), der zu den bekanntesten Künstlern der klassischen Moderne und im Hinblick auf seine drastischen und entlarvenden Darstellungen bis heute zu den politisch ambitioniertesten Künstlern des 20. Jahrhunderts überhaupt gehört. In den USA lernte Grosz zahlreiche bedeutende Künstlerinnen und Künstler kennen, zu denen auch Andy Warhol zählte. Im Werk Warhols sind die sozialkritischen Zeichnungen für das Magazin „Life“ eine bemerkenswerte Besonderheit, die bisher kaum thematisiert worden ist. Neben rund 70 Werken von George Grosz und Zeichnungen von Warhol werden in der Ausstellung zahlreiche Werke von zeitgenössischen Künstlern und Künstlerinnen gezeigt.
Daguerreotypie-Portraits aus Frankreich, England, etc.
Louis Jaques Mandé Daguerre (1787–1851), Maler und seit 1821 Betreiber des berühmten „Diorama“ in Paris, gilt als der Erfinder des ersten praktikablen Verfahrens der Fotografie. In der Ausstellung „Neue Wahrheiten? Kleine Wunder!“ zeigt die Kunstsammlung Jena ab 16. Juli seltene Dokumente zur Person Daguerres und zu seiner epochemachenden Erfindung. Die allerorten enthusiastische Reaktion des Publikums auf Daguerres Erfindung spiegelt sich nicht zuletzt in vielfältigen zeichnerischen Darstellungen und zeitgenössischen Karikaturen in anschaulicher und humoriger Weise wider. Den eigentlichen Schwerpunkt der „Sammlung G.“ bilden die unter kunst- und kulturhistorischen sowie ästhetischen Gesichtspunkten herausragenden Beispiele von Daguerreotypien aus der Zeit von 1840 bis etwa 1860. Einen weiteren und besonderen Schwerpunkt der Sammlung bilden Daguerreotypie-Portraits aus Frankreich, England, Deutschland und Amerika. Vertreten sind Aufnahmen vieler bekannter Fotografen.
Naive Kunst und Punk
Auch wenn sich die Malerei von Oska Gutheil den klassischen Zuordnungen entzieht, widmen sich die Kunstsammlungs-Kuratoren dennoch ab 23. Juli dem Künstler und seinen Werken. Diese haben Anteile aus dem Punk, beziehen ihre Unmittelbarkeit aus der naiven Kunst und zeugen zugleich von akademischer Grundausbildung. Im Rahmen der Ausstellungen zur Malerei der Gegenwart ist die Position neu, reflektiert aber eine Richtung junger Malerei, die vor allem im angloamerikanischen Raum seit Jahren an Boden gewinnt.
Vinylikonen von Pop bis Heavy Metal
Die Kunstsammlung Jena beendet das Ausstellungsjahr mit Vinyl-Ikonen. Gezeigt werden ab 19. November Schallplattencover, die Ikonen der Populärkultur sind und unsere Geschichte geprägt haben. Sie wecken Erinnerungen, lassen Songs und Melodien wieder aufleben und eröffnen zugleich ein Panorama von Stilen und Musikrichtungen, Neuorientierungen und Experimenten. Punk und Pop, Rock und Heavy Metal, Funk und Folk und vieles andere mehr finden in den Covern ihren Ausdruck. Die Ausstellung versammelt Schallplattencover von den 1960er Jahren bis zur Gegenwart und bietet einen Überblick über diese besondere Form der Ästhetik.
Sven Johne ist Teil der Ausstellung, die die Kunstsammlung ab 26. November nachschiebt. Neben politischen und ökologischen Themen hat Sven Johne immer wieder auch spezifische ostdeutsche Themen aufgegriffen und in seinen Arbeiten umgesetzt. Dabei steht nicht nur die Transformation einer Gesellschaft, das Verschwinden eines ganzen Landes und seiner kulturellen Hintergründe im Mittelpunkt der Werke, sondern auch persönliche Schicksale. Der erst jüngst fertig gestellte Film „Meridian“ erzählt die Geschichte eines Vaters, der aufgrund seiner Tätigkeit als Dissident in der DDR seine Familie verlässt und auch nach der Wende nichts mehr mit dem Sohn zu tun haben will. Der Vater wird zum rechten Parteifunktionär. Hier erzählen sie ganz klar den Bruch zwischen den Generationen. Die Ausstellung wird vor allem die Videos des Künstlers zeigen.
„Schöne neue Welt“ beim Jenaer Kunstverein
Um die die „Schöne neue Welt“ dreht sich im Jahr 2022 alles beim Jenaer Kunstverein. Mit dem Jahresthema „Schöne neue Welt“ zitieren die Kunstfans aus der Lichterstadt den gleichnamigen Roman von Aldous Huxleys und deuten die in Bezug auf das Jetzt. Es werden verschiedene Facetten dieses ambivalenten Assoziationsraums beleuchtet und Bezüge zu Erfahrungen der Gegenwart hergestellt. Nachdem die Corona-Pandemie einen deutlichen Riss im Kontinuum hinterlassen hat, werden sowohl utopische, heilvolle Zukunftsvisionen wie auch bedrohliche, Unsicherheit verursachende Szenarien in den Blick genommen.
Mit Blick für Widersprüchlichkeiten und Absurditäten
Los geht es im Stadtspeicher am 11. März mit einer Ausstellung des slowenischen Künstler-Duos Nika Oblak & Primož Novak. Die Ausstellung wird im Jenaer Kunstverein und in der Häselburg Gera stattfinden. „You won’t know the facts until you see the fiction” – Dieses Zitat aus dem Kultfilm Pulp Fiction könnte auch von Oblak und Novak stammen. Der brennenden Frage nach Abgrenzung und Durchdringung von Fiktion und Realität geht das slowenische Künstlerduo seit vielen Jahren nach. Dabei finden sie immer neue Mittel und Wege, den Blick für Widersprüchlichkeiten und Absurditäten des alltäglichen Lebens zu öffnen. Wie werden Bilder produziert und konsumiert? Welche Bezüge bestehen zwischen medialen Bildern und unserer Realität? Gibt es überhaupt (noch) eine Grenze zwischen digitaler und physischer Wirklichkeit? Diesen und weiteren gesellschaftlich wichtigen Fragen geht das Künstlerduo auf überraschend humorvolle Weise nach.
Wieland Payer im Dialog mit Doris Ziegler
Phantastische, visionäre Landschaften des in Dresden lebenden und arbeitenden Malers und Grafikers Wieland Payer treten ab 19. Mai in den Dialog mit den formal sachlichen Stadtbildern der die Leipziger Schule prägenden Künstlerin Doris Ziegler. Payer bedient sich grafischer Techniken, hauptsächlich des Pastells zur Gestaltung von Landschaften. Seine Sujets findet er unterwegs, beim Reisen und Wandern. Im Gegensatz dazu widmete sich Ziegler thematisch vorwiegend Figurenbildern und Stadtlandschaften. Bereits zu DDR-Zeiten widmet sich die gebürtige Weimarerin in ihren Bildern der friedlichen Revolution.
Skulpturale Kunst zeigt der Kunstverein Mitte des Jahres. Die Skulpturenschau im Frommannschen Garten jährt sich zum zehnten Mal. Ein Kuratorium von Lehrenden und Studierenden der Kunstgeschichte an der Universität Jena und Vertreter des Jenaer Kunstvereins wählten im Februar die künstlerische Position, die ab 9. Juni präsentiert wird. Ab 14. Juli wird es botanisch. In ebenjenem Garten in Jena sind dann Susanne Ruoffs Interventionen zu sehen, die eine poetische Wirkung aus dem Zusammenspiel von bekannten Formen und neu implementierten Elementen entfalten. Ihre Skulpturen erzeugen Irritationen, die Wahrnehmung sensibilisieren und den Botanischen Garten neu entdecken lassen.
Jahresabschluss mit Philipp Valenta
Den Abschluss bildet der Jenaer Kunstverein mit Philipp Valenta. In multimedialen, raumbezogenen Installationen, die sich mit den verschränkten Diskursen von Politik, Ökonomie, Ökologie und Privatsphäre befassen, setzt sich Philipp Valenta kritisch mit dem Jahresthema und unserer neuen, verändernden Form von „Normalität“ auseinander.
Jahresübersicht:
Stadtmuseum Jena
- Wie ein Fenster in die Vergangenheit – Fotografien der Jenaer Fotografenfamilie Bischoff – 4. Februar 2022 bis 24. April
- Tierische Gefährten? – Von Pferden, Hunden und Tauben in Jena – 13. Mai 2022 bis 28. August
- Athen an der Saale – Laufende Hunde, Akanthusblätter und andere antike Motive in Jena – 16. September 2022 bis 22. Januar 2023
Kunstsammlung Jena
- Peter Schnürpel. Malerei, Zeichnungen und Druckgrafik. – 4. Dezember 2021 bis 20. März
- Friedrich Kunath. I’ll Try To Be More Romantic – 11. Dezember 2021 bis 20. März
- Follow George Grosz – 9. April bis 26. Juni
- Neue Wahrheiten? Kleine Wunder! – 16. Juli bis 30. Oktober
- Oskar Gutheil – 23. Juli bis 6. November
- Vinyl-Ikonen – ab 19. November
- Sven Johne – ab 26. November
Jenaer Kunstverein
- Nika Oblak & Primož Novak (Ljubljana/Slowenien) – 11. März bis 30. April
- Wieland Payer (Dresden) | Doris Ziegler (Leipzig) – 19. Mai bis 3. Juli
- FrommannscherSkulpturenGarten – Heiko Börner – 9. Juni bis 17. Juli
- Skulpturen im Botanischen Garten: Susanne Ruoff (Berlin) – 14. Juli bis 18. September
- Philipp Valenta (Hildesheim) – t.b.a.
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