Ulf Annel war für sein neues Buch wieder mal in Thüringen unterwegs. Gemeinsam mit seiner Tochter erkundete er die Gegend rund um die Wartburg und suchte dort (weil es ja etliche Bücher aus dieser Reihe gibt) 111 Orte, die man gesehen haben muss. Das t.akt-Magazin hat mit dem Autor gesprochen, der zudem als erfolgreicher Kabarettist seit drei Jahrzehnten beim Kabarett „Die Arche“ in Erfurt begeistert. Entstanden ist eine Unterhaltung über die Schönheit der Natur, Humor und natürlich die Wartburg.
Dein neues Buch heißt „111 Orte rund um die Wartburg, die man gesehen haben muss“. Wieso hast du dir für das Buch die Wartburg und Umgebung ausgesucht?
Ich habe schon fünf Bücher in dieser Reihe geschrieben. Zwei über Erfurt, eins über Weimar und die Umgebung um Weimar. Mit meiner Frau zusammen habe ich ein Buch über die Thüringer Museen und zuletzt eins entlang der Unstrut, von Kefferhausen im Eichsfeld bis zur Mündung in die Saale bei Naumburg, geschrieben. Meine Tochter und ich haben geschaut, was man noch in Thüringen vorstellen kann. Da sind wir auf die Wartburg und Umgebung gekommen und auch Richtung Westen über die Thüringer Landesgrenze vorgestoßen.
Habt ihr alle Orte, die du im Buch vorstellst, selbst besucht?
Ja. Man muss vor Ort schauen ob das, was man im Internet recherchiert hat oder auch was andere Leute einem gesagt haben, wirklich stimmt. Außerdem müssen Fotos gemacht werden. Meine Tochter und ich sind zusammen hingefahren. Sie hat fotografiert, ich habe ein bisschen was aufgeschrieben und auch Leute gefragt, die in der Nähe waren.
Wie lange habt ihr dafür gebraucht?
Durch Corona hat sich das dieses Mal in die Länge gezogen. Eigentlich braucht man von der Idee bis zur Ausführung ein Jahr. Leider hat es länger gedauert, da meine Tochter ein kleines Kind hat und wir zu dritt nicht reisen durften. Viele Orte hatten auch geschlossen und es lohnte sich nicht loszufahren. Von der Idee bis zum fertigen Buch hat es zwei Jahre gedauert.
Hat dir ein Ort besonders gut gefallen?
Der Rundumblick von der Wartburg war mit dem Supergefühl verbunden, dass wir so viele interessante Orte im 30-km-Radius gefunden haben. Man kann da dem Herrn Goethe nur zustimmen: „Die Gegend ist überherrlich.“
Du hast schon mehrere Bücher in Deiner Karriere geschrieben. Wie kamst Du überhaupt zum Bücherschreiben?
Da ich als Kind und auch als Schüler viel gelesen habe und es mir Spaß gemacht hat, mit Sprache umzugehen, studierte ich Journalistik in Leipzig. Durch meine Arbeit als Kabarettist brauche ich die Sprache ja eh. Das journalistische Arbeiten habe ich als zweites Standbein immer weiter gepflegt und so sind die Sachbücher entstanden, wie die über Thüringen.
Hast du vor noch weitere Bücher zu schreiben?
Zurzeit muss ich mich erstmal um das Buch kümmern, ich bin ja kein Weltbestsellerautor. Ich muss dafür sorgen, dass viele Leute von dem Buch erfahren. Es ist nicht einfach in der Masse der Bücher im riesengroßen Büchermeer herauszustechen. Im Moment ist es doppelt schwer, weil die Buchläden lang geschlossen hatten und man im Internet nicht so einfach auf das Buch stößt. Da muss man schon wissen, was man sucht. Im Buchladen macht der Buchhändler auf das Buch aufmerksam und sagt: „Hey, du interessierst dich doch für sowas.“ Man nimmt das Buch in die Hand, blättert es durch und nimmt es mit nach Hause. Das ist im Internet dann schon schwieriger.
Neben deiner Tätigkeit als Autor bist du auch erfolgreicher Kabarettist. Wie bist Du zum Kabarett gekommen. War das schon immer Dein Traum oder eher Zufall?
Das war ein sehr schöner Zufall. Der hat 1972 in der Penne, damals erweiterten Oberschule, heute Gymnasium begonnen. Ich bin in Erfurt in die erweiterte Lessingschule gegangen und habe in einer Kulturgruppe gemerkt, dass es mir Spaß macht, etwas Juxiges auf der Bühne zu singen und Szenen zu spielen. Daraus ist dann während des Studiums die Mitarbeit am Studenten-Theater und -Kabarett geworden. Nach dem Studium bin ich relativ schnell zum Kabarett nach Erfurt gewechselt – wieder zurück in meine Heimatstadt. Da hatte mir eine ehemalige Mitstudentin, die beim Erfurter Theater war, einen Tipp gegeben. 1979 wurde dann das Kabarett in Erfurt gegründet und ich bin seit 1981 dabei.
Woher kommen die Ideen für deine Kabarett-Programme?
Aus der Welt, durch den Kopf, auf die Bühne. Ich schaue mir die Welt an und was so los ist, nehme dieses und jenes zur Kenntnis und schreibe darüber. Dann entstehen entweder Lieder, Kabarettversionen von Songs oder auch Bücher und Zeitungsartikel.
Du bist ein sehr humorvoller Mensch und kannst Spaß gekonnt einsetzen. Trotzdem kann Humor auch schnell nach hinten losgehen. Was macht guter Humor für dich aus?
Grundsätzlich glaube ich nicht, dass Humor nach hinten losgehen kann. Humor ist erstmal nur Humor und es gibt unterschiedliche Reaktionen im Publikum. Man kann das Publikum mit Humor schockieren, beleidigen oder streicheln. Manchmal schießt man über die Grenzen hinaus und es kann durchaus passieren, dass sich Leute beschweren oder manche verlassen sogar protestierend die Kabarett-Veranstaltung. Manche gehen in der Pause, weil das nicht deren Humor oder satirisches Denken ist. Die meisten Leute erwarten aber nicht, dass wir Kabarettisten auf der Bühne schauen, dass das Programm „political correct“ ist.
Hast du einen bestimmten Gag der immer geht und die Leute vom Hocker reißt?
Was seit vielen Jahren in Erfurt den Leuten ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, ist wenn ich als Hausmeister erscheine. Ich habe einen alten Kittel an, der aus Dederon, dem alten Kunstfasermaterial aus DDR-Zeiten ist, und eine komische Mütze auf. Wenn der Hausmeister erscheint, rede ich auch im Erfurter Dialekt, also ein wenig „dreckscher“. Die Leute freuen sich, dass der Typ auftaucht und hören zu, was er zu sagen hat.
In Zeiten von Corona steht das Kabarett still. Arbeitest Du trotzdem an einem neuen Programm worauf wir uns freuen können?
Wir haben auf unserer Website versucht darauf aufmerksam zu machen, dass es uns noch gibt und wir arbeiten. Wir hatten einen Arche-Adventskalender, bei dem man jeden Tag eine kleine, witzige Kabarettszene oder auch ein Lied genießen konnte, was viele Leute zur Kenntnis genommen haben. Zum Jahreswechsel haben wir einen lustigen Jahresrückblick gemacht. Wir haben auch an einem Lied gearbeitet, was noch fertig geschnitten und dann auch auf unsere Website gesetzt wird. In dem Lied machen wir auf uns aufmerksam und dass es uns im Moment nicht allzu gut geht. Wir haben auf kleinkünstlerische und humorvolle Weise darauf hingewiesen, dass man uns auch etwas spenden kann. Außerdem wird im Moment parallel an zwei neuen Programmen gearbeitet. Ein Solo-Programm von Beatrice Thron, gemeinsam mit Björn Sauer am Klavier. Daneben arbeiten wir an einem Programm, welches zur BUGA Prämiere haben soll. Wir versuchen natürlich den nötigen Abstand einzuhalten, aber trotzdem etwas zu produzieren, dass hoffentlich dann gezeigt werden kann, wenn die Bude wieder aufmachen kann.
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Hard Facts:
- Buch ist im Emons-Verlag erschienen – ISBN 978-3-7408-0981-2
- Hier findest du mehr Infos zum Kabarett „Die Arche“
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