„Kleide dich jeden Tag so, als würdest du deiner großen Liebe begegnen“ … dieses Motto lebt Sophie Johanna Schumann bis ins Detail und hat es auch zu ihrem beruflichen Slogan gemacht. Die gebürtige Thüringerin trägt und schneidert Kleidung und Accessoires im Vintage-Stil der 50er-Jahre. Ein Stil, der geprägt ist von verspielten Mustern und Schnitten, die die Weiblichkeit betonen. Es heißt, nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren und harter Arbeit beim Wiederaufbau sehnten sich die europäischen Frauen danach, auch ihrer Eleganz wieder Ausdruck verleihen zu können.
Die Georgenthalerin näht, seitdem sie 17 Jahre alt ist
Diese Sehnsucht war Anlass für den Modedesigner Christian Dior, einen heute zum Kult gewordenen Stil zu kreieren, den „New Look“. Wadenlange, schwingende Röcke, figurbetonte Oberteile oder Caprihosen wurden durch farblich abgestimmte Accessoires wie Hüte und Peeptoes ergänzt und schufen so den perfekten Fifties-Look. Ein Look, der besonders kurvigen Frauen unglaublich gut steht; Frauen, wie der Georgenthalerin, die näht, seitdem sie 17 Jahre alt ist. „Irgendwann habe ich die Kleidung meiner Figur angepasst und mich dabei von meiner Oma inspirieren lassen“, erzählt sie. Ihre Großeltern spielen eine wichtige Rolle in ihrem Leben, obwohl – oder gerade weil – sie nicht mehr leben.
„Die Landgräfin“ entstand
Sophie war sieben, als ihre Oma starb. Was blieb, war die Erinnerung an eine warmherzige Frau und Fotos aus der Zeit, als ihre Großeltern sich verliebten: die 1950er-Jahre. Bilder, auf denen die Großmutter sich selbstbewusst in wunderschönen Kleidern präsentierte. Es war also nur konsequent, sich beim Namen ihres Labels vom Mädchennamen der Omi inspirieren zu lassen: Landgraf. Durch eine große Portion feminine Stärke wurde daraus „Die Landgräfin“. Denn die Designerin steht ihre Frau, hat sich 2020 mutig selbstständig gemacht und ist seitdem, wie so viele Solo-Selbstständige, „die eierlegende Wollmilchsau“.
„Du warst doch sowieso schon immer der Chef“
Sie wuppt Design, Produktion, Buchhaltung, Marketing – und die Umsetzung eines Traums: ein eigenes Atelier mit Showroom. Gestaltet wird es im Haus ihres Großvaters, der 2018 starb und auch auf seinen Wunsch hin: „Irgendwann steht im Vorgarten ein Schild, auf dem Landgräfin steht“, sagte er einst zu ihr und bestärkte sie auch in der Idee der Selbstständigkeit: „Du warst doch sowieso schon immer der Chef“, berichtet sie lachend. Es war nicht lange nach dem Tod des Opas, da erfüllte sich Sophies Credo – sie begegnete ihrer großen Liebe. Ihr Mann nahm den wichtigen Platz ein, unterstützt sie in all ihren Vorhaben.
Alles handmade!
So hält er ihr auch den Rücken frei, wenn sie sich an der Nähmaschine die Nächte um die Ohren schlägt, weil die neue Kollektion fertig gestellt werden will. Denn neben Einzelstücken und Sonderanfertigungen wie Mänteln, gibt es regelmäßig jahreszeitabhängige Kleinstserien in limitierter Auflage – alles handmade. Darunter U-Boot- Shirts, Schluppenblusen oder authentisch designte Tellerröcke und Kleider. Auch Accessoires wie der berühmte Fascinator (ein festlicher Kopfschmuck) oder Turban-Haarbänder gehören zum Repertoire der 31-jährigen Designerin. Wer neugierig geworden ist, kann bei der „Landgräfin“ online shoppen oder sie bald in ihrem Schau-Atelier besuchen. „Ich freue mich drauf, wenn es wieder möglich ist, meinen Kunden:innen auch direkt zu begegnen“, schließt Sophie das Gespräch sehr höflich, denn: die Nähmaschine wartet.
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